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Im Kunstmarkt werden Millionenbeträge umgesetzt und der Hype um zeitgenössische Kunst ist ungebrochen. Außerordentliche Gewinne können erzielt werden, aber auch enorme Verluste. Der Nervenkitzel ähnelt dem an Aktienmärkten - nur ist Kunst einfach schöner und unterhaltsamer und lässt sich in einigen Fällen sogar noch an die Wand hängen. Dazu gehört es in bestimmten Berufsgruppen heute schon fast zum guten Ton, sich eine eigene Kunstsammlung aufzubauen und damit das Prestige zu steigern.
Wie sind nun die Regeln in diesem Gesellschaftsspiel, wer sind die Akteure und welches ist das Feld, auf dem sich alle tummeln? Das sind die Fragen, denen die Autorin in dieser Sammlung von rund vierzig Essays nachgeht, die im März 2008 in neuer und überarbeiteter Auflage im Murmann Verlag erschienen ist. Gute Voraussetzungen bringt die 1956 in Hamburg geborene Kunsthistorikerin und Journalistin ja mit: Zunächst war Katja Blomberg als freie Korrespondentin bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung tätig und berichtete aus den Niederlanden, Belgien, Großbritannien und Japan über zeitgenössische Kunst. Dem folgten drei Jahre als Kulturredakteurin bei faz.net und im Anschluss daran eine Tätigkeit als Pressesprecherin für das Museum für angewandte Kunst in Wien. Nun leitet sie seit 2005 das Haus am Waldsee in Berlin - ein Veranstaltungsort für internationale Gegenwartskunst.
Nach einer Einleitung berichtet die Autorin auf rund zweihundertzwanzig Seiten von Künstlern, Sammlern, Kuratoren und Galeristen, davon sind viele Beiträge durch ein Farbfoto illustriert. In einem Resümee fasst Katja Blomberg ihre Erkenntnisse zusammen. Das Buch schließt mit Anmerkungen, einer Danksagung und einem Verzeichnis von Adressen, Öffnungszeiten und Websites von öffentlich zugänglichen Privatsammlungen zeitgenössischer Kunst im deutschsprachigen Raum sowie etlichen Galerieadressen. Ergänzend ist ein Bildnachweis und Personenregister abgedruckt - interessant ist auch eine ganze Seite mit weiterführenden Literaturhinweisen. Das Buch schließt mit Informationen über die Autorin.
Nach der Lektüre des farbenfrohen Softcover-Buches von Katja Blomberg weiß man tatsächlich: Der Kunstmarkt folgt seinen ganz eigenen Regeln. Zum Teil spielen Absprachen und Kooperationen eine große Rolle, die aber auch nicht immer verlässlich sind und außer Kraft gesetzt werden, wenn Privatsammler ihre Sammlung unerwartet veräußern. Es fällt auf, wie häufig Marketingstrategien angewendet werden, Kunstwerke oder einzelne Künstler werden als Marke aufgebaut und gepflegt, Marktbeobachtungen und eine aktive Preispolitik werden genutzt, um Vorteile zu erzielen. Es ist ein Markt, auf dem höchst unterschiedliche Akteure miteinander umgehen: der Künstler mit seinem inneren Anliegen, seine Kunst zu schaffen, Investoren und Vermittler sowie Kunsthistoriker, die den geschichtlichen Aspekt vordergründig im Auge haben. Die Leidenschaften des Schaffens, des Sammelns, des Vermehrens, des Verstehens und Dokumentierens treffen aufeinander. Kultur trifft auf Kommerz, Kreativität auf Kalkül.
Der Autorin gelingt es die Themen in einer großen Bandbreite von Beiträgen auf unterhaltsame Art und Weise mit Witz und Einsicht zu vermitteln und schreckt auch nicht vor der Nennung von Zahlen zurück. Sie lässt den Leser teilhaben an ihren profunden Kenntnissen von Markt und Szene und stellt diese überzeugend dar. In den zwei- bis fünfseitigen Porträts lernt man im Buch mehr oder weniger bekannte illustre und tonangebende Persönlichkeiten der deutschsprachigen Kunstszene kennen. Das Buch richtet sich an Kunstinteressierte, Künstler und Sammler, welche den Markt und seine Mechanismen etwas besser kennenlernen möchten. Die Beiträge gehen dabei eher ins Feuilletonistische als in die Vermittlung konkreter wirtschaftlicher Details, Fakten, Zusammenhänge oder Strategien.