Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Wer vom Knipsen zum anspruchsvollen Fotografieren finden möchte, hat die Auswahl unter einer Flut von Sach- und Fachbüchern rund um die Fotografie und ihre einzelnen Bereiche. Der Großteil dieser Bücher setzt allerdings eine intensive Einarbeitung in die Materie voraus, für die dem Hobbyfotografen oft die Zeit fehlt, und eine Ausrüstung, die er sich womöglich nicht leisten kann oder, zumindest vorläufig, möchte.
Das vorliegende Buch ist das, was der Untertitel verspricht: ein untechnischer Ratgeber für gute Bilder. Zunächst stellt der Autor die Vorteile der Digitalfotografie vor und führt in die Handhabung der Kamera sowie in das unbedingt notwendige Zubehör wie Akkus und Speichermedien ein. In diesem Kapitel lernt der Leser einige wenige Fachbegriffe wie den ISO-Wert und den Weißabgleich kennen, auch wird er mit dem optimalen Umgang mit verschiedenen Programmen, Einstellungen und deren Zweck vertraut gemacht, etwa Brennweite, vorgegebene Programme (zum Beispiel Verschlusszeitautomatik) und sinnvolle Variationen der Schärfentiefe.
Um die Praxis geht es im nächsten Abschnitt: scharfe, richtig belichtete und ordentlich "komponierte" Bilder unter Einsatz passender Gegebenheiten wie Licht und Gegenständen, die den Fotos Tiefe, also eine Art dritte Dimension verleihen. Folgerichtig befasst sich das letzte Kapitel mit der Wahl geeigneter Motive, wobei der Autor auch auf Tricks wie "blindes" Fotografieren mit umgehängter Kamera eingeht, mittels derer man Portraits von Personen erhält, ohne dass diese sich dieses Umstands bewusst werden. Alle für den Laien interessanten Genres werden dabei berücksichtigt - außer, er möchte in die Aktfotografie einsteigen. Auch für Herausforderungen wie Tier- und Nahfotografie erhält der Einsteiger praxisnahen Rat.
Es mag den an Handbücher und die üblichen Sachbücher gewohnten, vielleicht längst abgeschreckten Einsteiger in die anspruchsvolle Digitalfotografie wundern, aber ein Ratgeber, der sich auf ein Minimum an technischen Details beschränkt, ist möglich und kann durchaus ein beachtliches Niveau erreichen.
Wie im Inhaltsabriss anklingt, kommt man ohne ein paar Grundkenntnisse etwa zu Schärfentiefe und Belichtung nicht aus. Der Autor bietet diese jedoch so unkompliziert an, dass jeder sie nachvollziehen kann. Und er wendet sich an Hobby-Fotografen mit "Kompakten" besserer Qualität, Bridge-Kameras oder Spiegelreflex-Einsteigermodellen. Die Möglichkeit, mittels Zeitautomatik die Blende zu bestimmen, sollte am Apparat vorhanden sein, aber nicht einmal das ist zwingend notwendig, wenn man die in diesem Buch vermittelten Erfahrungen optimal nutzen möchte. Wer direkt von der Analogfotografie kommt, findet hier einen problemlosen Einstieg in die digitale Welt. Auf jeden Fall erfährt der Leser schon auf den ersten Seiten, wie er sich von einem Knipser zu einem ambitionierten Hobbyfotografen entwickeln kann, und das ohne unnötigen Aufwand. Es geht dem Autor in erster Linie nicht darum, den Leser zu preiswürdigen Arbeiten zu befähigen, sondern darum, Erinnerungen und Eindrücke, zum Beispiel aus dem Urlaub oder in besonderen Situation, eindrucksvoll und bleibend festzuhalten: Es sollen Fotos entstehen, die auch nach Jahren noch fesseln.
Günter Richter beschränkt sich nicht auf eine bestimmte Art oder Marke Kamera, sodass im Grunde jeder Besitzer eines (digitalen) Fotoapparats seinen Ausführungen Wissenswertes entnehmen kann, und er setzt nicht unbedingt den Besitz und Einsatz eines Computers voraus, geht aber immer wieder auf dessen Möglichkeiten zur Bildbearbeitung und -optimierung ein; wiederum, ohne sich auf ein Programm festzulegen.
Zahlreiche Fotobeispiele aus aller Welt ergänzen und illustrieren den Text bestens, zeigen Bilder doch gerade in einem Buch zur Fotografie optimal, wie die Tipps und Anweisungen zu verstehen sind. Der lockere Stil des Buchs, voller Witz und Einfühlungsvermögen, trägt ebenfalls zum guten Eindruck bei.
Ein geradezu perfektes Werk für den Einsteiger, der nicht studieren, sondern vor allem fotografieren möchte. Was fehlt, sind klare rechtliche Hinweise; nicht jedermann weiß, dass er in beträchtliche Schwierigkeiten gelangen kann, wenn er Personen heimlich oder offen gegen deren Willen fotografiert und diese Fotos veröffentlicht. Und vielleicht ein Tipp, welches Bildbearbeitungsprogramm sich für den Einsteiger am besten eignet.
Dieses tolle Einsteigerbuch schließt definitiv eine Lücke auf dem Sektor der Fotobücher.