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Als Theo Tonseidel, wohnhaft in Wolckenstein, nach einem ergebnislosen Arbeitstag einen Schnaps heben geht, ahnt er noch nicht, welche Verwicklungen er damit auslösen wird. Dabei ist Theo alles andere als außergewöhnlich, nur Versicherungsvertreter, verehelicht mit einer Assistenzärztin und Vater von zwei pubertierenden Kindern. Natürlich ein Junge und ein Mädchen. Jedenfalls gerät er nach dem Schnaps in eine Polizeikontrolle und ist damit seinen Führerschein los. Eine Katastrophe, wenn man auf dem Land wohnt. Also spricht er bei seinem ehemaligen Schulkameraden und dem jetzigen Polizeioberhaupt von Wolckenstein, Rainer Schaffrath, vor, ob es nicht doch eine Möglichkeit gäbe
Es gibt sie. Theo soll in die hiesige regierende Partei eintreten und schon hat er seinen Lappen zurück. Eigentlich ein fairer Tausch und deshalb ein Klacks. Was Theo nicht weiß, ist, dass Schaffrath ihn als Schachfigur in einer kommunalen Intrige braucht. Blauäugig stolpert er in diese hinein und hat prompt mit allen möglichen lokalen Größen zu kämpfen. Da ist zum Beispiel der Herr Bürgermeister, ein ordentlich dicker Kerl mit befremdlichen Neigungen, dann der einzig nennenswerte Arbeitgeber in der Gegend, der Herr Junkerath, Fabrikant von Zinnfiguren und heimlich der "wahre Bürgermeister", da gibt es die Kunsthistorikerin Müller-Kersten, die endlich etwas gegen die politischen Männerbündnisse in Wolckenstein unternehmen will und mit Theos Geschlecht so gar nicht einverstanden ist, den sozialistischen Schwiegervater von Theo, den kunstbesessenen Zahnarzt mit starkem Missionierungsdrang, und
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Genügend Probleme für Theo, der gerade nicht durch politisches Geschick glänzt. Und trotzdem wird er am Ende sich selbst auf dem Bürgermeisterstuhl wiederfinden. Wie das geht, erzählt dieses Buch.
Diese Geschichte ist so ironisch und gleichzeitig so liebevoll geschrieben, dass man sie beim besten Willen nicht schnell durchlesen kann, sondern unter Umständen Wochen dafür braucht.
Wer literarischen Humor wollte, der musste sich in den letzten Jahren mit zum Beispiel Vollidioten und Millionären begnügen, meist beidem gleichzeitig. Soviel Heine, Fontane, Jean Paul, Valentin und Böll konnte man gar nicht lesen, wie belanglose Bücher mit banalem Humor veröffentlicht wurden. Imbsweiler kann hier Abhilfe schaffen. Er belebt die Tradition der politischen Satire neu, erzählt ganz wunderbar, muss nirgends moralisch sein, lässt Wortwitz und Situationskomik wie beiläufig ineinander übergehen. Und - nicht zuletzt - weiß er die Menschen so zu schildern, dass sie uns mit all ihren Fehlern ans Herz wachsen. Man findet solch herrliches Erzählen am ehesten noch bei Fontane oder in den Kalendergeschichten Hebbels. Aber auch den feinen Sarkasmus Heines, die bissige Empirie Bölls, den galanten Witz von Schnabel und Wieland weiß Imbsweiler treffsicher einzubauen.
Imbsweiler hat bisher einen guten und einen hervorragenden Krimi um den Privatdetektiven Koller veröffentlicht. Seine eigentliche Profession findet er hier und wer bisher Imbsweiler gemocht hat, lernt ihn jetzt in Bestform kennen: unterhaltsam, spannend, lustig und nachdenklich, intelligent und äußerst lesbar. Was aber am auffälligsten ist: Er schreibt so dicht, lässt Pointe auf Pointe folgen, dass andere Autoren daraus fünf Bücher hätten machen können. Für solch verwässerte Geschichten scheint unser Autor nichts übrig zu haben. Ein Glück für uns Leser.
Imbsweiler ist ein Leuchtfeuer in der Finsternis deutschen Humors!