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Was rundenbasierte Strategiespiele anbelangt, so protzt der Nintendo DS nicht gerade mit Reichtum. Damit hat es Nintendo schwer, Liebhaber zünftiger Strategiejuwele an die portable Konsole zu binden, zumal sich mancher von ihnen am kindlichen Charme von Nintendos Advance-Wars-Reihe die Finger verbrennt. Auf diese Marktlücke aufmerksam geworden, greifen nun Hersteller wie Ubisoft tief in die Retro-Kiste und entmotten das gute alte Hex-Map-System, das Kennern von Strategie-Meilensteinen wie "Battle Isle" ans Herz gewachsen ist. Mit "Tom Clancy?s EndWar" für Nintendo DS schickt Ubisoft seinen Läufer ins Rennen - und hat keine schlechten Aussichten auf einen Platz am Siegertreppchen.
Auch wenn das angesichts der platten Story, die dem Kampagnenmodus übergestülpt und wohl zur Zeit der Kubakrise erdacht worden ist, anfangs nur schwer vorstellbar ist: Die Welt ist im Jahre 2025 zwischen den drei großen Machtblöcken der USA, den Vereinigten Staaten von Europa und einem wieder erstarkten Russland aufgeteilt. Politische Differenzen zwischen Amerika und Europa eskalieren schließlich in bewaffneten Auseinandersetzungen, welche Russland sich zunutze machen will, um seine eigene Position zu stärken. Der Spieler kann sich nun einer dieser Seiten nach Wahl anschließen und sie auf den Schlachtfeldern Europa, Nordamerika und Naher Osten zum Sieg führen.
So platt dieses Handlungskorsett auch sein mag, es kann über den wahren Inhalt des Games nicht hinwegtäuschen - und der hat es in sich! Während die nicht gerade vor Kreativität sprühende Storyline nicht einmal Nikita Chruschtschow anno dazumal hinterm Ofen im Kreml hervorgelockt hätte und der erfahrene Spieler sie daher auch recht bald verdrängt hat, geht es auf dem Schlachtfeld ans Eingemachte und das möglicherweise schneller, als dem Anfänger lieb ist. In drei knappen Tutorials wird der frischgebackene Oberbefehlshaber in die Grundlagen der DS-Schlachten eingeführt, danach darf er sich für eine der drei Seiten entscheiden und dem Feind ordentlich einheizen. Positiv: Jede Partei steht für einen anderen Schwierigkeitsgrad, an Herausforderung mangelt es dem Spiel wirklich nicht - zumal schon "Leicht" es ordentlich in sich hat und vor allem Strategiemuffel ins Schwitzen bringt. Vorbildliche Kriegsführung wird im Übrigen belohnt: Neben dem Primärziel kann der Spieler in jeder Mission noch zusätzliche Aufgabenstellungen bewältigen, was mit Orden und freispielbaren Maps prämiert wird. Und wem das zu wenig ist, der kann sich im einfach zu bedienenden Editor eigene Karten für Einzel- und Mehrspieler-Partien erstellen und diese per drahtloser DS-Datenübertragung an Freunde senden. Für Multiplayer-Sessions wird eine DS-Karte pro Spieler vorausgesetzt.
Im Gegensatz zu Strategiejuwelen wie etwa Nintendos "Advance Wars" besteht das Schlachtfeld nicht aus Quadraten, sondern aus hexagonalen Feldern. Damit wird unter Kennern von PC-Strategiespielen der frühen Neunziger Jahre nicht nur eine nostalgische Atmosphäre geschürt, sondern auch mehr strategische Tiefe ermöglicht. Diese Chance hat Ubisoft nicht brachliegen lassen: Taktische Features wie Blocken oder Umzingeln der gegnerischen Einheit und die geschickte Nutzung des Terrains eröffnen dem Spieler ein breites Spektrum interessanter und strategisch wertvoller Möglichkeiten, den Gegner gehörig ins Kreuzfeuer zu nehmen. Doch Vorsicht: Wie bereits erwähnt, stammt die Gegner-KI nicht aus jener Zeit, als Bill Gates seine Programme noch in der Garage entwickelt hat, und so darf es nicht verwundern, wenn der Feind die Rollenverteilung umschreibt und aus dem Gejagten der Jäger wird. Ebenso für taktische Tiefe sorgt die Art der Rundenabfolge, auch wenn sie zu Beginn noch gewöhnungsbedürftig ist: Während ein Spieler seine Figuren über das Schlachtfeld dirigiert, erteilt der andere die Angriffs- oder Aktionsbefehle. Am Ende jeder Phase werden die Befehle der Kontrahenten ausgewertet, in der nächsten Runde wiederholt sich das Spiel mit vertauschten Rollen.
Der optische Part des Spiels wurde dem Gameplay untergeordnet: Die Grafik präsentiert sich solide, aber zweckmäßig und auch die Zwischensequenzen, in denen die Kämpfe wiedergegeben werden, sind durchaus ansehnlich, wollen aber nicht so recht das Letzte aus Nintendos Handheld herauskitzeln. Die Musik untermalt die Kriegsstimmung, ohne aber wirklich zu begeistern. Demgegenüber steht die äußerst durchdachte Steuerung, die wahlweise über Tasten oder den Touchscreen abläuft und schon bald in Fleisch und Blut übergeht.
Was Ubisoft hier für Nintendo DS vorlegt, kann sich wirklich sehen lassen: "Tom Clancy?s EndWar" fesselt Hobby-Strategen dank ansehnlichem Umfang, durchdachter Bedienung und packendem Gameplay für mehrere Stunden an den Touchscreen. Anfänger werden zeitweise Frustmomente zum Abbauen haben, doch es lohnt sich. Was das Ganze aber mit Tom Clancy zu tun haben soll, darüber rätseln wohl noch kommende Generationen ?