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Beim Stichwort "Kambodscha" denkt man spontan an wunderbare Baudenkmäler wie Angkor oder an die Roten Khmer. Mit einer eigenständigen Küche verbindet der Mitteleuropäer Kambodscha nicht - ein Fehler, wie das vorliegende Buch eindrucksvoll beweist.
Herausgegeben wurde das Buch von der Organisation Friends-International, die in Kambodscha und weltweit Straßenkinder betreut und ihnen vor allem durch eine Ausbildung Möglichkeiten bietet, ihre Zukunft jenseits von Hunger und Kriminalität selbst zu gestalten. So betreibt Friends-International in Phnom Penh ein Restaurant, in dem junge Köche ausgebildet werden. Die Auszubildenden kochen zudem in der großen Kantine der Organisation.
Auch dies, ergänzt von den Lebensläufen zweier Köche des Restaurants, gehört zu den im Buch vermittelten Informationen. In den einführenden Kapiteln sind außerdem viele Hinweise auf die Eigenheiten der kambodschanischen Küche erhalten; mehr darüber erfährt der Leser freilich in den sich anschließenden Abschnitten, die vor allem auch eine Warenkunde und Rezepte für Saucen und Gewürzmischungen enthalten. Diese werden später häufig eingesetzt.
Der Rezepteteil beginnt mit Salaten, und schon hier wird der Leser mit der Eigenständigkeit der Khmer-Küche konfrontiert. "Hähnchensalat mit Lotuswurzel, jungen Lotussamen und Galgant-Dressing" und "Marinierter Salat von gegrilltem Rindfleisch mit Erdnüssen und Sägeblattkraut" klingen da fast noch am vertrautesten. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass in der Warenkunde zu den auch in guten Asia-Läden nur schwer erhältlichen Zutaten Alternativen genannt werden.
"Suppen und Currys" ist das nächste Kapitel betitelt. Hier lassen sich die eigenwilligen Aromen dieser Küche vielleicht besonders gut erfahren, etwa mittels des süßen Fischeintopfs mit Palmzucker, Tomaten und Galgant. In "Gegrilltes" findet man köstliche Gerichte auf der Basis von Rinder- und Schweinefleisch, Fisch und Gemüse, und das Kapitel "Gedämpftes" enthält weitere Versuchungen für Augen und Gaumen, unter anderem Variationen der beliebten Speise Prahok.
Gebratenes und Frittiertes werden im Anschluss daran präsentiert, beispielsweise gebratener Kürbis mit würzigem Basilikum oder Garnelen im knusprigen Taromantel mit einer Palmwein-Honig-Vinaigrette. Den Abschluss bilden Rezepte zu Desserts und Getränken, etwa gedämpfte Bananenreiskuchen mit Mangosauce und Palmzucker und süßer Tamarindenshake mit Guave und Honig.
Fünf Euro pro verkauftem Exemplar des Buchs gehen an Friends-International, sodass die Käufer die Arbeit mit Straßenkindern unterstützen können und zugleich ein außergewöhnliches Kochbuch erwerben. Schon die Rezepte selbst lohnen die Anschaffung, denn die kambodschanische Küche unterscheidet sich durchaus von der verwandten Thai- und Vietnam-Küche und hat einige ungewöhnliche Zutatenkombinationen und Geschmackserlebnisse zu bieten. Zahlreiche kunstvolle Fotos vermitteln Eindrücke von Land und Leuten, dem bezuschussten Projekt und natürlich Lebensmitteln und Speisen.
Die Rezepte selbst sind übersichtlich aufgemacht mit deutschem und kambodschanischem Namen, Anzahl der berücksichtigten Personen, Zutatenliste und Zubereitungsbeschreibung. Tipps, beispielsweise zu möglichen Ersatzzutaten und Beilagen, sowie gegebenenfalls Hinweise auf den kulturellen Kontext werden ebenfalls gegeben. Sofern man einen wirklich gut sortierten Asia-Markt in der Nähe hat, lassen sich die Gerichte ohne Schwierigkeiten nachkochen, ansonsten muss man manchmal improvisieren.
Sehr interessant sind die Berichte über die Arbeit von Friends-International, die Entstehung der Restaurant-Idee und die Suche der Initiatoren nach der wahren kambodschanischen Küche, die dem Land während der Herrschaft der Roten Khmer zu einem großen Teil abhanden gekommen war. Junge Menschen aus dem Projekt äußern sich begeistert und selbstbewusst zu ihrer Ausbildung und Arbeit als Köche.
So bietet dieses sehr schön aufgemachte Buch nicht nur eine exotische Warenkunde und tolle Rezepte, sondern auch Informationen zu einem ausgesprochen sinnvollen Hilfsprojekt. Angesichts der hochwertigen Aufmachung und der enthaltenen Spende ist der Preis keineswegs zu hoch gegriffen.