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Die junge Griechin Pavlina liebt ihren Cousin Aris. Jeden Tag im Sommer 1957 fahren beide mit dem Boot Touristen zu verschiedenen Buchten der griechischen Insel Spetses. Aris jedoch ist verliebt in einen Schauspieler aus Athen. Als dieser sich von Aris trennt, kommt es zu einer Liebesnacht zwischen Cousin und Cousine. Am nächsten Tag ertrinkt Aris im Meer, während Pavlina neun Monate später in Athen ein Mädchen zur Welt bringt.
Obwohl dieses Kind ein Kind der Liebe ist und Pavlinas einzige Verbindung zu Aris, lässt sie sich überzeugen, das Kind zur Adoption freizugeben. Doch fortan besteht ihr Leben aus der Suche nach ihrer Tochter, die sie in jedem Mädchen zu finden hofft. Im Jahr 1970 flüchtet sie vor der Vergangenheit nach Genf und trifft dort auf ein junges Mädchen, dass ihre Tochter sein könnte ...
Metin Arditi hat mit "Tochter des Meeres" einen tragischen Roman geschrieben, in dem die Männer sterben und die Frauen unglücklich sind und leiden. Der Autor erzählt von der jungen Pavlina und ihrer Familie, ihren Sehnsüchten und Träumen, ihrem Leiden und dem unbarmherzigen Schicksal, das jedes Glück zu verbieten scheint. Trotz der vielen Traurigkeit im Roman ist dieser nicht düster, sondern durchsetzt von Sonne und den Farben Griechenlands.
Durch die Struktur des Romans, der bestimmte Tage herausgreift, kommt er gerade zu Beginn etwas schwer in Gang. In relativ groben Zügen wird der Leser über die familiären Gegebenheiten Pavlinas, ihre Liebe zum Vater und ein Familiengeheimnis aufgeklärt. Als Leser hat man gerade zu Beginn hin und wieder das Gefühl, der Autor wolle möglichst schnell alle relevanten und nötigen Informationen liefern, was allerdings auf Kosten der Nähe geht, der Nähe des Lesers zu den Charakteren. Das ist schade, denn mit der Zeit nimmt das Buch an Fahrt auf und man kommt dann auch den Charakteren näher, bekommt eine Geschichte geboten und nicht nur eine Aneinanderreihung von Fakten. Dann zeigt sich auch das Gespür des Autors für Atmosphäre, die durchdrungen ist von Melancholie und den Leser durchaus zu fesseln weiß.
Ein sensibles, ruhiges Buch für alle, die tragische Familiengeschichten und atmosphärische Dichte mögen.