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Mit "Das Siegel der Finsternis" legt der bisher nicht in Erscheinung getretene Autor Marcus Reichard beim traditionsreichen Hoffmann und Campe-Verlag seinen Erstling vor. Mit dem vorliegenden Buch erschließt der bisher nicht für Fantasybücher bekannte Verlag einen neuen Markt und kündigte bereits einen Nachfolger an.
Der junge Tenan führt als Schüler der kleinen Magie ein tristes Leben auf einer kärglichen Insel. Gelegentlich versucht er sich in der Anwendung von unspektakulären Zaubersprüchen, aufgrund ausbleibender Erfolge verliert sein Lehrer jedoch zunehmend die Geduld mit dem aufmüpfigen Schüler und lässt ihn lediglich magische Kleinigkeiten ausführen. Eines Tages findet Tenan bei seinen ausgedehnten Erkundungstouren auf der Insel Gondun einen magischen Kristall, der seine Zukunft noch massiv beeinflussen wird.
Auf der Jagd nach eben diesem Kristall, dem sogenannten Meledos, schreckt der gefürchtete Herrscher Achest nicht vor Krieg zurück und bringt mit seiner mordgierigen Truppe Gewalt und Gemetzel über das kleine Eiland. Tenan gelingt mit Hilfe des zwielichtigen Kesselflicker Chast die Flucht von der Insel. Auf dem Weg zur Insel Caithas Eri, dem Regierungssitz des Inselreichs Algarad, werden die beiden von Piraten entführt, schlagen sich zusammen mit anderen Schicksalsgefährten durch und lernen das vergessene Volk der Fisk-Hai kennen - stets nur ein Ziel vor den Augen: den Herrscher Algarads vor der Bedrohung durch Achest zu warnen.
Beim Erstling von Marcus Reichard handelt es sich um klassische Coming-of-Age-Fantasy. Der junge, zunächst noch sehr unbedarfte Protagonist wächst an seinen Aufgaben, trägt selbstredend eine schwere Bürde, kann sich aber auf seine Freunde verlassen. Keine Frage, das gab es alles schon einmal. Trotzdem hinterlässt "Das Siegel der Finsternis" keinen faden Beigeschmack, wenngleich man hier auch keinen Innovationspreis vergeben kann. Der Leser erhält solide Fantasykost, die über weite Strecken auch überzeugen kann, angefangen bei der sehr detaillierten Gestaltung der Welt nebst einer liebevoll gezeichneten Karte bis hin zum ausführlichen Glossar. Auch bei den Charakteren hat der Autor ein gesundes Maß gewählt, sodass die Entwicklung der Personen stets nachvollziehbar bleibt, aber auch Raum für überraschende Wendungen lässt.
"Das Siegel der Finsternis" bietet einen lesenswerten Auftakt zu einem Fantasy-Zyklus, wobei noch nicht feststeht, wie viele Bände die Reihe umfassen wird. Hier und da hat der Roman einige Längen, es dauert, bis alle Handlungsträger komplett in die Geschichte eingeführt sind und die Handlung Fahrt aufnimmt. Selbige schlägt den ein oder anderen Haken, was dazu führt, dass auch alte Fantasyhasen die gesamte Tragweite der Handlung nicht auf den ersten Seiten erahnen können.
Es bleibt abzuwarten, wie Reichard seine Trilogie weiterführt. Mit "Das Siegel der Finsternis" hat er ein passables Fundament errichtet, auf dem er aufbauen kann. Die gelungene Präsentation mit Klappbroschur, Prägedruck und Karte der Welt rundet den guten Eindruck ab. Freunde von klassischer Fantasy und Coming-of-Age-Geschichten sollten einen Blick riskieren!