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Tokyo - diese Stadt fasziniert. Sie liegt inmitten eines der größten Ballungsgebiete der Welt überhaupt. Gemäß dem Motto "die Stadt schläft nie" ist auch diese Großstadt vom immerwährenden Treiben der Menschen geprägt. Doch wie ist Tokyo bei Nacht? Dieser Frage ist der Photograph Philipp Zechner nachgegangen.
Auf 109 Seiten findet man nun Photographien von Tokyo bei Nacht. Dabei hat Zechner den Schwerpunkt auf die stillen Momente gelegt und nicht auf die bunte Nachtschwärmerei. So sind auf vielen Photos keine Menschen abgebildet, oft sieht man auch nur einzelne. Die Photos fangen eine Ruhe ein, die Außenstehende nicht unbedingt von Tokyo erwarten. Doch wer schon einmal in Japan war, wird auf vielen Abbildungen Bekanntes wiederfinden, Dinge, die Japan für den, der es kennen gelernt hat, charakterisieren. Aber auch auf Menschen, die noch nie dort waren, üben die Photographien eine Macht aus: Das Unbekannte ist allgegenwärtig, greifbar und wirkt doch in anderen Momenten vertraut. Wären nicht die japanischen Schriftzeichen, man könnte sich auch in deutschen Großstädten wähnen, wenn die abendliche Ruhe zur Schau gestellt wird.
Die fast immer ganzseitig abgedruckten Photographien umspannen die ganze Nacht, von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang. Viele zeigen Wohngebiete, aber auch bekannte Wahrzeichen Tokyos werden eingefangen.
Vom Photograph selbst finden sich keine Bildunterschriften oder Anmerkungen zu seinen Motiven, doch es werden kurze Auszüge von bekannten japanischen Autoren präsentiert: So findet man Ryu Murakami ebenso wie Masako Togawa, Mari Akasaka neben Taichi Yamada und Kihara Kðichi, und Haruki Murakami fehlt ebenso wenig wie Banana Yoshimoto.
Wer sich diesen Bildband ansieht, kann sich dem Zauber Tokyos, seiner stillen Momente, nicht entziehen. Zechner hat die vielen kleinen Einzigartigkeiten eingefangen, die Japan so außergewöhnlich wirken lassen. Für den Japankenner sind sie Erkennungsmerkmale für Japan selbst, Erinnerungen, die man an dieses Land hat. Für den, der Japan noch nicht kennen gelernt hat, wirken sie ebenso fremd wie anziehend: Was hat es mit diesem oder jenem auf sich?
Einziges Manko ist das Fehlen von Bildunterschriften. Bei dem einen oder anderen Bild hätte man gerne etwas mehr Informationen, wo es entstanden ist und zu welchem Zeitpunkt. Die Texte der japanischen Autoren trösten darüber nur wenig hinweg.
Doch trotz dieses einen Negativpunktes hält man einen wunderschönen, sehr gut gelungenen Bildband in den Händen, der sich vor allem für Japankenner lohnt, doch auch für all diejenigen, die sich schon immer mal vom Zauber dieser Stadt einfangen lassen wollten.