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Die Leiche einer jungen Frau wird an einem Leine-Altarm aufgefunden. Bezüglich der Identität der Toten tappt die Polizei im Dunkeln, bis sich herausstellt, dass der pensionierte Polizist Nikolaus Schrader, Bewohner eines nicht weit vom Tatort gelegenen Altenheims, offensichtlich erotisches Interesse an der jungen Frau gehegt hat. Da ihr Interesse jedoch allem Anschein nach ganz anderer Natur gewesen ist, gerät Schrader unter Tatverdacht.
Das aber können weder Schraders Zimmernachbarin Amalie Pfingsten noch die im Altenheim sehr beliebte Fußpflegerin Kornelia Lorenz ertragen, zu deren Lieblingskunden Schrader gehört. Wie bereits in einem anderen Fall beginnen sie auf eigene Faust mit den Ermittlungen, in die auch ein Polizist involviert ist, der sich bereits beim letzten Fall in Kornelia verliebt hat.
Während der Mord droht, Folgemorde nach sich zu ziehen, sieht sich Kornelia nicht nur mit Schraders "Amour fou" und deren Konsequenzen konfrontiert, sondern gerät im Verlauf ihrer Ermittlungen auch in höchste Gefahr. Und dann scheint es, als ob ihr Mann, mit dem sie eigentlich bald Silberhochzeit hätte, ein düsteres Geheimnis mit ihrer besten Freundin teilte. Nicht nur deshalb fühlt sie sich zu ihrem eigenen Unbehagen zu dem ermittelnden Polizisten hingezogen, und umso eigensinniger treibt Kornelia zusammen mit der unerschütterlichen Amalie Pfingsten die Ermittlungen voran.
Wie der Vorgängerroman "Gute Absicht" bietet auch "Gute Besserung" viel launige, schwarzhumorige Unterhaltung, und dies zusammen mit einer gehörigen Portion Lokalkolorit. Die noch aus "Gute Absicht" vertrauten Charaktere präsentieren sich eigenwillig und zum Teil verschroben wie zuvor, was jedoch nicht bedeutet, dass man den ersten Band gelesen haben muss, wenn man den zweiten zur Hand nimmt; alle wichtigen Figuren werden neuerdings vorgestellt.
Die Handlung ist recht originell konzipiert, auch wenn der Leser die Auflösung, das heißt, die Identität des Mörders, rasch ahnen mag. Es geht schließlich darum, wie das Duo Kornelia Lorenz - Amalie Pfingsten, verstärkt durch den durch seine amouröse Enttäuschung zwar etwas beeinträchtigten, doch keineswegs außer Gefecht gesetzten Nikolaus Schrader und die Polizei, den Fall bearbeitet und schließlich zum Abschluss bringt. Und genau dies versteht die Autorin spannend und unterhaltsam darzustellen. Das idyllische Leinebergland mit seinen bodenständigen Bewohnern bietet hierzu eine adrette Kulisse.
Gefühl freilich kommt auch nicht zu kurz. Kornelias Eheprobleme und die Schwierigkeiten, in denen ihre beste Freundin steckt, möglicherweise zusammen mit Kornelias Ehemann, haben allerdings mit dem Fall selbst nicht konkret zu tun.
Wenngleich der rote Faden sichtbar bleibt, gibt es in diesem Krimi wie auch in "Gute Absicht" viele Nebenstränge der Handlung, die aber nicht unbedingt als "rote Heringe" dienen, weshalb der "klassische Krimileser" viele davon als redundant empfinden dürfte. Er bekommt auch unerwartet viel Innenleben und Gedankengut völlig unwichtiger Personen serviert aufgrund der sehr uneinheitlichen, schier zerfledderten Erzählperspektive. Nun gut, das ist Angelika Stuckes Konzept - man kann es kritisieren, vielleicht jedoch auch mögen.
Insgesamt macht es Spaß, diesen sympathischen Lokalkrimi zu lesen, insbesondere dank der wunderbar ge- und überzeichneten Charaktere, die ihn lebendig machen. Die Handlung ist schlüssig, die Auflösung wenig überraschend, doch nachvollziehbar. Gute Unterhaltung also nicht nur für Krimifreunde rund um Hildesheim!