Der sechzehnjährige Walker ist der Spross der berüchtigtsten Piratin, die die Karibik je gesehen hat. Anstatt jedoch unter schwarzer Flagge die sieben Weltmeere zu durchschippern, wird er in den gefürchteten Scherbengruben von Antigua gefangen gehalten. Dorthin nämlich wurde er nach dem Tod seiner Mutter verschleppt. Fast sein halbes Leben hat er in einem finsteren Verlies verbracht, wo er sich um die Verletzungen kümmern muss, die die anderen Gefangenen von den Kämpfen auf Leben und Tod davon tragen, die sie sich zur Belustigung eines zahlenden Publikums liefern müssen.
Unter diesen Kämpfern ist auch Buanaventure, ein vor Kraft strotzender Koloss, der anstelle eines menschlichen Kopfes das Haupt eines Hundes trägt. Obwohl er gar nicht so genau weiß, weshalb, freundet sich Walker mit ihm an. Eines Tages verhilft ihnen beiden völlig unvermutet ein spanischer Pirat zur Flucht. Das geschieht freilich nicht aus Herzensgüte. Nicht nur, dass der Fremde das ehemalige Schiff von Walkers Mutter in seinen Besitz gebracht hat. Als Gegenleistung für die Freiheit verlangt der Spanier außerdem von Walker, dass dieser ihn zum geheimnisvollen Schatz seiner Mutter führt, von dem der Junge bis dahin noch nicht einmal gewusst hat. Denn die verstorbene Piratin hat vorgesorgt und den Aufenthaltsort des Schatzes in Rätseln versteckt, die nur Walker lösen kann.
Was folgt, ist ein aufregender Trip kreuz und quer durch die Karibik, auf dem der Sechzehnjährige lernt, das wahre Vermächtnis seiner Mutter anzutreten.

"Der Klabauterkrieg" entführt seine Hörer in die Welt, die Autor Kai Meyer ursprünglich für seine Jugendbuchtrilogie "Die Wellenläufer" geschaffen hat. Obwohl die Figuren Walker und der Pitbull-Mann auch eine wichtige Rolle in der Buchserie spielen, wirkt das Hörspiel wesentlich losgelöster von seinem Vorgänger als Meyers erste WDR-Produktion "Der brennende Schatten", der Hörspiel-Vorgeschichte seiner Merle-Trilogie. Das hat den Vorteil, dass die Grundzüge der Geschichte, die hier erzählt wird, den Lesern der "Wellenläufer" noch nicht bekannt sind, sondern ein spannendes, neues Abenteuer bieten. Ähnlich wie "Der brennende Schatten" spielt "Der Klabauterkrieg" allerdings ebenfalls Jahre vor den Ereignissen der zugehörigen Trilogie. Walker ist noch nicht Kapitän der Carfex, sondern ein Halbwüchsiger, der noch viel zu lernen hat.
So ist die rasante Handlung um sprechende Schrumpfköpfe, mehräugige Madonnen, aggressive Klabauter und eine geheimnisvolle Sagengestalt, die die Tränennixe genannt wird, auch eine actionreiche Coming Of Age-Erzählung.

Inzwischen ist die Idee, phantastische Stoffe in der karibischen See anzusiedeln, nicht mehr ganz so originell wie vor einigen Jahren, als Meyers Piraten-Abenteuer erstveröffentlicht wurde. Das war nämlich noch vor den "Fluch der Karibik"-Filmen mit Johnny Depp. Trotzdem gelingt es Kai Meyer einmal mehr, eine frische Geschichte zu erzählen, die er mit diversen Zutaten aus verschiedenen Genres würzt. Auch wenn "Der Klabauterkrieg" zwischendurch einen kleinen Durchhänger hat und im Vergleich zu den "Wellenläufern" etwas verblasst, wird hier ordentliches Hörvergnügen geboten. Das liegt natürlich auch an der hervorragenden Vertonung der Geschichte. Das Produktionsteam der WDR hat mit Sprechern gearbeitet, die ihr Handwerk verstehen, und hat zudem auch was Hintergrundgeräusche betrifft Geschmack bewiesen. Das hat Atmosphäre!

Erfreulich ist außerdem, dass das Jugendlabel Wellenreiter an der Kritik zur CD-Ausgabe von Meyers erstem WDR-Hörspiel gelernt hat: Findet sich auf den beiden Silberscheiben von "Der brennende Schatten" jeweils nur ein einziger Track - was eine längere Unterbrechung beim Anhören recht unbequem macht -, haben die Verantwortlichen die beiden Hörspielfolgen nun so unterteilt, dass sich nun auf jeder CD mehrere Abschnitte befinden und man somit auch immer wieder zwischendurch einsteigen kann. Dafür fällt allerdings das Booklet diesmal merklich dünner aus. Das verschmerzt man jedoch gern, kommt es bei "Der Klabauterkrieg" doch vor allem auf den Hörgenuss an, der hier definitiv geboten wird.