Seit ihrer Entstehung wird die Menschheit von Krankheiten begleitet. Deshalb hat es auch von jeher mehr oder weniger systematische Versuche gegeben, diese Krankheiten zu bekämpfen. Je nachdem, wie offen oder aber restriktiv eine Gesellschaft war, konnte sich die Medizin weiterentwickeln oder wurde in Ausübung und Forschung behindert.
Das vorliegende Hörbuch befasst sich mit der Geschichte der Heilkunde seit der frühesten Zeit, zu der entsprechende Aktivitäten nachweisbar sind: anhand von steinzeitlichen Skelettfunden, die behandelte Knochenbrüche und sogar Spuren von Schädelöffnungen aufweisen. Auf dieser ersten CD geht es auch um die Medizin in den frühen Hochkulturen bis zu Rückschlüssen aus ägyptischen Mumien und ärztlichen Papyri, gefolgt von der griechisch geprägten Medizin der Antike, deren zentrales Element die noch weit in die Neuzeit hineinwirkende Vier-Säfte-Lehre ist. Ein ausführlicher Exkurs zur historischen ostasiatischen Medizin schließt diese CD ab.
Die zweite CD deckt den weiten Bereich zwischen der arabischen Medizin bis hin zum ausgehenden 19. Jahrhundert ab und vermag es insbesondere, aufzuzeigen, welch zentrale Rolle die Araber und Perser als Bewahrer und Weiterentwickler der klassischen griechischen Medizin hatten, während zu dieser Zeit das europäische Mittelalter aus wissenschaftlicher Sicht wahrlich "dunkel" war. Das Interesse des Renaissance-Menschen am Körper schließlich führte zu einer Wiederbelebung der Forschung; es erweist sich zudem, dass erst die Aufklärung die griechischen Lehren ernstlich in Frage stellte und zu einem Schub in der europäischen Wissenschaft führte, der sich im 19. Jahrhundert fortsetzte.
In der letzten CD geht es um das 20. Jahrhundert mit anfänglich intensiver Forschungstätigkeit, die dann jedoch überschattet wurde von den Gräueln des Dritten Reichs, um neuste Entwicklungen und aktuelle Grenzen der Medizin. Ein Ausblick auf die künftigen Aufgaben und Chancen der Heilkunde schließt das Hörbuch ab.

Es ist also eine enorme Zeitspanne, die von diesem Hörbuch in drei Stunden abgehandelt wird. Dass dabei nicht eurozentrisch vorgegangen wird, freut den an einem umfassenden Überblick interessierten Leser. Nicht nur die Rolle der ägyptischen Medizin und vor allem jene der Araber im Mittelalter wird angemessen gewürdigt, sondern auch die chinesische und indische Medizin - und dies nicht etwa als modische Alternative zur westlichen Schulmedizin, sondern als eigenständige und keineswegs nur sanfte Bereiche mit eigener Geschichte, eigenen großen Erkenntnissen und Irrtümern.
Den größten Teil des Hörbuchs macht erwartungsgemäß die europäische, später die westliche Entwicklung allgemein aus, die dem Hörer in ihrer heutigen Situation vertraut ist; die Geschichte, wie es dazu kam, dürften die meisten Interessierten freilich weniger detailliert kennen, insbesondere manch bahnbrechende zufällige Entdeckung wie jene des ungarischen Arztes Semmelweis, der begriff, dass Hygiene die Sterblichkeitsrate in Krankenhäusern massiv senkt: für uns eine Selbstverständlichkeit, in der Epoche vor Pasteur und Koch für Ärzte alles andere als auf der (ungewaschenen) Hand liegend. Ein Klassiker, der nicht fehlen darf, ist natürlich die Entdeckung des Penicillins.
Das Hörbuch wird von Sprecherin und Sprecher spannend erzählt. Musikuntermalung, Geräuschkulisse - nicht selten recht schaurig, da die Betäubung erst im 19. Jahrhundert "erfunden" wurde - und Szenen mit zahlreichen gesprochenen Rollen bieten Anschaulichkeit und Abwechslung, sodass dieses Hörbuch nicht nur eine Alternative zu einer Printversion etwa für Autofahrer ist, sondern ein echtes Hörerlebnis.
Das Hörbuch ist attraktiv aufgemacht, allerdings würde man sich in der Kartonhülle doch Halterungen für die CDs wünschen statt nur Einschubschlitze. Im Booklet findet man eine Fülle an Informationen, unter anderem ein Glossar und ein Personenregister.
Laien, die sich für die Geschichte der Medizin in der "Alten Welt" interessieren, können sich mit diesem Hörbuch auf unterhaltsame Weise einen recht umfangreichen Überblick verschaffen.