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Es ist einer der härtesten Titel im Jahr 2008: "Dead Space" von EA spart nicht mit Blut und Horror, aber ebenso wenig mit einem guten Gameplay-Konzept und sehr ordentlicher Grafik. Getestet wurde die Playstation-3-Version.
Man spielt alleine und man ist auf sich gestellt: Auf der Abbaustation USG Ishimura kämpft man ums nackte Überleben. Der Kontakt zu dieser Raumbasis war abgebrochen und ein kleines Team von Spezialisten soll nach dem Rechten sehen. Unter ihnen ist auch Ingenieur Isaac Clark, der sich um seine Freundin sorgt, die ebenfalls auf dieser Raumstation ist. Das Shuttle erreicht sein Ziel und landet inmitten eines blutigen Albtraums: Die Crew der Ishimura ist tot oder verschwunden, dafür wird die Station von merkwürdigen Monstern bevölkert, deren sich Isaac fortan erwehren muss. Ein Verlassen der Station ist so schnell nicht möglich, weil bei einer Explosion das Shuttle zerstört wird. Also müssen die Verbleibenden versuchen, die Station so weit wieder flott zu bekommen, dass sie ein SOS-Signal aussenden können, und dann überleben, bis Hilfe eintrifft. Derweil findet Isaac einiges über den Grund für das Desaster heraus, bei dem fanatische Religionsanhänger, ein verrückter Wissenschaftler und ein seltsames Artefakt eine Rolle spielen ...
Horror pur: Am Anfang kann man nur weglaufen, es werden einige Schockmomente gescriptet, bevor man endlich eine Waffe findet und sich wehren kann. Der Spieler steuert Isaac, der in seinem Allzweck-Raumanzug durch die dunklen Gänge stapft, sich im luftleeren Raum bewegen kann, solange sein Luftvorrat reicht, und einige Male mit der Schwerelosigkeit und der Oberfläche der Raumstation konfrontiert wird. Überall lauert das Grauen. Entweder in Form von Monstern aller Art oder aber als Crewmitglieder, die an ihrer Verzweiflung geistig zerbrochen sind und sich gerne genau in dem Augenblick, in dem Isaac sie erreicht, den Schädel einschlagen oder wegschießen und dergleichen. Im Vordergrund steht aber natürlich das Zerstückeln von Gegnern - im wahrsten Sinne des Wortes: Hier kommt man am ehesten davon, wenn man den Monstern erst die Gliedmaßen abtrennt. Danach kann man sie bequemer erledigen, mit der Waffe oder auch mit dem Fuß. Den meisten Ärger hat man mit kleinen und mittelgroßen Wesenheiten, es gibt letztlich nur einen Bossgegner und einen Endgegner. Gegen die Brut setzt man eine Reihe von Waffen ein, die man auch verbessern kann, jedoch kann man nur vier verschiedene gleichzeitig tragen und einsetzen. Weitere Besitztümer, die man nicht mit sich herumtragen will, kann man in den Shops ablegen, die sich überall auf der Station finden. Dort kann man auch Munition, Medi-Packs, Luftkanister und natürlich auch Waffen kaufen, allerdings benötigt man für die meisten Sachen erst Schemata, die man aufsammeln und in den Shops einlösen kann. Die Ware ist jedoch teuer, es lohnt sich, jeden Credit aufzusammeln, den man unterwegs findet. Unterwegs kommen auch immer wieder Kinese-Module und Stasis-Packs zum Einsatz. Mit ersterem bewegt man Gegenstände, ohne sie zu berühren, letzteres verlangsamt für eine bestimmte Zeit bewegte Gegenstände - oder auch Monster, die man dann in Ruhe zerpflücken kann.
