Wer sich mit dem Altertum beschäftigt, der wird um den Namen Pauly nicht herumkommen. Diese Enzyklopädie der Alten Geschichte, inzwischen auch "Der große Pauly" genannt, ist ein Standardwerk, das jeder Student dieses Fachbereichs auf die eine oder andere Art kennen lernt. Eine aktuellere, handlichere und auch preiswertere Version wurde "Der Neue Pauly", praktisch ein Pflichtkauf, wenn man die Antike zu seinem Steckenpferd gemacht hat. Aber natürlich ruht die Wissenschaft auch nicht in diesem scheinbar abgeschlossenen Bereich. So wurde eine neue Enzyklopädie unter Federführung von Hubert Cancik, Helmuth Schneider und Manfred Landfester herausgegeben. Neben den achtzehn Bänden der Enzyklopädie erschienen beziehungsweise erscheinen im Metzler Verlag aber auch die Supplemente zum "Neuen Pauly".
Die vorliegende Rezension behandelt den dritten von sieben Bänden: der Historische Atlas der antiken Welt.

Im Atlas werden sechs Epochen und eine Einleitung behandelt:
• Antike Weltvorstellungen und Erkundungen
• Die Epoche der frühen Hochkulturen (3. Jt. bis ca. 1200 v. Chr.)
• Die Epoche der östlichen Reiche (ca. 1200 bis 6. Jh. v. Chr.), Teil A: Die östlichen Reiche
• Die Epoche der östlichen Reiche (ca. 1200 bis 6. Jh. v. Chr.), Teil B: Die Frühgeschichte des westlichen Mittelmeerraumes
• Die Neuordnung der Mittelmeerwelt (6. bis 4./3. Jh. v. Chr.)
• Die Epoche der Großmächte (4./3. bis 1. Jh. v. Chr.), Teil A: Alexander der Große und die hellenistischen Nachfolgestaaten
• Die Epoche der Großmächte (4./3. bis 1. Jh. v. Chr.), Teil B: Roms Weg zur Weltmacht
• Das Römische Reich in der Kaiserzeit (1. Jh. v. bis 5. Jh. n. Chr.)
• Die Epoche des Byzantinischen Reiches (5. bis 15. Jh. n. Chr.)

Die einzelnen Karten nehmen dabei jeweils eine Doppelseite im Buch ein. Auf der rechten Seite findet man die farbige Karte beziehungsweise Karten, wenn nötig, zusammen mit einer Legende. Auf der linken Seite erhält der Leser nötige Informationen zum dargestellten Gegenstand, zum Teil auch mit kleineren, schwarz-weißen Nebenkarten.
So findet man bei den Perserkriegen neben der großzügigen Karte auf der rechten Seite auf der linken eine kurze Zusammenfassung über die Kriege, gefolgt von einer Erklärung zu Anlass und Verlauf der Feldzüge. Abschließend werden noch die antiken Quellen erwähnt, auf die sich diese Informationen beziehen.
Neben diesen Verlaufskarten zu Kriegen und Feldzügen findet man in dem Atlas aber auch Karten, die Wanderungsbewegungen, wie zum Beispiel die germanischen Einfälle ins Römische Reich, zeigen. Interessant sind aber auch die Stadtkarten, wie die von Rom oder Babylon. Es werden aber auch Grenzen und deren Kontexte gezeigt, wie beim Beispiel Palästina, wo der Kommentar mehr über Israel und Juda verrät.
Gerade diese Verbindung von Kommentar und Karte machen den Atlas zu einem ungemein wertvollen Arbeitsmittel. So bekommt der Leser nicht nur eine Karte zu einem Land, dessen Grenzen oder der Route von Pilgern, sondern quasi einen Lexikonartikel zur Verdeutlichung gleich daneben. Die Qualität der Präsentation sowie die Aktualität der Information tun ein Übriges, um zu überzeugen. Ein systematisches Kartenverzeichnis erlaubt es zudem, gezielt nach einer Region oder Epoche zu suchen, die einen besonders interessiert.
Positiv erwähnt werden muss auch, dass der Band einen wichtigen Teil seines Raumes den Hochkulturen des Alten Orients widmet, so zum Beispiel Mesopotamien oder Assyrien.

Der historische Atlas der antiken Welt spricht einen großen Personenkreis an. Althistoriker, Archäologen, Philologen und Orientalisten - wer auch immer sich mit den behandelnden Epochen beschäftigt, wird in diesem Band fündig. Die Aufmachung des Atlas ist modern und sachlich und hilft, komplexe Zusammenhänge besser zu verstehen - auch unabhängig des "Neuen Pauly". Obwohl es sich um einen Teil der Supplemente handelt, kann man den Atlas auch unabhängig erwerben.
Natürlich hat all dies seinen Preis - aber dieses Buch ist jeden Euro wert. Selbst interessierte Leser, die die Antike zu ihrem Steckenpferd gemacht haben, könnten über eine Anschaffung nachdenken. Denn einen besseren Atlas zu diesem Thema wird man kaum finden.