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Momentan ist es durchaus eine kleine Welle, dass die großen Sendeanstalten mal in ihre Archive schauen und die Hörspiele der fünfziger und sechziger Jahre hervorkramen. Im Schwunge der Hörbuchverkäufe lassen sich alte Rechte da gut verwerten. Dazu gehören auch die Sherlock Holmes-Hörspiele des Bayerischen Rundfunks und des Saarländischen Rundfunks, die bei "Der Audio Verlag" herausgekommen sind.
Auf fünf CDs gibt es sechs Hörspiele, alle sind kurz, die meisten etwas länger als eine halbe Stunde. Die erste CD mit den zwei Hörspielen des Saarländischen Rundfunks enttäuscht. Alexander Kerst kann Holmes keine wirklich Persönlichkeit verleihen und die kleinen Geschichten um ein Geheimabkommen und den Mazarin-Stein sind nicht spannend.
Die restlichen vier CDs haben eine deutlich höhere Qualität. Das liegt sicherlich zu großen Teilen an Peter Pasetti, dessen sonore Stimme einen ganz anderen Sherlock Holmes abgibt. Aber vor allem lassen diese längeren Hörspiele eine viel dichtere Atmosphäre entstehen und der richtige Sherlock Holmes-Effekt tritt hier erst ein - man nimmt als Zuhörer alle Fakten genauestens auf und versucht, daraus die Schlüsse zu ziehen, die auch der hyperintelligente Detektiv zieht.
Das durchaus bekannte "Getupfte Band" fällt sogar gegen die anderen Folgen vom "Kreidebleichen Soldaten" und dem "Daumen des Ingenieurs" etwas ab. Die interessanteste und spannendste Geschichte mit einem wirklich undurchsichtigem Fall bietet "London im Nebel". Kein einfacher Fall, keine Kriminalgeschichte, sondern auch eine Geschichte um Spionage und die Pläne eines ersten U-Boots.
Insgesamt ist diese Kollektion von kurzen Hörspielen zum Thema Sherlock Holmes aber eher nur eine Sache für Liebhaber des Detektiv-Archetypen von Sir Arthur Conan Doyle. Das ist doch alles sehr betulich und langsam erzählt, die Produktionen sind aus den sechziger Jahren und dieses Alter von vierzig Jahren merkt man ihnen ständig an. Die zu diesem Zeitpunkt offenbar noch völlig normale latente Frauenfeindlichkeit, die man immer wieder heraushören kann, muss man wohl als Zeitkennzeichen sehen und beschmunzeln, aber auch diese erinnert immer wieder daran, dass diese Hörspiele völlig veraltet sind. Auch nicht mehr zeitgemäß, aber wunderbar anzuhören ist die Sprechkunst des Peter Pasetti, die für vieles entschädigt.