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Im Piredda Verlag erscheint seit Kurzem die Serie "Ethan Ringler" der Franzosen Gilles Mezzomo, der für die Zeichnungen verantwortlich zeichnet, und Denis-Pierre Filippi, aus dessen Feder die Geschichte stammt.
Ethan Ringler ist ein junger britischer Gentleman. Nach dem Tod seines Großvaters siedelt er von London nach New York über, in dem jedoch noch 1879 die Auswirkungen des Sezessionskrieges zu spüren sind. Das Klima ist rau und Ethan zunächst auf sich allein gestellt, da er das Erbe seines Großvaters nicht antreten will. Er ist auf der Suche nach der anderen Seite der Familie: Seine Mutter war Indianerin und wurde einst vom Großvater auf einem Sklavenmarkt als Dienstmädchen gekauft.
Doch die Suche gestaltet sich schwierig. Ein Besuch im Indianerviertel erweist sich als vergeudete Zeit - niemand kümmert sich um Indianer, die einfach spurlos verschwinden. Als Ethan später in eine brenzlige Situation gerät, in der er beinahe ums Leben kommt, wird ihm sein Leben durch das Eingreifen von Prinston, einem Agenten der Bundespolizei, gerettet.
Auch sonst gestaltet sich sein Leben mühsam: Nur nach einigen Tagen und durch Zufall erhält Ethan einen Job. Nachdem er zunächst als Sicherheitsmann in einem Saloon arbeitet, wird der Unterweltmann Van Rhinelander auf ihn aufmerksam und macht ihm ein Angebot. Ethan nimmt an, doch erst, als Prinston ihn mehr oder weniger dazu zwingt.
Von den verschwundenen Indianern fehlt jedoch weiterhin jede Spur ...
Von der Konzeption her ist Filippi ein interessantes Werk gelungen. Der junge Ethan, der recht unbedarft durch New York streift, ist ein gelungener Gegensatz zu dem Laster, das die Straßen sonst bevölkert. Zwar ist sich der Leser nicht sicher, ob Ethans Naivität, etwa wenn ihm eine Prostituierte ein Angebot macht, nur gespielt oder echt ist, aber das trägt zur Faszination dieser Figur bei. Der Titel des ersten Bandes verwirrt jedoch nur: "Tecumska", so Ethan, bedeutet in der Sprache seines Stammes "zwei Männer" und er bekommt ihn verliehen, weil er zum einen in der Welt der Weißen zu Hause ist, aber sich auch unter den Indianern zurechtfindet. Doch diese Geteiltheit seines Wesens wird im ersten Band nicht mehr erwähnt, nachdem Ethan erklärt, was Tecumska bedeutet.
Mezzomo hat einen recht harten Zeichenstil, die Figuren wirken grob und kantig. Daneben arbeitet er aber auch viele Details in seine Zeichnungen ein, etwa bei Landschaftsporträts. Auch Nebenfiguren werden liebevoll ausgeführt. Dasselbe gilt aber auch für die gewaltvollen, blutigen Szenen - hier wurde ebenso aufs Detail geachtet. Und diese Szenen werden immer wieder mal eingestreut und sind von der Dramaturgie her nicht immer nötig. Wer keine allzu genauen Zeichnungen von Innereien und Ähnlichem mag, sollte hier schnell weiterblättern.
Im Großen und Ganzen ist den beiden ein annehmbarer Comic gelungen. Bis jetzt ist es noch kein Juwel des Genres, dazu ist die Geschichte nach dem ersten Band noch zu unklar. Zu viele offene Fragen bleiben, der Comic unterhält, während man ihn liest, doch er fesselt den Leser nicht so, dass man ihn immer wieder zur Hand nehmen möchte. Hier besteht Hoffnung, dass dies in den folgenden Bänden aufgefangen werden kann.