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 Die Geschichte der Pornografie

Kunst Religion Zensur

Regisseure: Alan Smithee
Verlag: Epix

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Extras
Preis - Leistungs - Verhältnis
Ton


"Sex Sells!" - diese alte Marketing-Weisheit ist gar nicht mal so weit von der Realität entfernt. So wird beispielsweise diese Rezension nur aufgrund des Wörtchens "Pornografie" im Titel mit Sicherheit ein paar Klicks mehr erhalten und - auch unabhängig davon - "Die Geschichte der Pornografie" ein paar Mal häufiger über den Ladentisch gehen … und das ist auch gut so! Denn bei dieser dreiteiligen Dokumentation handelt es sich nicht bloß um eine Ansammlung feucht-fröhlicher Frivolitäten, sondern um eine kulturhistorische Betrachtung einer Kunstform, die so alt ist wie die Menschheit selbst.

Doch handelt es sich bei Pornografie überhaupt um Kunst? Dies ist eine der Fragen, denen diese Dokumentation in Interviews mit einigen Experten zum Thema nachgeht. Der erste Teil behandelt dabei die Beziehung zwischen Pornografie und Religion. Für den christlichen Kulturkreis ist dies ein heikles Thema, doch war das längst nicht immer und überall so. Vor allem aus frühen Fruchtbarkeitskulten sind viele Darstellungen obszöner Geschlechtsteile bekannt, Sexualität wurde nicht geächtet, sondern im wahrsten Sinne des Wortes zelebriert. Und auch im alten Rom war offene Nacktheit nichts Unnatürliches. Laut der These des Films verkehrte sich diese religiöse Perspektive jedoch mit dem Aufkommen des Christentums, da nun das Göttliche nicht mehr in der Lust und der Ekstase zu finden war, sondern in Schmerz, Leid und Askese - fleischliche Lust wurde so zum Laster und zur Sünde.

Im zweiten Teil über Pornografie und Kunst wird dann darauf eingegangen, wie sich die Darstellung von Nacktheit in diesem feindlichen Umfeld entwickelte. Sie fand quasi unterschwellig Einzug in die Gesellschaft, da sie sich mit der Kunst und vor allem mit religiösen und antiken Symbolen verheiratete und so unter einem legitimen Deckmantel auftreten konnte. Nur ist es mit der Verschmelzung von Pornografie und Kunst spätestens seit dem Aufkommen der Fotografie vorbei. Nun wurden die Geschlechtsakte in vorher nie gekanntem Detailgrad billig distribuierbar - und Pornografie wurde vollends zur Ware.

Als solche unterliegt sie gerade heute immer wieder der Zensur, welches auch das Thema ist, mit dem sich der dritte Teil befasst. Unter Aufgreifen der Thesen der beiden anderen Teile wird hier unter anderem der Übergang der kirchlichen zur staatlichen Zensur beschrieben sowie die fruchtlosen Verbote, die diese im Laufe der Jahre hervorgebracht hat. Heute, im Zeitalter des Internets, kennt die Pornografie eh kaum noch Verbote und ist längst zu einem frei zugänglichen Gut geworden.

Wie man sieht, ist "Die Geschichte der Pornografie" eine rein wissenschaftliche Betrachtung - das heißt jedoch nicht, dass diese Dokumentation völlig trocken daherkommt (wie soll das auch möglich sein, angesichts des Themas?). Bilder von Skulpturen, Gemälden und Fotografien im Wandel der Zeiten wechseln sich ab mit dezent-erotisch inszenierten Kaleidoskopen von Mann und Frau und Interviews mit den Experten. Hier hätte man sich freilich gewünscht, dass mehr als nur vier Interviewpartner zu Wort kommen würden. Mit Werner Faulstich und Erwin Häberle sind zwar zwei renommierte Wissenschaftler dabei, was die Autorin Ariadne von Schirach jedoch mit Sexualität zu tun hat, muss man erst googeln, da die Dokumentation dies vorenthält. Weitere peinliche Fehler wie etwa im Abspann (Ernst Häberle - autsch!) hätten ebenfalls leicht vermieden werden können.

Trotzdem handelt es sich bei "Die Geschichte der Pornografie" um ein äußerst interessant aufgemachtes Dossier, das einen guten Rhythmus findet und seine Thesen dicht, präzise und informativ verpackt. So ist dies in erster Linie eine schnörkellose, lehrreiche Dokumentation und eine geballte Ladung an Wissen über ein heikles Thema, bei der man nachher ein besseres Verständnis davon hat, warum es in unserer Gesellschaft überhaupt als heikel gilt.

Julius Kündiger



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. Februar 2009 | FSK: 16 | Laufzeit: 84 Minuten | Preis: 23 Euro | Untertitel verfügbar in: - | Verfügbare Sprachen: Deutsch

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