Alles beginnt mit einem Feuer, das der kleine Sohn des Hauses nur mit allerschwersten Verbrennungen übersteht. Im Krankenhaus besteht keine Hoffnung mehr für ihn, was die Eltern vor ein moralisches Dilemma stellt …

Jahre später. Theo Lassing ist ein erfolgreicher Arzt, hat eine liebevolle Freundin und zumindest einen guten Freund. Doch das täuscht nicht darüber hinweg, dass er anders zu sein scheint. In wichtigen Momenten kann er absolut gefühlskalt werden, um nur noch rational zu handeln. Das ist der Grund für seine Begabung, Menschen im OP zu retten und zugleich dafür, dass seine zwischenmenschlichen Beziehungen mehr als dürftig sind.
Als er in der Zeitung das Foto eines Mannes entdeckt, der ihm zum Verwechseln ähnlich sieht, ist das erst der Beginn vieler merkwürdiger Ereignisse: Seine Mutter stirbt unter mysteriösen Umständen, bei der Beerdigung wird er verfolgt und beschossen. Bei dieser Gelegenheit trifft er Nina, die wiederum auf der Suche nach Theos Doppelgänger ist, der entführt wurde.
Gemeinsam versuchen sie, Licht in diese verworrene Situation zu bringen, tauchen jedoch nur immer tiefer in die Dunkelheit, sowohl in die Dunkelheit der Katakomben unter der Stadt Wien als auch in die Dunkelheit der menschlichen Seele.

Lange tappt der Leser gemeinsam mit Theo und Nina im Dunkeln, weiß nicht, wo die Suche hinführt und was man am Ende finden wird. Doch nach und nach lichtet sich das Rätsel, man kann wenigstens greifen, warum es diese Doppelgänger gibt, auch wenn man es nicht verstehen kann.
Genauso, wie Prometheus den Göttern das Feuer stahl, will ein Mensch versuchen, den Göttern die Entscheidungskraft über Leben und Tod zu stehlen. Die Wege, die er hierfür beschreitet, sind ebenso genial wie abstoßend und erinnern nicht wenig an Doktor Frankenstein …

Leider wachsen die Charaktere dem Leser nicht wirklich ans Herz, man liest ständig die Geschichte von Fremden, es berührt einen aber nicht wirklich. Das soll nicht heißen, dass die Geschichte nicht spannend ist, aber sie ist nicht so bewegend, wie sie sein könnte. Alles passiert doch nur Fremden, der Leser ist nur zufälliger Beobachter und Mit-Rater.
Lediglich ein Nebencharakter, die junge Medizinstudentin Fio, schafft es, den Leser wirklich zu berühren. Vielleicht, weil man von ihren Gedanken und Gefühlen mehr erfährt, vielleicht auch, weil sie zur heimlichen und unerwarteten Heldin der Geschichte wird.

Trotz der merkwürdigen Distanz, die man beim Lesen verspürt, ist "Das Prometheus-Mosaik" ein spannendes Buch über die Frage, wer über Leben und Tod entscheiden darf und mit welchen Mitteln man für das Leben kämpfen darf.