Körper und Psyche sind bei Frauen zum Teil ganz anders angelegt als bei Männern, auch über den "kleinen Unterschied" hinaus. Etlichen typischen Frauenbeschwerden kann man mit Heilkräutern gut begegnen, insofern ist es sinnvoll, ein spezielles Buch zur Kräuterheilkunde für Frauen anzubieten.

Das hier besprochene Buch befasst sich zunächst mit der weiblichen Selbstwahrnehmung. Viele Frauen haben ein gestörtes Selbstbewusstsein, weil sie ihr Gesicht und ihren Körper mit gesellschaftlich anerkannten Schönheitsidealen messen und dabei übersehen, dass eine gute, interessante Ausstrahlung für wesentlich mehr Attraktivität bürgt als ein ebenmäßiges, aber langweiliges Gesicht. Die Autorin zeigt auf, wie die Einzelne zum Einklang mit sich selbst finden kann, und auf welche Weise sie auf die Bedürfnisse ihres Körpers eingehen muss, um eine positive wechselseitige Beziehung zwischen Körper und Seele herzustellen. Auch die Ausschaltung schädlicher Einflüsse gehört zum Programm.
Auch speziell auf Frauen zugeschnittene Gymnastikübungen zum Erhalt der körperlichen Leistungsfähigkeit, zum Beispiel für den Beckenboden, werden vorgestellt - und ebenso Akupressurpunkte, deren Stimulierung Beschwerden lindern kann.

Etwa die Hälfte des Buchs ist den Heilkräutern vorbehalten. Auch hier liegt der Schwerpunkt, wie der Titel bespricht, bei frauentypischen Beschwerden. Freilich können viele der aufgeführten Kräuter, wie etwa das Johanniskraut oder der Salbei, auch bei allgemeinen gesundheitlichen Beeinträchtigungen helfen.
Das Register enthält Kräuternamen und Fachbegriffe, aber auch die Beschwerden, denen man mittels Kräutern oder den genannten Übungen und Akupressur begegnen kann.

Nicht alle besprochenen Kräuter würde man unbedingt in einem Heilkräuterbuch erwarten: Buchweizen und Hafer etwa dienen hauptsächlich als Nahrung, haben aber auch interessante therapeutische Wirkungen. Ebenso überrascht auf den ersten Blick das Vorhandensein der Sojabohne unter den Kräutern, doch wenn man weiß, dass sie östrogenähnliche Substanzen enthält, weiß man sie vor allem in den Wechseljahren zu schätzen.
Die Kräuter werden mit deutschem und lateinischem Namen aufgeführt. Eine kurze Einführung gibt einen Eindruck von Standorten, Blütezeit, Nutzung in der Vergangenheit und anderen Aspekten. Einzelne Abschnitte geben an, wofür das jeweilige Kraut eingesetzt werden kann, welche Teile der Pflanze man einsetzt (und wofür, falls etwa Wurzeln und Blüten unterschiedliche Wirkungen haben), welche Wirkung dem Kraut generell zugeschrieben wird, wozu es konkret verwendet wird, und was gegebenenfalls zu beachten ist. Sofern erforderlich, findet man auch Rezepte. Zu jeder aufgeführten Pflanze ist mindestens ein Foto vorhanden.
Nach Erfahrung der Rezensentin mit einigen der Kräuter lassen sich die genannten Wirkungen tatsächlich erzielen. Insbesondere kann man die Regelblutung und die damit verbundenen Beeinträchtigungen beeinflussen, aber es gibt auch Kräuter, die sich in der Schwangerschaft und Stillzeit als nützlich erweisen, und offensichtlich lassen sich auch typische Beschwerden in den Wechseljahren durch die Kräuterapotheke lindern.
Der Titel täuscht ein wenig: Wie erwähnt, befasst sich nur rund die Hälfte des Buchs mit Heilkräutern; der erste Teil befasst sich mit der Selbstfindung und -wahrnehmung sowie der Vorbeugung und Bekämpfung von frauentypischen Beschwerden mittels Gymnastik, Akupressur und anderen Verfahren, wie man sie ähnlich auch in entsprechenden Ratgebern findet. Interessant und empfehlenswert sind sie dennoch grundsätzlich auch in einem Buch, das eigentlich Heilkräutern gewidmet ist, die speziell den Frauen zugute kommen. Wer freilich ein umfangreiches Werk zur Kräuterheilkunde erwartet hat, mag ein wenig enttäuscht sein.
"Kräuterheilkunde für Frauen" ist ein Buch, das neben Kenntnissen zur Anwendung von Heilkräutern auch ein ganzheitliches "Wohlfühl"- und Gesundheitsprogramm vermitteln möchte, also Kräuterkunde und Ratgeber in einem, und als solches empfehlenswert.