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 Monsieur Mardi-Gras - Unter Knochen, Band 3: Das Land der Tränen

Monsieur Mardi-Gras - Unter Knochen 03


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Achtung, wer die Bände "Willkommen!" und "Das Teleskop von Charon" der Serie "Mardi-Gras - Unter Knochen" von Eric Liberge noch nicht gelesen hat, wird in der folgenden Inhaltsangabe viele Dinge erfahren, die das Vergnügen schmälern, sich dieser Serie von Anfang an zu widmen.

Victor Tourterelle ist tot. Daran besteht kein Zweifel, denn er ist nur noch ein Knochengerüst auf einem staubigen, luftlosen Planeten fern im All. Doch als ihm ein Postbote den Namen Aschermittwoch verpasst und ihn ansonsten ohne jede weitere Information zurücklässt, begehrt er gegen die anscheinend seit Ewigkeiten bestehende Ordnung auf. Er will seinen Körper, sein Leben, zurück haben.
Zu seiner Überraschung muss er feststellen, dass es verschiedene Fraktionen unter den Skeletten gibt, regelrechte Aufstände, ein furchtbares Gefängnis und einen allgemeinen Unglauben, dass die Dinge so sind, wie sie sein sollten. Aschermittwoch beginnt mit der Erstellung einer Karte des Planeten. Die ihn beauftragende Bruderschaft hofft, mit Hilfe seiner Aufzeichnungen den Diktator zu stürzen und diesen verdammten Ort zu verlassen. Der ihn begleitende Fährmann gibt Aschermittwoch Kaffee. Dieses Getränk ist in der Lage, die Erinnerungen an das frühere Leben wach zurufen, hat aber die Nebenwirkung, Halluzinationen zu erzeugen. Während Aschermittwoch literweise Kaffee in sich hinein kippt und immer stärkere Visionen ihn heimsuchen, bricht die Ordnung auf dem Planeten zusammen. Die Aufständischen gehen sogar soweit, Hektoliter Kaffee auf die Massen hinab regnen zu lassen, um in dem hereinbrechenden Chaos die Macht an sich zu reißen.

Nach dem ruhigen, fast epischen Beginn in "Willkommen!", den fantastischen Schwarz-Weiß Bildern von Skeletten in weiten Wüsten und dem verloren erscheinenden Aschermittwoch, war bereits die Fortsetzung "Das Teleskop von Charon" das reinste Chaos. Dutzende, hunderte, wenn nicht tausende Skelette taumeln durch eine Welt, deren Ordnung zerbricht, deren verschiedene Fraktionen nach Macht streben, ansonsten aber über ihre Motive nichts nach außen dringen lassen.
Der Leser pendelt verloren wie Aschermittwoch zwischen Schauplätzen, die sich kaum unterscheiden, sucht in den "Gesichtern" der Charaktere nach Erkennungszeichen - was in Anbetracht der Knochengerippe schwer fällt - und sucht nach dem Sinn dieser Geschichte. Ist dies das Leben nach dem Tod, das Fegefeuer oder die Pause bis zur Reinkarnation? Ist Aschermittwoch ein Held, ein Querulant, ein Wahnsinniger oder nur ein Pechvogel? Oder etwas ganz anderes? Etwas, was sich erst im vierten Teil offenbart?

Der dritte Teil krankt noch stärker als der zweite Band an diesen diffusen Fragen, den ungeklärten Zuständen, dem Chaos, das herrscht. Die Geschichte zerfasert, weicht Einzelbildern, und Fragmenten ohne oder mit nur wenig Sinn. Wären nicht die absolut fantastischen Bilder, das ungewöhnliche Szenario, die fast morbide Faszination, diesen Skeletten bei der Suche nach dem Sinn ihres Daseins zuzuschauen, man könnte aufgeben. Doch diese Bilder nehmen trotz der chaotischen Geschichte, dem sinnlos erscheinenden Verlauf der einzelnen Erzählstränge und dem auch nicht ansatzweise aufgedeckten Ziel der vier Bände, gefangen. Man muss weiter lesen, man muss versuchen zu verstehen, worum es geht und was der Autor damit bezweckt. Es ist wie ein Puzzle, dem die wichtigsten Teile fehlen, dessen Rand fehlt und das im Halbdunkel zusammengesetzt werden muss. Der Leser wird, hat er bis zum dritten Band durchgehalten, zweifellos "Die Formel der Wiederauferstehung" erwerben - schon allein der Titel ist Versprechen genug.

Ein ganz besonderes Lob muss man dem Splitter-Verlag zollen. Die fantastische Druckqualität lässt die sanfte Farbgebung in einem fantastischen Licht erscheinen. Das nebenstehende Bild des Covers verdeutlicht, wie geschickt die gelben, braunen, blauen, grünen und ockerfarbigen Kolorierungen aus dem vormals immer in Schwarz-Weiß erschienenen Album ein Kunstwerk zaubern. Dank Überlänge und Großformat ist der ästhetische Genuss nicht mehr zu toppen - und die knapp vierzehn Euro sind dafür mehr als angemessen.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 1. März 2009 | ISBN: 9783940864345 | Originaltitel: Monsieur Mardi-Gras Descendres, Tome 3 : Le Pays des larmes | Preis: 13,80 Euro | 64 Seiten | Sprache: Deutsch

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