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Eiseskälte, karge Landschaften, Abgeschiedenheit und Einsamkeit: Asif Kapadias Psychokrimi "Far North" nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise in die Einöde der Arktis.
Die beiden Inuit Saiva (Michelle Yeoh) und Anja (Michelle Krusiec) leben allein im ewigen Eis. Vor vielen Jahren musste Saiva, die ältere der beiden, die Auslöschung ihres gesamten Dorfes durch russische Soldaten miterleben. Seitdem ist sie mit Anja auf der Flucht und traut keiner Menschenseele. Doch als plötzlich ein fast erfrorener Mann namens Loki (Sean Bean) auftaucht, nimmt sie sich des Fremden an und kümmert sich um ihn. Ehe noch die Fronten geklärt werden können, buhlen bereits beide Frauen um die Gunst des gutaussehenden Russen - und eine fatale Dreiecksbeziehung entsteht, die in eine Katastrophe münden wird
Riesige eisbedeckte Berge in prächtigem Cinemascope, endlos erscheinende, vegetationslose Ebenen, atemberaubende Gletscher und Gefrornis, so weit das Auge reicht: Asif Kapadias auf Spitzbergen gedrehter Krimi bietet Schauwerte, die es so in Spielfilmen selten zu sehen gibt. Wenn die beiden Protagonistinnen auf der Jagd nach Rentieren oder Walrossen durch die faszinierenden Eisgebiete ziehen, kommt der Zuschauer aus dem Staunen kaum noch heraus. Schade nur, dass sich die Kälte des Settings allzu oft auch auf die Erzählweise des Films überträgt: Dem Regisseur gelingt es nur selten, die frostige Grundstimmung mit hitzigen Emotionen zu konterkarieren, für die eine derart verhängnisvolle Liebesgeschichte eigentlich prädestiniert ist. So tut man sich als Zuschauer schwer, einen Zugang zu der schnell abgehandelten, nicht immer nachvollziehbaren Handlung zu finden. Spannung kommt demnach auch nur teilweise auf, weil die Entwicklung und die Gefühle der Hauptpersonen streckenweise nebulös bleiben. Das liegt nicht an den Darstellern: Allesamt beweisen sie ihr Können und lassen die Vielschichtigkeit ihrer Figuren erahnen, was jedoch wiederum vom Drehbuch nicht weiter ausgeführt wird. Das Ende schockt dann ziemlich, wirkt aber zugleich etwas abstrus und unausgegoren. Was bleibt, ist ein zwiespältiger Eindruck zwischen Begeisterung für die Präsentation des Films und Enttäuschung über viele nicht genutzte Chancen und eine allzu banale Herangehensweise an ein komplexes Thema.
Die DVD von EuroVideo überzeugt mit einem scharfen, kontrastreichen Bild und einem wuchtigen Ton, der seine vollen Qualitäten leider nur in den wenigen dynamischen Szenen des Films ausspielen kann. Das Bonusmaterial besteht aus Trailern und einem sehr ausführlichen, sehenswerten Making-of, das Einblicke in den beschwerlichen Dreh auf Spitzbergen gibt.
Fazit: Einfach gestrickter, mittelmäßiger Psychokrimi vor atemberaubender Naturkulisse - nur bedingt empfehlenswert.