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 Zebraland


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Fridolin lebt das Leben eines ganz normalen Teenagers. Sich und die Welt entdecken kann unheimlich spannend, aber auch unheimlich langweilig sein. Eher zurückgezogen, mit nur wenigen richtigen sozialen Kontakten lebt er sein eher eintöniges Leben. Auch Philipp, Anouk und Judith haben die gleichen Probleme. Zwar sind sie sehr wichtig - zumindest nehmen sie sich und ihre kleinen Probleme selber wichtig -, doch sonst unterscheidet sich ihr Leben auch nicht so viel. Und doch würden die vier wohl so nie zusammenkommen. Anouk und Judith als Konkurrentinnen um Philipp wohl kaum und erst recht die drei nie mit dem eigensinnigen Fridolin, der aber von allen Ziggy genannt wird. Der Zufall führt die vier dann doch zusammen und von einer Sekunde auf die andere hängen die ungleichen Charaktere aneinander. Denn auf dem Nachhauseweg von einem Konzert überfahren sie eine Mitschülerin namens Yasmin. Gemeinsam beschließen sie, Fahrerflucht zu begehen und die vermeintlich Tote einfach liegen zu lassen. Doch so ein Ereignis kann man nicht einfach totschweigen. Als dann ein mysteriöser Mitwisser auftaucht und im Namen Moses Sühne von den Vieren einfordert, gerät deren Leben vollends aus den Fugen. Einer nach dem anderen werden sie gezwungen, das aufzugeben, was ihnen bisher im Leben am liebsten war.

Marlene Röder hat sich eines schwierigen Themas angenommen. Eine Geschichte um Schuld und Sühne hat sie geschrieben. Und kann man denn wirklich den Tod eines Menschen (wenn auch unbeabsichtigt herbeigeführt) sühnen? In psychisch-tiefen Monologen erörtern die Protagonisten diese Frage. Doch auch im zwischenmenschlichen Zusammenleben werden sie alle nur noch von diesem schrecklichen Tag beherrscht. Alles andere erscheint plötzlich nichtig. Auch die durch Mose auferlegten Sühnehandlungen bringen nach zusätzlichen Qualen keine Linderung und der wohlige Mantel des Vergessens will sich auch nicht darum legen. Doch neben dieser psychischen Ebene möchte sie ebenso um den geheimnisvollen Mose eine zusätzliche Spannung erzeugen. So versuchen die vier, ihrem Mitwisser aufzulauern und hinter seine Identität zu kommen und ihn irgendwie zum Schweigen zu bringen.

Ein tragischer Autounfall mit Todesfolge. Und eine Handvoll Teenager, die heillos mit der Situation überfordert sind und abhauen. Und dann ein mysteriöser Verfolger und Mitwisser. Die Story klingt nicht nur wie der bekannte Hollywoodstreifen "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast", sondern kommt über weite Strecken diesem inhaltlich sehr nahe. Die Autorin erzählt einmal aus der Sicht Judiths und einmal aus der Ich-Perspektive Ziggys die Handlung. Wären da nicht die Titelüberschriften, registrierte man als Leser den Wechsel kaum, da sich die Gedankengänge der beiden unterschiedlichen Teenager gar nicht so sehr voneinander unterscheiden. Und dann ist da noch Yasmin: Ihre Gedanken erfährt der Leser über ihr Tagebuch, welches von Ziggy gelesen wird. Darin ist immer wieder die Rede von einem Zebra. Dieses hatte wohl Yasmin magisch angezogen und auch Ziggy gewöhnt sich bald an das Tier, was sich als fatal erweisen soll. In diesem ständigen Perspektivwechsel setzt die Autorin ihre Charaktere immer mehr unter Druck, was sich insbesondere an den zwischenmenschlichen Beziehungen erkennen lässt, die langsam, aber stetig in die Brüche gehen. Auch wenn man die Veränderungen so als Leser wahrnimmt, passiert aber gleichzeitig wenig, was diesen Druckaufbau äußerlich rechtfertigen würde.
Die Erzählung nimmt Fahrt auf, als Mose in Erscheinung tritt. Ohne ihn würden die Schicksalsgenossen und der Leser aufgrund der vielen Grübeleien wohl in Apathie verfallen. Schlussendlich bringt die auferlegte Sühne aber keine Befreiung von der Schuld. Teilnahmslos verfolgt der Leser dann auch die Jagd nach dem Unbekannten, welche eher deplatziert in dem Gesamtzusammenhang wirkt.

Fazit:

Mit dem Willen, mehr psychologische Tiefe in die Erzählung zu bringen, gelingt es der Autorin nicht, sich thematisch von "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" zu entfernen. Der Horror fehlt, doch der sonstige Plot ist zu ähnlich.

Lars Perner



Hardcover | Erschienen: 01. Januar 2009 | ISBN: 9783473353019 | Preis: 14,95 Euro | 224 Seiten | Sprache: Deutsch

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