Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Prinzessin Dahud findet den ermordeten Bruder Thomas in seiner Kammer. Auch Gwenchlan eilt zu dem Mönch, ahnt er doch, dass die vermummten Gestalten, die sich in Ys versteckt halten und Schuld am grausamen Tod der fünf Mönche haben, auch Thomas nach dem Leben trachten.
Obwohl Gwenchlan zu spät kommt, machen er und Dahud doch eine entscheidende Entdeckung. Bruder Thomas war einer der Mönche, die ein Manuskript erhielten, das aus Oghams, den geheimen Zeichen der Druiden, bestand. Er hat, wie auch die anderen ermordeten Mönche, seinen Teil übersetzt. Doch wer ist interessiert an diesem geheimen Wissen, wenn nicht die christliche Kirche? Wer, wenn nicht sie, versucht, die "Lanze des Lug" an sich zu bringen und damit die Macht der Druiden und ihrer Götter für immer zu brechen?
Gwenchlan und Dahud vernehmen mit Erstaunen und Ehrfurcht, dass die Lanze unter der Stadt Ys verborgen ist. Und den Schlüssel zu den geheimen Gewölben besitzt Gradlon, Dahuds Vater. Jetzt begreift Gwenchlan, warum die Mönche sterben mussten: Jemand will ihn und seinesgleichen, will die Stadt Ys und alle Ungläubigen, will die alten Götter mit einem einzigen Schlag vernichten.
Doch wer ist ihr Gegner? Wer hat die Morde angeordnet und durchgeführt? Wer weiß von der "Lanze des Lug" unter der Stadt? Und wer hasst so sehr, dass er im Namen des Herrn mordet?
Jean-Luc Istin und Thierry Jigourel lassen in ihrem Szenario die Welt der Kelten wieder erstehen. Sie versuchen im Gewand eines Comics und unter Verwendung zahlreicher Motive alter Sagen und Mythen, den Kampf zwischen erstarkendem Christentum und untergehendem Vielgötterglauben der Druiden zu personifizieren. Auf der einen Seite Gwenchlan, einer der mächtigsten Druiden seiner Zeit und deren letzter Bewahrer und auf der anderen Seite Gwenole, ein Priester, der dem Glauben an den einen Gott auch in der Stadt Ys, letzte große Bastion der Keltenreligion, zum Sieg verhelfen will. Gekleidet in eine Art Krimi, der ganz im Stil von "Der Name der Rose" eine Mordermittlung inmitten von feindlich gesonnenen Gegnern ansiedelt, dient die Geschichte doch einzig der Visualisierung der Zeit der Kelten.
Jacques Lamontagne ist der Künstler, der diese untergegangene Religion, diese vergangene Epoche, diesen Wendepunkt Geschichte Britanniens und der Nordvölker in Bilder fasst. Und diese Bilder sind die eigentliche Offenbarung der Serie "Die Druiden". Seine großformatigen, gelegentlich über zwei Seiten reichenden Bilder sind beeindruckend. Zwar sind die Gesichter gelegentlich recht hässlich und grob gezeichnet, doch ist dies der Geschichte und den harten Zeiten geschuldet.
Leider aber herrscht zwischen der Geschichte und den Bildern eine seltsame Distanz. Viel Text, oft sinnlos erscheinende Exkursionen der Protagonisten, Actionszenen, die an einen "Comic zum Film" erinnern denn an eine eigenständige Geschichte, Plattitüden, die immer wieder ganze Szenen und Seiten beherrschen, und viele Sätze, die keinen Zusammenhang mit den Bildern zu haben scheinen, lassen immer stärker das Gefühl aufkommen, dass Zeichner und Autoren nicht perfekt harmonieren, ja, fast jeder eine eigene Geschichte zu erzählen hat.
Versuchen die Autoren im Text immer wieder, den Krimi voranzutreiben, Hinweise zu streuen und gleichzeitig Nebelkerzen zu werfen, um eine frühzeitige Auflösung zu verhindern, geht es Lamontagne in seinen Bildern eher um die Visualisierung der Keltenzeit, der geheimen Stätten, der Großansichten der wichtigen Schauplätze dieser Geschichte.
Immer wieder hat der Leser das Gefühl, vor lauter Einzelkämpfen die eigentliche Schlacht aus den Augen zu verlieren. Es gelingt den Autoren schlicht nicht, klar herauszuarbeiten, was diese Geschichte eigentlich sein soll. Ein Krimi? Eine Sage vom Untergang der Druiden? Ein Religionskrieg? Ein persönliches Armageddon des Druiden Gwenchlan - verstärkt durch den Kniff, die ganze Geschichte aus der Sicht des alt gewordenen Gehilfen erzählen zu lassen? Oder eine Schilderung des Untergangs der "Weißen Stadt Ys"?
Das Dilemma von "Die Druiden" liegt in der diffusen Mischung all dieser Story-Elemente. Dabei muss man vor allem dem Zeichner Lamontagne hohe Achtung zollen. Diese Bilder muss man einfach gesehen haben, wenn man sich ein wenig für diese Zeit interessiert. Ihm und der hervorragenden Druckqualität ist es zu verdanken, dass der Leser auch den vierten und letzten Band erwerben wird - wenn auch nur, um weitere brillante Beweise der Kunstfertigkeit dieses Zeichners zu erhalten und weniger, um zu erfahren, wer denn nun hinter dem Mord an den Mönchen steckt.