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Wie macht es dieses schwedische Möbelhaus, das mal so klein angefangen hat, dass wirklich jeder einen Standpunkt zu ihm hat und die meisten es lieben?
Sebastian Herrmann beleuchtet in seinem Buch "Wir Ikeaner" die "Ikeanisierung" unserer Gesellschaft und das Phänomen IKEA ausführlich. Er beginnt mit dem "ersten Mal", an das wohl fast jeder heutige IKEA-Fan noch eine gewisse Erinnerung hat. Was wurde gekauft, warum, wie funktionierte der Aufbau? Alles wichtige Fragen in der Erörterung des Beginns dieser Beziehung. Weiter geht es mit der Geschichte IKEAs und dem Versuch einer Erklärung, wie dieses einstmals kleine Möbelversandhaus zu einem so großen Möbelmitnahmemarkt werden konnte.
Jeder erinnert sich wohl an die eine oder andere Szene in einem IKEA-Markt, in der entweder er selbst sich mit seinem Partner stritt oder er ein anderes Paar beim Streiten beobachtete. Wieso IKEA schon fast als Prüfungszentrum für Paare durchgeht, wird im dritten Kapitel erläutert.
Weitere Themen des Buches sind das Phänomen IKEA - warum hat gerade dieses Möbelhaus so eine starke Wirkung auf jeden? - und der Katalog, der stets sehnsüchtig erwartet wird. Auch darüber, wie IKEA es schafft, doch jeden dazu zu verführen, noch ein paar mehr Kerzen oder Vasen zu kaufen und welche Fehlkäufe es noch so gibt, klärt das Buch auf.
Ingvar Kamprad selbst, der Gründer IKEAs, gilt als sehr sparsamer Mensch, der trotz seines heutigen Reichtums sehr genau auf das Geld achtet. Diese Grundsätze können auch die Käufer bei IKEA befolgen, so glaubt zumindest jeder. Die Preisgünstigkeit der Möbel liegt vor allem auch darin begründet, dass der Kunde seine Möbel selbst abholt und zusammenbaut. Jeder hat seine eigene Geschichte des Aufbaus: Männer vor allem die des Scheiterns, Frauen die des Erfolgs - aber woran liegt es, dass Frauen auf diesem Gebiet begabter erscheinen? Die Qualität der Bauwerke sind ein weiteres Thema des Buches, ebenso die Tatsache, dass IKEA-Möbel überall auf der Welt gleich sind.
IKEA als Beispiel für alle Bereiche des Lebens ist eines der letzten Kapitel. Wie man die Funktionsweise IKEA am besten auf alle anderen Bereiche des Lebens überträgt und so alle glücklicher werden, ist eine gewagte, aber durchaus nachvollziehbare Theorie.
Das letzte Kapitel zeigt, was passiert, wenn man versucht, sich anders zu orientieren, weg von IKEA, hin zu anderen Möbelhäusern: Man kann nur enttäuscht werden.
Oft werden diese Situationen übertrieben geschildert, in Extreme verkehrt, die man selbst noch nicht so erlebt hat, die aber durchaus vorstellbar sind. Dank dieser Überspitzung werden die eingestreuten Anekdoten noch sehr viel witziger, als sie es sowieso schon wären. Sehr interessant sind aber vor allem die Erläuterungen zur Geschichte von IKEA und zu Ingvar Kamprad, da dies Teile des Buches sind, die nicht jeder schon kennt. So schafft Sebastian Herrmann die richtige Balance aus neuen Informationen und altbekannten Situationen.
Das Buch, das von außen an die klassische blaue IKEA-Tüte erinnert, macht auch durchweg vor allem dieses: erinnern. Es erinnert den Leser an seinen ersten IKEA-Kauf, den ersten Streit mit dem Partner wegen IKEA und an viele weitere IKEA-Momente, die fast jeder für sich selbst erlebt hat. Das ist wohl auch das Besondere an IKEA: Jeder hat seine eigene Geschichte dazu, aber im Grunde erlebt jeder das Gleiche.
So findet man sich immer wieder nickend und lachend bei der Lektüre, stimmt dem Autor zu oder widerspricht auch, wenn er Sachen behauptet, die einfach nicht stimmen können. So zum Beispiel, dass man überhaupt jemals auf die Idee kommen könnte, ein anderes Möbelhaus auszuprobieren.