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Nachrichten sind manchmal schwer zu ertragen, besonders wenn sie voll von Krieg und Leid sind, das sich Menschen gegenseitig antun. Wie viel schwerer muss es da sein, in diese Krisengebiete zu reisen, um tagtäglich und möglichst objektiv über die Situation zu berichten? Zumal es ein gefährlicher Job ist, der dem Reporter gut und gerne das eigene Leben kosten kann. Was sind das also für Menschen und wie kommen sie mit ihrer Aufgabe zurecht?
Einen kleinen Eindruck davon vermitteln die Bücher von Friedrich Orter, der als Korrespondent für den ORF seit dreißig Jahren von Kriegsschauplätzen und Krisengebieten berichtete. Wie schon in seinem Buch
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Himmelfahrten. Höllentrips berichtet Orter auch in seinem zweiten Werk "Verrückte Welt" von seiner Arbeit, den Ländern, die er bereiste und den Menschen, denen er begegnete.
Wieder spielt der Irak eine größere Rolle, diesmal besonders eindrucksvoll kurz vor und nach dem Irakkrieg im Jahr 2003 beschrieben. Die ersten fünf Kapitel sind dem Land gewidmet, und neben Bagdad vor und nach dem Einmarsch der Amerikaner findet man hier andere Namen, die man aus den Nachrichten kennt: Falludscha oder Abu Ghraib sind eigene Kapitel gewidmet.
Danach nähert sich der Autor wieder Europa. Über Afghanistan geht es nach Albanien und von dort zu den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien, die auch schon im vorigen Buch beschrieben wurden.
Farbfotos in jedem Kapitel helfen, einen Eindruck von Land und Leuten zu vermitteln oder einfach die Erinnerung des Lesers aufzufrischen, sollte er bestimmte Ereignisse oder die Orte aus den Nachrichte kennen. Karten am Ende des Buches, auch diese farbig, geben eine geographische Orientierung.
Das alles sind hilfreiche Unterstützungen für die kraftvollen Erzählungen Orters. Oft wirken seine Berichte etwas bitter, vielleicht auch resigniert - was nachvollziehbar ist, bei all dem Leid, dass dieser als Korrespondent miterleben musste. Ein sichtbares Zeichen dafür ist die Widmung in diesem Buch, die seinem 2005 bei der Arbeit im Irak getöteten Kameramann gilt.
Trotzdem sind die Texte nicht zynisch oder gar verachtend. Orter hat ein Gespür für Menschen, er kommt mit ihnen ins Gespräch und gibt ihnen ein Gesicht. Er schafft es auch, ihre Handlungen zu vermitteln, ohne dabei die Gräuel des Krieges auszublenden.
Das Hintergrundwissen des Autors, das in die Texte eingebunden wird, hilft zudem, auch größere Zusammenhänge von Konflikten zu verstehen und einen größeren historischen Kontext zu erkennen.
All dies dürften auch Gründe sein, dass sich "Verrückte Welt" trotz allem wirklich angenehm liest. Man sollte sich natürlich für Nachrichten interessieren, denn es sind die Berichte eines Journalisten und keines Touristen oder Abenteurers, die man zu lesen bekommt.
Wer aber wissen möchte, wie es abseits der kurzen Meldungen in Fernsehen und Zeitungen an den Krisenschauplätzen dieser Welt aussieht und aussah, der sollte zu dem Buch von Friedrich Orter greifen.