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Aus einer leblosen Wanderausstellung, die Gipsfiguren mit jeweils einem typischen Gericht aus der Eifel an eine lange Tafel setzte, entstand eine gastronomische und sehr lebendige Zeitreise durch die Eifel: Reale Personen setzten sich zu den Puppen und bekamen tatsächlich essbare Gerichte serviert. So wurde der Wanderausstellung Leben eingehaucht. Um den leblosen Figuren ebenfalls Leben einzuhauchen, mussten Geschichten her, Geschichten, die die Personen und die Zeit, in der sie lebten, für die Besucher der kulinarischen Ausstellung nachvollzieh- und erlebbar machten.
Da gibt es zum Beispiel die Magd Margarethe, die im Januar 1917 einen Brief von ihrem sich im Krieg befindenden Bruder erhält. Der schreibt ihr, was er alles verspeist hat, während im Hause ihrer Brotherren, wie allerorten, das Essen knapp ist. Diese Geschichte, die in einer sehr entbehrungsreichen Zeit spielt, ist Anlass für Annette Hartmann, vier Steckrübenrezepte vorzustellen, denn Not macht erfinderisch und niemand hat je gern tagein, tagaus Steckrübeneintopf gegessen. Und so gibt es denn Steckrübenschnitzel, gefüllte Steckrübenschiffchen, die klassische Steckrübensuppe nach Großmutters Art und eine Steckrübensuppe Exotisch. Aus derselben Epoche gibt es dann auch noch vier Gerichte mit Schnibbelbohnen. Und obwohl Lamm, wie Annette Hartmann verrät, nicht zur Lieblingsspeise der Eifeler gehört, stellt sie angesichts der vielen Schafherden auch drei Rezepte für Lamm vor.
Von A wie Augit bis W wie Welfenspeise werden hier insgesamt vierundvierzig Gerichte der Eifel vorgestellt. Die hat die Köchin und Autorin Hartmann zum Teil aus alten Kochbüchern zusammengetragen. Zudem gibt sie oft noch Zusatzinformationen zur Bedeutung der Gerichte beziehungsweise bestimmter Nahrungsmittel, wie beispielsweise Buchweizen oder Sauerkraut. Ralf Kramp hat fünf Geschichten dazu geschrieben und so trifft der kulinarisch interessierte Leser neben Margarethe auch die Rentnerin Käthe im Jahr 1967, ein Hochzeitspaar im Jahr 1930, den Mausefallenhändler Adolf im Jahr 1924 und die Schülerin Monika im Jahr 1957. Auf diese Weise werden verschiedene Gerichte der Eifel und ihre Bedeutung mit Geschichten von Eifelern vernüpft.
"100 Jahre Esskultur in der Eifel" hieß die oben angesprochene Wanderausstellung. Aus ihr ist nicht nur eine lebendige und kulinarische Veranstaltung entstanden, sondern auch dieses Buch, das all jene freuen wird, die an Koch- und Esstraditionen im Allgemeinen oder der Eifel im Besonderen Interesse haben. Ob die fünf Geschichten nun wirklich einen lebendigen Eindruck verschiedenster Eifeler innerhalb dieses Jahrhunderts geben oder nicht, die Informationen, die Annette Hartmann zu den Gerichten zusammengetragen hat, sind allemal informativ und interessant. Fotos zu den Rezepten sollte man allerdings nicht erwarten.
"Eifeler Herd ist Goldes wert" ist zwar auch ein Kochbuch, aber nicht nur. Es ist ein Buch über typische Nahrungsmittel aus der Eifel und ihre Verarbeitung, nur das eben die Verarbeitung nicht nur allgemein gehalten ist, sondern in Form konkreter Rezepte die Möglichkeit zur Nachahmung liefert.