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Bredas glückliche Kindheit ist an dem Tag vorbei, als ihr Vater stirbt. Auserkoren der nächste Groß-Tan der Seenvölker zu werden, ist er nicht mehr vom Fischen zurückgekehrt. Ob ein Unfall oder ein feiger Mord seiner Neider die Ursache ist, kann nicht geklärt werden. Nun müssen Breda, ihr kleiner Bruder und ihre Mutter Cynethrith im Haus ihres Großvaters leben. Der verbitterte alte Mann, selbst mehrere Jahrzehnte Groß-Tan gewesen, hat zwar anfangs noch die Hoffnung, seinen Enkel in ferner Zukunft zu inthronisieren, doch macht ihm der schwächliche Junge diesen Traum bald zunichte.
Breda und ihre Mutter jedoch werden unverhofft in ein neues Leben gerissen. Renegat Lord Sulis, vom mächtigen Nabban verbannt und ins Exil nach Erkynland gezwungen, hält um die Hand Cynethriths an und nimmt auch die kaum zwölfjährige Breda mit auf den Hochhorst. Nach anfänglichem Widerstand der Tans der Seenvölker erlauben sie dem auch in der Fremde noch mächtigen Reiherkönig Sulis schließlich doch den Hochhorst als Sitz wieder aufzubauen. Das gewaltige Bauwerk, seit Jahrhunderten nur von Geistern und Dämonen bewohnt und einst von den unsterblichen Sithi erbaut, wird Bredas Heimat. Und nach langem Zögern beginnt sie ihren Stiefvater Sulis zu mögen, vielleicht sogar zu lieben.
Doch der mächtige Reiherkönig verändert sich. Nach dem Tod von Bredas Mutter beginnt er sich zurückzuziehen und bald liest er nur noch in uralten, von ihm unter Verschluss gehaltenen Büchern. Als er eines Tages eine Hexe gefangen nimmt und mit ihr einen Packt zu schmieden versucht, fürchtet Breda um sein Leben.
Doch ihre Sorge tritt in den Hintergrund, als eine Delegation aus Nabban eintrifft und Lord Sulis die Treue schwört. Es ist Tellarin, einer der mutigsten Soldaten der Truppe, der das Herz der jungen Breda gewinnt. Ihm gibt sie sich hin und träumt von einer glücklichen Zukunft für sich, ihren Geliebten und ihren Stiefvater.
Wer die "Osten Ard-Trilogie" von Tad Williams gelesen hat, hungert nach weiteren Abenteuern aus dieser zauberhaften Welt. Doch der Autor hat sich mittlerweile anderen Projekten und Welten verschrieben. Nur eine knappe, sehr kurze Geschichte gibt es aus seiner Feder noch zu lesen. "Der brennende Mann" aber ist kaum das Lesefutter, das sich Leser des Drachenbeinthrons wünschen. Es ist nicht im eigentlichen Sinn eine weitere Erzählung aus dieser Welt, sondern eher eine Lebensbeichte einer alten Frau, die von tragischen Ereignissen aus ihrer Jugend berichtet. Zwar spielt diese Episode auf dem Hochhorst, dem zentralen Herrschaftsort der großen Trilogie, der am Anfang und am Ende der Geschichte steht, doch das war es auch schon.
Menschen, Geschehnisse und Informationen füllen keine Lücken im Wissen des "Osten Ard-Lexikons", allenfalls fügen sie diesem Werk neue Fragen hinzu. Die Sithi sind Geschichte, der Hochhorst verfallen, die Menschen fern von Magie und den zauberkundigen Wesen, die man als Leser so herbeisehnt.
Nein, "Der brennende Mann" ist eher eine philosophische Fingerübung. Die Grundfragen aller Religionen, ob das Jenseits vorhanden ist, das Leben nach dem Tod eine Lüge, die Versprechen der Propheten wahr sind oder nicht, ob es Gott gibt, ob man die Seinen wieder sieht, die im Laufe des Lebens von einem gehen, ob nach dem Tod alles vorbei ist oder man an einen glücklicheren Ort gelangt - all das steht hinter dem tragischen Bericht von Breda.
Und bis auf einen fantastischen, packenden und mitreißenden Schluss bietet diese Kurzgeschichte allenfalls Hausmannskost. Zwar in dem gewohnt guten Stil von Tad Williams, aber eben viel zu knapp, zu rudimentär, zu wenig ausufernd, zu sehr auf das Wesentliche beschränkt.
Nein, für dieses Hörbuch spricht nur die Leistung der Sprecherin. Regina Lemnitz liest die knapp einhundertfünfzig Minuten wirklich grandios. Ihr "Brennender Mann" ist fantastisch, spannend, erhebend und zum Weinen traurig. Der Preis ist allerdings meilenweit zu hoch. Zwanzig Euro für eine mittelmäßige Kurzgeschichte ist zu viel - seltsamerweise gab (und gibt?) es dieses Hörbuch bei verschiedenen Anbietern allerdings für weniger als fünf Euro - da heißt es suchen!