Die Entwickler haben sich einige Gedanken über ein sinnvolles Gameplay gemacht. Hier die beiden wichtigsten Ergebnisse dieses Prozesses: Erstens gibt es kein HUD auf dem Bildschirm, die Lebensleiste und die Stasis-Anzeige befinden sich auf der Rückseite von Isaacs Raumanzug, so dass man sie ständig im Blick hat. Inventar-Anzeige, Karte, Missionsliste, Videoübertragungen und dergleichen sind auf einer Art holografischer Projektion zu sehen, die vor Isaac in der Luft schwebt. Die Munitionsanzeige befindet sich auf der Waffe selbst. Nichts verdeckt hier den Blick auf die Umgebung, eine ausgezeichnete Idee. Ebenso wie zweitens der nicht rote, aber blaue Faden, den man durch Druck auf den rechten Stick erscheinen lassen kann: Er zeigt an, wohin man gehen muss, um das nächste Ziel zu erreichen. Das ist bei einem Spiel, in dem man ohnehin eine sehr lineare Geschichte durchläuft, nur konsequent und erleichtert die Wegfindung in der teilweise sehr unübersichtlichen Station enorm. Nett ist auch, dass bei aller Spannung und Horror-Atmo auch Platz für ein Mini-Spiel war: Zur Entspannung kann man sich an einer Art Schwerelosigkeits-Basketball versuchen.
Ein paar kleinere Unmuts-Faktoren gibt es aber doch: Die beiden Einsätze an der Massebeschleuniger-Kanone sind selbst im leichtesten Schwierigkeitsgrad zu schwer und sorgen durch oftmaliges Scheitern für Frust - immerhin wurde darauf verzichtet, sie in schwereren Spielmodi noch schwerer zu machen. Und es ist ein wenig schade, dass Isaac zum reinen Befehlsempfänger für seine Gefährten degradiert ist: Es war nicht einmal nötig, einen Sprecher für ihn zu engagieren, weil er im ganzen Spiel kein Wort von sich gibt. Da wäre ein bisschen mehr Leben und Charakter nett gewesen. Und hier ist es irgendwie schade, dass es keine Möglichkeit zum Online-Duell gibt. Für die PS3 gibt es da nicht so viele Online-Shooter-Alternativen wie etwa auf der Xbox360.
Apropos Synchronisation: Bei diesem Spiel liefert die deutsche Sprachausgabe erfreulicherweise keinen Grund zur Klage, die deutschen Sprecher erledigen ihren Job recht gut - zum Glück, denn die Originalfassung ist nicht enthalten. Die Grafik überzeugt, Clippingfehler gab es nicht, leider hat sich das Spiel einige Male aufgehängt. In die Steuerung wird man gut eingeführt, sie ist herrlich einfach und intuitiv. Bei erstmaligem Durchspielen beginnt man mit einem Raumanzug Level 1 mit sehr begrenztem Inventar, hier muss man sich für teures Geld bessere Anzüge kaufen - es sei denn man hat Zugang zum Playstation-Store, wo es einen Anzug Level 5 gleich zum kostenlosen Download gibt, der nach der Installation in den Shops anwählbar ist. Das ist eine ziemliche Erleichterung. Hat man das Spiel durchgespielt, kann man auf dem anschließenden Speicherstand gleich von Neuem beginnen, diesmal aber mit der nach dem Showdown verbliebenen Ausrüstung. Das gilt leider nur für den gleichen Schwierigkeitsmodus: Mit einem komplett erweiterten Impulsgewehr sind die ersten Level der leichten Stufe fast schon langweilig einfach abgehandelt. Ein erstes Durchspielen kann zwischen zwölf und 15 Stunden Spielzeit dauern, je nachdem, ob man jeden Winkel durchforstet oder schnurstracks durchmarschiert. Das ist ein akzeptabler Umfang, zumal das Game einen hohen Wiederspielwert hat.
Trotz der kleineren Einwände ist Electronic Arts mit "Dead Space" ein absoluter Glücksgriff gelungen. Ein von vorne bis hinten stimmiges, zu Recht preisgekröntes Spiel mit einer zunächst verworrenen Story, die sich aber zuletzt als tricky herausstellt, und einigen tollen Gameplay-Ideen. Man sollte hierfür einen Magen haben, der fest genug sitzt, um sich nicht umzudrehen, und man sollte das Spiel nachts nicht allzu lange spielen - es könnte einen bis in die Träume verfolgen und von diesem Spiel will sicher niemand träumen ... Eine Jugendfreigabe hat das Spiel nicht erhalten und daran sollten sich Eltern hier unbedingt halten. Wer einen nie versiegenden Monsterstrom und viel Action bevorzugt, könnte sich hier langweilen. Freunde von subtilem Horror in optisch und akustisch hervorragender Atmosphäre und intensivem Blutverlust werden an diesem Spiel lange ihre Freude haben.