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 Wehrlos

Autoren: Juliette Manet
Übersetzer: Oliver Ilan Schulz
Verlag: Diana Verlag

Cover
Gesamt +----
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Vincent Connely ist ein perverser Sadist, der Sex mit jungen Männern hat, die am besten noch wie Kinder aussehen. Dann bringt man ihn mit dem Verschwinden von mehreren Kindern in L.A. in Verbindung - und seine Vergangenheit holt ihn ein.
Vor zwölf Jahren ermittelte Senda Barhi in Paris in einem ganz ähnlichen Fall. Drei Kinder verschwanden, bevor der Täter im Haus des reichen und einflussreichen Unternehmers Raphaël Schiller ein Blutbad anrichtete: Die Haushälterin wurde brutal erdrosselt, Schillers Tochter das Genick gebrochen und ihr Schulfreund erst brutal vergewaltigt, dann gefoltert und erstickt. Schnell geriet Schiller in Verdacht, obwohl Senda und ihre Leute keine eindeutigen Beweise sammeln konnten. Doch dann nahm der Fall eine andere, überraschende Wendung - und Schiller verschwand aus Sendas Leben.
Bis man sie auf die Verbrechen in L.A. aufmerksam macht. Wie damals in Paris findet man auch in Kalifornien die Kopie eines alten Stiches an jedem Tatort. Senda ist überzeugt, dass es sich bei dem Täter nur um Schiller handeln kann, der als Connely ein neues Leben in den USA begann. Zwar kann sie mit ihrem Misstrauen den ermittelnden Polizisten Tony Perez von ihrer Theorie überzeugen, wird aber von Paris angewiesen, nicht alles über den Fall mitzuteilen. So bewegen sich die Ermittlungen auf dünnem Eis und trotzdem viele Indizien für Connelys Schuld sprechen, eindeutige Beweise sucht die Polizei vergeblich.

"Wehrlos" ist ein Buch wie aus einem Alptraum. Und das aus vielen Gründen. Einmal wäre da das Thema. Vergewaltigte, gefolterte und verstümmelte Kinder können einem auf den Magen schlagen. Besonders, wenn man so in den perversen Gedanken eines Mörders schwelgt, wie es die Autorin tut. An einigen Stellen ist man wirklich nicht sicher, ob durch die deftigen Gedanken des Täters Ekel oder Erregung bei den Lesern erzeugt werden soll.
Alptraumhaft ist dieses Buch auch, weil es wirklich schlecht geschrieben ist. Französisch muss entweder unübersetzbar sein oder eine so tolle Sprache, dass auch Schund noch gut klingt. Anders ist der Erfolg in Frankreich nicht zu erklären - auch nicht die Probleme, die das Lektorat scheinbar mit diesem Text hatte. So wurden besonders in der zweiten Hälfte des Romans mehrere Fehler übersehen.

Bei der Lektüre schlägt dem Leser eine Kühle entgegen, die nichts mit Thema und Inhalt zu tun hat. Die Stimmung in dem Roman ist trüb, die Personen und ihre Handlungen sind es auch. Denn die Autorin vermeidet es peinlich genau, Beschreibungen einzubauen. Angefangen von der Umgebung, die man sich als Leser noch halbwegs vorstellen kann, bis hin zu den Charakteren, die die Handlung tragen sollen. Hier beginnt der Mangel an Erklärungen und Beschreibungen wirklich zu stören. Es dauert lange, bis der Leser erfährt, dass Senda rote Haare hat, und er sich ein Bild von der Polizistin aus Paris machen kann - nur um einige Kapitel später nebenbei noch zu erfahren, dass sie aus dem Maghreb stammt. Den anderen Charakteren geht es nicht besser.
Besonders hinderlich ist allerdings, dass man nicht wirklich in das Gefühlsleben der Personen eingeführt wird. Zwar darf man immer wieder erfahren, was den Täter antörnt, aber warum Senda ein solches Wrack ist oder sich von dem Fall so gar nicht lösen kann, wird höchstens angedeutet.
So bewegen sich die Personen wie Scherenschnitte vor weißer Landschaft und der Leser stumpft ab. Was mit den einzelnen Personen geschieht, ist am Ende ebenso egal wie die Frage, wer denn nun wirklich der Mörder ist und ob er gefasst werden kann.

Versucht die Autorin dagegen mal, in die Gefühlswelt ihrer Charaktere einzutauchen - dies geschieht im Grunde nur im Zusammenhang mit Connelys Anwältin Judith Graham -, klingt das so furchtbar kitschig, dass es fast schon grausamer wirkt als die Beschreibungen der Opfer.
Neben der Gleichgültigkeit sorgt eine Vielzahl von auftretenden Personen für Unübersichtlichkeit, die durch den verworrenen Plot noch gesteigert wird. Wer was warum tut, wird nicht immer aufgeklärt und am Ende verliert man die Lust, sich darauf einzulassen.
Anstatt sich auf die einfache Suche nach einem Mörder oder auf die Fahndung und die Gerichtsverhandlung zu konzentrieren, versucht die Autorin immer noch einen Schritt weiter zu gehen und noch eine Wendung einzubauen. Was kläglich scheitert, denn jede dieser Geschichten kann so nur angeschnitten werden und wirkt dadurch oberflächlich und zum Schluss auch nur noch unlogisch und überflüssig. Am Ende bleiben nur Unverständnis und die Frage, was das alles nun sollte.

Ein Buch, das eigentlich in den Giftschrank zwischen ätzendes Putzmittel und Rattengift gehört und irgendwie an einen Verkehrsunfall auf der Autobahn erinnert: Man will gar nicht wissen, was passiert ist, und kann doch nicht wirklich wegsehen. Das beste Mittel dagegen dürfte sein, im Buchladen schnell an dem Roman vorbeizugehen und Profis die Entsorgung zu überlassen.

Susanne Fischer



Hardcover | Erschienen: 01. August 2008 | ISBN: 9783453290372 | Originaltitel: Le Disciple du Mal | Preis: 17,95 Euro | 351 Seiten | Sprache: Deutsch

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