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Auch wenn sie beide Feinde sind, haben sie ein gemeinsames Ziel. Sowohl Cnaiür von Skiötha, ein Häuptling der Utemot, und Anasûrimbor Kellhus, ein Mönch eines abgeschieden lebenden Ordens, wollen Anasûrimbor Moenghus finden. Es heißt, er halte sich in einer Stadt namens Shimeh auf. Und der einzige Weg, dorthin zu gelangen, ist für beide die Teilnahme am Heertross des Heiligen Kriegs, der losgezogen ist, um die Stadt Shimeh von den heidnischen Bewohnern zu reinigen. Für Kellhus ist dies eine geeignete Möglichkeit, sein erworbenes Wissen in die Praxis umzusetzen. Er hat gelernt, frei von Ängsten und Traditionen zu leben, agiert vollkommen nach den Gesetzen des Logos. Mit diesem Wissen gelingt es ihm, nicht nur seine Zeltnachbarn, sondern sogar einen großen Teil des Heeres für sich einzunehmen, bis er als großer Prophet gilt.
Cnaiür, der Barbar, sieht dies mit Unbehagen. Aufgrund seiner Erfahrungen mit Kellhus Vater Moenghus weiß er, dass beide Menschen dazu bringen können, nach ihrem Willen zu agieren. Selbst Serwe, eine junge Frau, die er zur Beute genommen hatte, wurde ihm von Kellhus entrissen. Stattdessen liegt nun auf seinen Schultern das Gewicht des Krieges, da Kronprinz Proyas sich auf das Urteil des Utemot stützt.
Für den Hexenmeister Drusus Achamian führt der Weg des Krieges durch den Teil der Welt, den er Nacht für Nacht in seinen Alpträumen sieht. Alle im Orden der Mandati träumen jede Nacht von der großen Apokalypse und wissen, dass eine zweite folgen wird. Auch wenn er für seine Prophezeiungen verlacht wird, sieht Achamian in Kellhus den Vorboten schrecklicher Ereignisse. Doch die Gespräche mit ihm bringen ihn in einen Zwiespalt und er fragt sich, ob dieser Mann es wert ist, seinen Orden und vielleicht die Sicherheit der ganzen Welt aufs Spiel zu setzen.
"Der Prinz aus Atrithau" ist der zweite Roman um den Krieg der Propheten. Hier rollt der Heereszug nach den politischen Wagnissen nun endlich los und erlebt die ersten Gefechte gegen die Fanim. Doch nicht nur die Kämpfe sind es, die das Heer schwächen. Die Wüste und uralte blutgetränkte Schlachtfelder der Ersten Apokalypse setzen den Kämpfern zu. Als dann ein Heerzug durch die Tücke der Heiden fast vernichtend geschlagen wird, gehen Gerüchte von Verrat um. Aber die wirklichen Feinde, die mitten im Heer lauern, erkennt nur der Kriegerprophet und erahnt nur ein Hexenmeister, auf dessen Prophezeiungen ohnehin niemand hört.
Damit wimmelt es auch in diesem zweiten Band von Intrigen, politischen Verschwörungen, Schlachten und Blut. Alte Bündnisse werden verworfen, während lautlos sowohl die bösen Widersacher als auch Anasûrimbor Kellhus ihre Fäden spinnen. Aus diesem Grund liest der Leser gebannt weiter, denn selten wird eine epische Geschichte so hautnah, so realistisch und glaubhaft erzählt wie hier. Dennoch ist es gerade auch diese Detailtiefe, die dem Leser Durchhaltevermögen abverlangt, da er viele Geschehnisse und Personen im Kopf behalten muss. Doch zum Glück gibt es dafür ein kleines Personen- und Ortsverzeichnis am Ende sowie eine Zusammenfassung der Geschehnisse des ersten Bandes zu Beginn des Romans.
Wer es nicht scheut, sich von einem Buch herausfordern zu lassen, der findet mit "Der Prinz aus Atrithau" ansprechende und durchdachte Fantasy, fernab vom Einheitsbrei.