Klappe, die Zweite: Corine Hartmans Krimireihe um die niederländische Kommissarin Nelleke de Winter geht mit "Der letzte Atem" in die nächste Runde. Diesmal geht es um Sport. Und um Mord natürlich.

Julia Zuidema war eine Sportlerin mit Leib und Seele. Durch das regelmäßige Lauftraining konnte sie ihren Körper trainieren und in Form halten. Ihren Körper, der jetzt leblos im Wohnzimmer ihres Hauses liegt. Erschlagen wurde die Mittdreißigerin, von hinten niedergestreckt mit einem Golfschläger. Dem Golfschläger ihres Mannes, der auch Zugang zu dem Betäubungsmittel hatte, das Julia kurz vor ihrem Tod verabreicht wurde. Kommissarin Nelleke de Winter von der Polizei in Lichtenvoorde ermittelt in diesem scheinbar glasklaren Fall. Sie ist sich nicht so sicher, dass der forschende und praktizierende Tierarzt tatsächlich seine Frau umgebracht hat. Oder doch? Wollte er mit dem Geld der Lebensversicherung weitere Forschungen finanzieren? Als durch einen rätselhaften Hinweis plötzlich zwei Freundinnen von Julia ins Spiel kommen, erweitert sich die Gruppe der Verdächtigen. Hatten die beiden Damen ihre Laufpartnerin im Visier, weil Julia sportlich erfolgreicher war als sie?

Zurück in die Achterhoek: Knapp ein Jahr nach den Ereignissen in "Schöner als der Tod" setzt dieser zweite Krimi von Corine Hartman an und erzählt von einem neuen rätselhaften Mord in der malerischen Gegend nahe der niederländisch-deutschen Grenze. Manches hat sich geändert seit de Winters erstem Auftritt, vieles ist aber gleich geblieben: Die Frau mit dem scharfen Verstand und der untrüglichen Intuition ist immer noch auf der Suche nach ihrer verschwundenen Tochter, hegt weiterhin zwiespältige Gefühle gegenüber ihrem Freund Jaap und überarbeitet ist sie sowieso ständig. Diese ständige Gratwanderung zwischen privaten Problemen und dem Dienst bei der Polizei macht bis zu einem gewissen Grad auch den Reiz dieses Kriminalromans aus, weil Hartman eben nicht nur die üblichen Ermittlungsgeschichten erzählt, sondern auch die Persönlichkeit einer interessanten Frauenfigur ergründet. Bis zu einem gewissen Grad, wohlgemerkt - denn was im Debüt der Autorin noch erfrischend wirkte, erweist sich in "Der letzte Atem" zunehmend als Stolperstein für den Spannungsaufbau, der gerade im Mittelteil fast zum Erliegen kommt. Die Handlung tritt dann zu lange auf der Stelle, und was noch schwerer wiegt: Man nimmt Frau de Winter diesen extremen Spagat zwischen Gefühlen und beruflichen Herausforderungen, der sich beinahe bis zur Selbstaufgabe steigert, nicht mehr durchgängig ab. Erst im letzten Drittel des Buches, wenn die Fäden langsam zusammenlaufen und sich das Tempo merklich steigert, kommen Hartmans erzählerische und stilistische Qualitäten wieder zur Geltung. Die Wendungen am Ende und die überraschende Auflösung runden die nicht immer spannende Geschichte zu einem leicht überdurchschnittlichen Krimi ab. Es bleibt zu hoffen, dass Hartman in ihrem dritten de Winter-Roman, der in den Niederlanden bereits erschienen ist, wieder einen Zahn zulegt, um Fans des ersten Falls trotz dieses schwächeren zweiten Auftritts bei Laune zu halten.