Der größte Detektiv aller Zeiten löst keine alltäglichen Kriminalfälle. Es sind vielmehr die seltsamen, ungewöhnlichen und nur auf den ersten Blick alltäglich scheinenden Dinge, die ihn aus seiner Langeweile reißen und dabei helfen, seine grauen Zellen zu aktivieren. So handelt es sich bei dem "Skandal in Böhmen" nicht um einen Mordfall, sondern um eine Erpressung, die harmlos und unauffällig beigelegt werden soll. Denn der König von Böhmen höchstpersönlich sucht Holmes? Hilfe. Er möchte heiraten, doch seine frühere Geliebte Irene Adler droht damit, seiner Verlobten ein gemeinsames Bild von ihnen zu übermitteln. Dies muss verhindert werden, doch Irene Adler ist eine intelligente Frau, die sich nicht übertölpeln lässt.

Als Watson einen langjährigen Freund mit einem älteren Filzhut antrifft, hat er keine Ahnung, dass dieser die beiden Detektive auf die Spur eines verschollenen Diamanten führen wird. "Der blaue Karfunkel" wurde der Gräfin Morcar gestohlen und ist im Kropf einer Weihnachtsgans wieder aufgetaucht, die gemeinsam mit diesem Filzhut von jemandem auf der Flucht zurückgelassen worden ist.

Es ist ein seltsames Problem, mit dem der Pfandleiher Jabez Wilson in Holmes? Wohnung kommt. Dank einer Anzeige in der Zeitung hatte er sich bei der Vereinigung "Der Bund der Rothaarigen" beworben. Dort bekam er dank seiner prächtigen Haarfarbe vormittags eine gute Anstellung, die ihm zusätzliches Geld einbrachte. Doch dieses Büro steht nun leer und Wilson möchte nicht auf seinen Verdienst verzichten.

Gegenüber von Holmes? Wohnung steht "Das leere Haus". Nach seinem vermeintlichen Tod gibt Sherlock Holmes sich Watson in Verkleidung zu erkennen. Die Wiedersehensfreude beider Herren ist groß. Doch bevor Holmes wieder in der Öffentlichkeit auftreten kann, muss er noch die gefährlichsten Handlanger von Professor Moriarty ins Gefängnis bringen. Dazu legt er sich mit dem Doktor in dem leer stehenden Haus auf die Lauer und bietet sich dafür selbst als Köder an.

"Die Sherlock Holmes Box (grün)" vereint vier Kurzgeschichten um den weltberühmten Privatdetektiv in sich. Diese sind schon früher vom gleichen Verlag als einzelne Hörbuchausgaben herausgebracht worden. Als Vorlage dient eine ungekürzte Übersetzung um 1900. Und gerade diese Sprache ist es, die den Geschichten ihren besonderen Charme gibt. Denn hier hört man noch direkt die gestelzte, teilweise etwas umständliche Art der Gespräche heraus, die der Zeit, in der diese Geschichten geschrieben wurden, gemein war. So kommen die Charakteristika des genialen Holmes ebenso hervorragend zur Geltung wie die schlichtere Gemütsart Watsons. Diese vermag auch Daniel Morgenroth mit seiner Stimme besonders gut einzufangen, so dass man sich mitten in die Geschichte hineinversetzt fühlt. Ein wenig schade ist, dass die Kurzgeschichten keiner genauen zeitlichen Ordnung folgen. Das machen sie allerdings durch ihren Abwechslungsreichtum wieder wett.

Wer einmal nichts von Sherlock Holmes lesen möchte, sondern sich lieber entspannt die Geschichten vortragen lassen will, der macht mit dem Kauf dieser schlichten und dennoch sehr hörbaren Lesung nichts verkehrt.