Hoch im Norden liegt Morland. Das Land wird von dem skrupellosen Präsidenten Begarell regiert, der gegen das Gesetz um jeden Preis eine dritte Amtszeit durchsetzen will. Dafür geht er buchstäblich über Leichen. Diese bittere Erfahrung muss der fünfzehnjährige York machen, denn sein Vater, ein einflussreicher Politiker, wird von Begarells Anhängern ermordet. York findet durch Zufall heraus, dass er über seltsame übersinnliche Kräfte verfügt - er kann sich teleportieren. Auch andere Jugendliche in Mordland verfügen über ähnlich magische Fähigkeiten. Da ist zum Beispiel die dreizehnjährige Tess, die in einem Waisenhaus unter menschenunwürdigen Bedingungen aufwächst. Als es dort einen Aufstand gibt und dieser mit brutaler Gewalt niedergeschlagen wird, kann Tess aus dem Waisenhaus fliehen und macht die Erfahrung, dass sie, wenn ihr Leben in Gefahr ist, übermenschlich stark ist. Ein dritter Junge - Hakon, der bei einem Zirkus arbeitet - kann Gedanken lesen und Menschen wie Marionetten nach seinem Willen handeln lassen.

Allen drei Jugendlichen ist gemein, dass sie sogenannte Eskatay sind, Menschen mit übersinnlichen Fähigkeiten, die in der Öffentlichkeit als Monster gelten oder deren Existenz nur als Schauermärchen abgetan wird. Während die Eskatay sich langsam ihrer Kräfte bewusst werden und sich damit viele Feinde machen, befindet sich Morland im Umbruch: Im Untergrund formiert sich der Widerstand gegen das Unrechtsregime, gegen die schlechten Lebensbedingungen und den ständig währenden Hunger. Schnell beherrscht eine Geheimpolizei das Land, und dann werden auch noch mehrere Leichen ohne Kopf gefunden ? haben diese Leichen etwas mit den Eskatay zu tun?

"Morland - Die Rückkehr der Eskatay" ist der erste Teil einer Fantasytrilogie aus der Feder von Peter Schwindt, der sich vor allem mit den Buchreihen "Justin Time" und "Gwydion" einen Namen gemacht hat. Der erste Teil der Morland-Reihe ist sehr vielversprechend, klar geschrieben, spannend und originell. Allerdings dürfte die Handlung für jüngere Leser zu komplex sein - politische Verstrickungen, Geheimpolizei und Diktatur, Morde und Intrigen, all das fließt mit ein und macht sie eher für ältere Kinder und für jugendliche Leser interessant.
Ein kleines bisschen krankt dieses Buch daran, ein erster Teil zu sein und sehr vieles erst mal einführen und erklären zu müssen. Es tauchen sehr viele Charaktere auf und viele Handlungsstränge werden begonnen; es passiert zwar viel, aber noch nichts, was die Handlung ganz entscheidend vorantreibt, so dass das gesamte Buch ein bisschen wie ein Vorgeplänkel wirkt auf das, was da noch kommen mag. Erst ganz am Ende des Romans finden endlich die Protagonisten zusammen.
Insgesamt ein packender Auftakt einer neuen Serie, man darf auf die beiden Folgebände gespannt sein. Die Idee von Kindern mit ungewöhnlichen Fähigkeiten ist ja nichts Neues im Fantasybereich, aber Schwindt hat diesem Thema durch die Verstrickung mit einer komplexen Handlung in einer realitätsnahen, detailreichen Welt, die unserer nur teilweise ähnlich ist, einen ganz neuen Anstrich gegeben. Das hier beschriebene Land Morland besitzt die typischen Elemente aus den Genres Steampunk und Steamfantasy; die Technik unterscheidet sich von unserer, vieles wirkt entschieden altmodisch - etwa mit Dampf angetriebene Autos -, anderes ist sehr vertraut.

Fazit: Spannender Steamfantasy-Roman mit guten Ideen; der erste Band wirkt noch etwas unentschlossen und eröffnet sehr viele Handlungsstränge, die erst mal einen Weg in den Kopf des Leser finden müssen. Man darf auf jeden Fall auf die Fortsetzung gespannt sein - schließlich will man wissen, was es mit den magisch begabten Eskatay auf sich hat!