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 The Scorpion’s Gate


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Vom ehemaligen amerikanischen Präsidenten Bill Clinton heißt es, er lese gerne Krimis, und darunter am liebsten solche, die über Weltpolitik und Hochtechnologie fabulieren. Einen davon hat sein ehemaliger Terrorismusbekämpfer Richard A. Clarke geschrieben, der dem Meister sichtlich nachtrauert und sich im öffentlichen Diskurs auf die Seite der Demokraten geschlagen hat. Der Irak-Krieg ist die weiche Flanke der Bush-Administration und nachdem die meisten Menschen lieber Krimis als Tatsachenberichte lesen, wird der Meinungsstreit nun eben in die Belletristik übertragen. Ich kann es kaum erwarten, bis Bush sein erstes Roman-Opus vorlegt.
Und wie ist Clarkes erster Versuch in der Fiktion gelungen? Das Buch ist zu Recht ein Bestseller und bei allen Schwächen recht gut gelungen.

Worum geht es? Wir leben im Jahr 2011 und Saudi Arabien gibt es nicht mehr. Der islamistische Nachfolgestaat gerät sogleich ins Visier der Amerikaner. Ein im Sold der vertriebenen Saudis stehender Verteidigungsminister probt im Alleingang die Invasion, und wird vom Alter Ego Clarkes, der im Buch Rusty MacIntyre heißt, sabotiert. Dieser befindet sich auf Fact-Finding-Mission in Bahrain und trifft dort auf einen sympathischen muslimischen Arzt, Ahmed, Bruder eines wichtigen islamistischen Politikers, Abdullah. Amerikaner und Saudi erkennen, dass sie beide für den Frieden kämpfen wollen und schaffen es, ihre jeweiligen Länder vor einem Weltkrieg zu bewahren. Die Skorpione, um die es im Titel geht, sind Weltmächte, die nach dem Öl gieren. Das "Scorpion’s Gate" - der Titel bleibt im Deutschen unübersetzt - soll der Riegel sein, der Amerika, China und dem Iran dabei vorgeschoben wird.

Das Buch, über das Amerika derzeit heftig diskutiert, hinterlässt einen gemischten Eindruck. Seine Stärken liegen in der Sachkenntnis des Autors. Es ist wirklich spannend zu lesen, wie und mit welchen Mitteln Anschläge verhindert werden. Die Gefechtsabläufe, die verwendeten Waffen, all das hat einen äußerst realistischen Zug, den man auch von technikverliebten Thriller-Autoren nicht so kennt. Dann macht es natürlich auch Spaß, in dem Buch einen Schlüsselroman zu sehen. Clarke hat ja gegen die Bush-Administration ausgesagt und in seinem Buch "Against all Enemies" (auf Deutsch unter englischem Titel bei Hoffman und Campe erschienen) gezeigt, welche Fehler in der Terrorismus-Bekämpfung unter Bush unterlaufen sind. So kann man das Buch als Frontalattacke gegen Donald Rumsfeld verstehen, dem hier Korruption vorgeworfen wird.

Bei all dem Guten, was man über das Buch sagen kann, ist es allerdings in den persönlichen Geschichten noch etwas dünn. Man mag die handelnden Personen nicht besonders und findet es auch ein bisschen schäbig, wenn nettere Figuren unnötig getötet werden. Bei aller Intelligenz und Lebenserfahrung gelingt es Clarke nicht, mit anderen Großen des Fiction-Fachs - sagen wir einmal Ken Follet oder John Le Carre - gleichzuziehen.


Berndt Rieger



Hardcover | Erschienen: 01. Oktober 2005 | ISBN: 3455008666 | Preis: 24,90 Euro | 352 Seiten

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