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Eltern kennen das: Mit zunehmendem Alter der Kinder werden auch die Sorgen größer. Nicht bei allen Kindern, aber doch bei einem nicht zu unterschätzenden Anteil kommen zu den "normalen Problemchen" größere psychische Schwierigkeiten hinzu, die zu einer Belastung für Kind und Eltern werden können. Ob Entwicklungsrückstände in bestimmten Lebensbereichen, aggressives Verhalten, heftige Streits mit Erwachsenen und Gleichaltrigen, Essstörungen oder Desinteresse in der Schule - der "Ratgeber Psychische Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen" will bei der Klärung helfen, ob tatsächlich psychische Probleme vorhanden sind und Ursachen und Erscheinungsformen beschreiben. Darüber hinaus gibt der 75-seitige Kurzratgeber aus dem Hause Hogrefe praktische Ratschläge für alltägliche Lebenssituationen.
Dem Aufbau nach ist das Büchlein in fünf Kapitel gegliedert: Nummer eins dient dabei der generellen Orientierung und erklärt, was psychische Auffälligkeiten überhaupt sind. Abschnitt zwei beschäftigt sich nach Alters- beziehungsweise Entwicklungsstufen mit möglicherweise auftretenden Problemen. Das dritte Kapitel zeigt häufig auftretende Störungen auf und erklärt kurz, wie in welchem Fall zu verfahren ist. Der nächste Abschnitt informiert über Belastungssituationen, denen Kinder und Jugendliche ausgesetzt sein können und die womöglich Folgen für die Psyche der Heranwachsenden haben. Zuletzt stellt Kapitel fünf eine Art Checkliste auf, nach der Betroffene je nach Situation beurteilen können, ob es angebracht wäre, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Wie die anderen Ratgeber von Hogrefe ist auch diese Ausgabe dazu konzipiert, einen ersten Überblick über die Thematik zu geben. Umfassende Informationen sind nicht zu erwarten, sondern eher eine Art Starthilfe in das vielfältige Problemfeld. Hierbei stehen die Eltern als unmittelbare Bezugspersonen im Mittelpunkt, da sie vielleicht am ehesten Einblick in das Leben der Kinder oder Jugendlichen haben. Dieser erklärte Einstieg ist rundum gelungen und dürfte ob seiner hohen Qualität, der guten Lesbarkeit und des einfachen Aufbaus schnell Anhänger finden. Den Autoren Manfred Döpfner und Franz Petermann ist eine mehrfache Gratwanderung geglückt: Sie schreiten thematisch nachvollziehbar und klar strukturiert voran, ohne in schablonenhaftes Abklopfen zu verfallen; sie wenden sich an verschiedene Zielgruppen, ohne die einen zu überfordern und die anderen zu langweilen; und sie schreiben flüssig und für Laien verständlich, ohne die wissenschaftliche Basis aus dem Auge zu verlieren. Besonders positiv fällt die gelassene, auf den Leser überspringende Grundstimmung auf, die zu jedem Zeitpunkt Panikmache und billige Allzwecklösungen konsequent verweigert - was besonders den emotional belasteten Angehörigen einen gehörigen Stein vom Herzen nehmen wird. Schwerwiegende psychische Störungen wird der "Ratgeber Psychische Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen" auf seinen 75 Seiten sicher nicht lösen - aber er wird denen unerlässlichen Rat an die Hand geben, die mit Problemen in diesem Bereich zu kämpfen haben. Zudem stellt er Informationen zu den von Fall zu Fall verschiedenen Ansprechpartnern und Hinweise zu weiterführender Literatur bereit, sodass alle, die mehr Lektüre oder professionelle Hilfe brauchen, bestimmt fündig werden.
Fazit: Kurz und bündig, prägnant und einfach strukturiert - so muss ein Einstiegsratgeber aussehen.