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Vincent hat einen guten Riecher. Und der alte Knacker, den er in der Bar beobachtet, ist ein fettes Hühnchen, jede Wette. Er ruft seinen Kumpel Grégoire an. Der zaudert zwar, macht aber dann doch mit. Der Raub geht glatt über die Bühne, doch der Inhalt der Tasche, die sie dem Alten abgenommen haben, schockt die beiden kleinen Gauner: widerliches Zeug wie Zähne und Hühnerklauen und mehr als dreißigtausend Euro. Das ist eindeutig eine Nummer zu groß für die beiden Freunde. Doch bevor sie die Sache hinbiegen können, ist Vincent tot.
Adamsberg, der ermittelnde Beamte, ist elektrisiert. Irgendeine innere Stimme lässt ihn einen Zusammenhang zwischen diesem scheinbar so klaren Mord unter Gaunern und einem Serienmörder herstellen, den die Pariser Polizei fieberhaft sucht. Zwar glaubt keiner seiner Kollegen an diese Verbindung, zumal Adamsberg keine Fakten für seinen Verdacht liefern kann, doch alle kennen die seltsamen Methoden ihres Chefs.
Doch wie an den zweiten Gauner herankommen, der aus Angst vor dem Killer und der Polizei untergetaucht ist?
Bereits im Jahr 2000 erschien "Das Zeichen des Widders" - allerdings als Comic. Zusammen mit Illustrator Edmond Baudoin schuf Fred Vargas einen düsteren, spannenden Bilderroman, der Ende 2008, als Hörspiel adaptiert, in deutscher Sprache erschienen ist.
Und dieser sehr kurze, in knappen Sätzen erzählte Kriminalfall ist so spannend, dass man kaum zu atmen wagt. Von der ersten Minute an fesselt das Geschehen den Hörer. Zunächst sind es die sehr guten Sprecher, allen voran Daniel Wiemer und Volker Riesch, aber auch Dustin Semmelrogge, Horst Mendroch und Camilla Renschke, die überzeugen. Dann aber nimmt einen die düstere, tragische Atmosphäre dieses Schauerstücks gefangen. Denn zwischen den tristen Häusern, den heruntergekommenen Gassen und dunklen Kneipen treibt ein Serienmörder sein Unwesen, der dem Hörer Schauer über den Rücken jagt. Wider Erwarten ist diese Rolle hier nicht am Rande erwähnt oder unwichtig, sondern tragend und tragisch. Die verqueren Gedanken dieses Menschen, sein Werdegang, seine innere Überzeugung werden so deutlich, dass es einem angst und bange wird.
Vargas hat mit Adamsberg einen Kripobeamten entworfen und in immer neuen Facetten ausgestaltet, der fasziniert, fesselt und begeistert. Auch wenn er in diesem Hörspiel kaum mehr als zwanzig Sätze sagt, trägt er zu der Stimmung bei, die sich im Leser manifestiert. Und die ist zwischen Schaudern und Begeisterung, Lachen und Weinen perfekt ausbalanciert.
"Das Zeichen des Widders" ist genial, sehr knapp und im besten Sinne des Wortes eine Kurzgeschichte. Hinzu ist sie perfekt vertont und aufgearbeitet. So macht Literatur - denn bei den Krimis von Fred Vargas muss man in Anbetracht von Stil, philosophischer Gedankenfülle und Variationsbreite der verwendeten Sprachmuster von ebendieser sprechen - Riesenspass.