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Die Entdeckung von Tut-anch-Amuns Grab gilt als eine der größten, die Archäologen je gemacht haben. Relativ bald verstarben dreizehn von zwanzig an den Ausgrabungen beteiligten Personen. Seitdem hält sich hartnäckig die Idee vom Fluch der Pharaonen, zumal der Ausgräber Howard Carter im Grab angeblich ein Täfelchen mit einem solchen Fluch fand, das unter mysteriösen Umständen verschwunden sein soll.
Philipp Vandenberg geht in seinem zuerst 1973 erschienen Buch den frühen oder mysteriösen Todesfällen unter in Ägypten tätigen Archäologen nach und stellt oder greift Theorien auf, die diese Todesfälle, immer mit Blick auf einen möglichen Fluch, erklären könnten oder sollen. Darunter sind solche, die auch in letzter Zeit wieder in ähnlicher Form aufgegriffen wurden, zum Beispiel das bewusste Ausbringen von gefährlichen Keimen in den Gräbern oder aber deren zufälliges Wachstum; heute schließt man zum Beispiel nicht aus, dass einige der Forscher mit ohnehin geschädigten Lungen wie Lord Carnarvon an einer allergischen Reaktion auf den Schimmelpilz Aspergillus flavus starben.
Es kommt aber im Verlauf des Buchs noch anders. Vandenberg, der die zweifellos bemerkenswerten naturwissenschaftlichen Kenntnisse der Ägypter das ganze Buch hindurch lobt, vermutet unter anderem, dass der Fluch der Pharaonen auch auf Radioaktivität beruhen könnte, die in den Gräbern platziert wurde, und will wissen, dass die Ägypter in großem Stil Uran abbauten.
Zwischen den Theorien erfährt der Leser beziehungsweise, in der hier besprochenen Hörbuchversion, der Hörer viel über die Mythen der alten Ägypter und vor allem über ihre Bestattungsriten und -sitten.
Als Naturwissenschaftler, dies sei gleich herausgestellt, kann man sich mit Vandenbergs Theorien nicht recht anfreunden. Auch wenn man sie vielleicht nicht von vornherein als absurd abtun möchte - von der einen oder anderen Idee abgesehen -, fragt man sich, wo denn die Beweise bleiben. "Moderne Wissenschaft enträtselt einen jahrtausendealten Mythos", lautet der Untertitel. Wissenschaft aber stellt nicht einfach Theorien auf, sondern beweist diese schlüssig. Wäre was dran an der Idee mit der Radioaktivität, dann müssten in den Grabkammern und in deren Nähe Geigerzähler verrückt spielen, denn seit Lord Carnarvons Zeiten kann die Strahlung nicht einfach so verflogen sein.
Wie vor Jahrzehnten auch die sensationshungrigen Medien, sucht Vandenberg nach möglichst vielen Todesfällen, die den Fluch stützen könnten. Da muss unter anderem auch mal ein ganz normaler Schlaganfall herhalten, wie ihn etwa der Vater der Rezensentin erlitt, ohne je auch nur in die Nähe einer Mumie, und sei es im Museum, gekommen zu sein. Dass Ägyptologen des 19. Jahrhunderts zu einem guten Teil kein für heutige Verhältnisse hohes Alter erreichten, liegt an der geringeren Lebenserwartung jener Zeit und mit Sicherheit auch an mangelnder Hygiene an den Orten ihrer Forschungen und wohl kaum an einem Fluch. Es wäre zudem interessant, einmal einen Statistiker auf das Buch anzusetzen.
Vandenbergs Buch wurde vor über dreißig Jahren verfasst. Natürlich ist die Wissenschaft heute weiter, aber schon damals sprach es eher Esoteriker an als Menschen, die nach wirklich wissenschaftlichen Erklärungen suchten.
Heute hat es für eine entsprechende Zielgruppe seinen Reiz als ein Versuch, auf spannende Weise dem Mythos vom Fluch der Pharaonen nachzuspüren, und natürlich sind die Ausführungen zum Leben und Sterben im alten Ägypten einschließlich der Einbalsamierungspraktiken durchaus interessant. Wer das nach Meinung der Rezensentin recht starke pseudowissenschaftliche Element akzeptieren möchte, darf die Bewertung für sich ein Stück höher ansetzen.
Die Umsetzung als Hörbuch ist definitiv sehr gut gelungen. Uli Krohm überzeugt als Sprecher; er vermag die Spannung über fast fünf Stunden zu halten und sich in die geschilderten Situationen bestens einzufinden.
Wie bereits erwähnt, darf man hier keine Wiedergabe des aktuellen Standes der Forschung erwarten - und auch nicht der Forschung zu Beginn der 70er-Jahre. Gut erzählt ist das Buch trotzdem und als Hörbuchfassung attraktiv produziert.