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Geschichte ist keine Wissenschaft, die sich selbst in einen Elfenbeinturm sperren und ihre Forschungen und Debatten nur ausgewähltem Fachpublikum vortragen sollte. Vielmehr geht es bei dieser wissenschaftlichen Disziplin auch um eine Vermittlung von Erkenntnissen, die sich auf die unterschiedlichste Weise präsentieren lassen - in letzter Zeit sehr erfolgreich, wie historische Romane, Filme oder die Vielzahl von Museen und Gedenkstätten zeigen.
Nur hat es diese "Erinnerungsgeschichte" oder "öffentliche Geschichte" noch nicht so sehr in die Vorlesungen und Seminar an Universitäten geschafft. Dabei ist gerade diese Form der Geschichtswissenschaft geeignet, um dieser Disziplin einen "praktischen" Aspekt anzueignen, der sich auch gut in Arbeitsplätze umwandelt lässt.
Damit man als Studierender oder auch als Absolvent überhaupt einen Überblick über das Feld der in den USA schon lange erfolgreichen "Public History" bekommt, haben Sabine Horn und Michael Sauer das Buch "Geschichte und Öffentlichkeit" herausgebracht, welches bei UTB erschienen ist. Hier bekommt der Leser einen ersten Überblick und anhand einiger Leseempfehlungen und Fußnoten die Möglichkeit, sich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen, wenn dies gewünscht wird.
Das Buch, mit 240 Seiten nicht ausufernd lang, ist in drei große Bereiche eingeteilt: "Anlässe und Formen der Erinnerung", "Orte und Institutionen" sowie "Medien".
Der erste Teil dürfte mit seinen Beträgen zu Geschichtsdebatten dabei noch der theoretischste Teil dieses Buches sein. Hier referiert Klaus Große Kracht über die "Kontroverse Zeitgeschichte" und liefert einen kleinen Einblick in die wissenschaftliche Streitkultur; unter "Legenden und Mythen" schreibt außerdem Lars-Broder Keil über "Fiktion im Geschichtsbewusstsein" und erklärt, wie historische Mythen entstehen und welche Verantwortung Historiker tragen.
Teil zwei erinnert schon von der Themenwahl her an einige Informationsveranstaltungen der Universität zum Thema Berufswahl. Dabei sind die ersten Beiträge zu Denkmälern und Straßennamen noch Beiträge, die sowohl vom öffentlichen Gesicht der Geschichte erzählen als auch von der Beschäftigung der Geschichtswissenschaft mit diesen öffentlichen Orten der Erinnerung. Die Beiträge zu Gedenkstätten und Museen zeigen nicht nur die Geschichte dieser Orte auf, sondern erklären auch, was diese heute zu leisten haben und zeigen den Lesern, wie man mit diesen Orten umgehen kann - als Nutzer wie auch als Mitarbeiter.
Die letzten drei Kapitel zu "Geschichtsagenturen", "Geschichtstourismus" und "Geschichtswerkstätten" ähneln da schon eher einem Berufsberater und zeigen ganz praktische Einsatzmöglichkeiten des im Studium erlernten Wissens - aber eben auch eine Möglichkeit, wie man Geschichte öffentlich präsentieren kann.
Der Bereich über die Medien hat wahrscheinlich noch ein größeres Potential, auch interessierte Leser anzusprechen, als es schon die ersten beiden Teile vermochten. Denn der Bereich Geschichte in Film und Fernsehen sowie die Beiträge zu Literatur und Geschichte sind ansprechend gestaltet. Dabei werden sowohl "ernste" Medien wie Zeitungen, Fachbücher und Dokumentationen angesprochen, wie auch Spielfilme, Romane und Jugendliteratur und ganz aktuell auch Computerspiele.
Die Texte sind dabei nicht zu lang und verständlich geschrieben, in einigen Fällen gibt es zusätzlich noch Infokästen. Die Einführungen, zum Beispiel zur Geschichte der Denkmäler, könnte dabei natürlich für den einen oder anderen Leser etwas zu trocken sein, jedoch steht bei diesem Buch die Sachlichkeit an erster Stelle.
Die Möglichkeit, über Berufschancen und -möglichkeiten zu lesen und gleichzeitig Informationen zu finden, welche Institutionen und Einrichtungen überhaupt für Historiker geeignet sind, ist dabei nicht nur interessant, sondern dürfte auch sehr wertvoll sein, wenn man in einer Phase ist, in der man sich überlegen muss, was man nach seinem Abschluss mit seinem Studium anfangen möchte.
Gleichzeitig zeigt dieses Buch auf, was "Public History" ist und welche Bereiche dieses Studiengebiet anspricht. Hier kann der Student erfahren, wo man überall Geschichte anwenden und vermitteln kann, wenn man nicht sein Leben lang nur mit Kollegen debattieren möchte.
Wer sich für die Präsentationsformen und Einsatzmöglichkeiten von Geschichte in der Öffentlichkeit interessiert, der bekommt mit diesem Buch einen gelungenen Einstieg in das Thema.
Durch die verständlichen Texte dürfte das Buch aber auch für interessierte Leser, sowohl aus anderen Fachrichtungen wie auch aus rein privatem Interesse, eine gute Informationsquelle bieten, auch wenn die angestrebte Leserschaft nach Aussage der Herausgeber Studenten sind. Eine gute Einführung in die "Public History".