Die gesamte Welt- und Menschheitsgeschichte übersichtlich in einer einbändigen Enzyklopädie darzustellen, ist ein ehrgeiziges Projekt, auch wenn es sich "nur" an den Laien wendet. Immerhin deckt diese Geschichte rund 4,5 Millionen Jahre ab, von denen die letzten zehntausend eine rasante Eigendynamik entwickelten.
Doch die Enzyklopädie aus dem Verlag Dorling Kindersley schafft den schwierigen Spagat zwischen umfassender Information und guter Verständlichkeit. Das Werk besteht aus folgenden Abschnitten:

• Ursprünge: 4,5 Mio. Jahre - 3000 v. Chr.
• Herrscher & Hierarchien: 3000 - 700 v. Chr.
• Denker & Religionsstifter: 700 v. Chr. - 600 n. Chr.
• Krieger, Entdecker, Erfinder: 600 - 1450
• Renaissance & Reformation: 1450 - 1750
• Industrie & Revolution: 1750 - 1914
• Menschen, Masse, Macht: 1914 - heute
• Geschichte der Staaten (hier findet man tatsächlich Inhaltsabrisse zur Geschichte sämtlicher heute existierender Staaten)

Die genannten Abschnitte sind in kurze, übersichtliche Kapitel unterteilt, die meistens ein bis zwei Doppelseiten umfassen. Insgesamt bildet die chronologische Reihenfolge den roten Faden für diese Kapitel, doch kommt es manchmal, wenn Themenkomlexe wie Religion und Wissenschaft oder, was häufig vorkommt, einzelne wichtige Figuren als Kapitel eingeschoben werden, zu kleinen "Sprüngen", die sich jedoch leicht nachvollziehen lassen dank des Zeitstrahls, der zu Anfang jedes Abschnitts zu finden ist und einen Überblick über die Entwicklungen während der jeweiligen Phase gibt. Überwiegend befassen sich die Kapitel natürlich mit Polit- und Militärgeschichte, doch erfährt der Leser auch sehr viel über alle relevanten sozialen, kulturellen, religiösen und wissenschaftlichen Aspekte der geschilderten Epochen. Vielfach werden solche Aspekte Kern eigener Kapitel, etwa Rüstung und Bewaffnung von Kriegern oder die Entstehung der ersten Demokratien.
Der Kapiteltext ist in kurze Abschnitte gegliedert und inhaltlich durchaus anspruchsvoll und gründlich, dabei jedoch auch für Laien ohne viele Vorkenntnisse bestens verständlich und alles andere als langweilig. Dank der im Untertitel des Buchs erwähnten Fülle an aussagekräftigen Bildern und Fotos, Karten, Skizzen und sonstigen Illustrationen erhält der Leser auch reichlich Anschauungsmaterial.
In jedem Kapitel findet man je einen Kasten "Früher" und "Später", die die Inhalte des Kapitels in den historischen Kontext einordnen. Auch das erlaubt die gelegentlichen Abweichungen von der unmittelbaren Chronologie und vermittelt darüber hinaus zusätzliche Informationen. Bemerkenswert sind zudem die vielen Personenportraits als Gegenstand von Kapiteln, in denen neben Berühmtheiten wie Alexander dem Großen und Napoleon auch allgemein weniger bekannte, aber wichtige Figuren der Geschichte gewürdigt werden, etwa Isabella von Kastilien oder William Wilberforce, der sich in England massiv gegen die Sklaverei wandte. In diesen Kapiteln findet man kein "Früher" und "Später", sondern eine "Chronik", eine Kurzbiografie.
Bemerkenswert an diesem Buch ist zudem der bewusst fehlende Eurozentrismus. Andere Kulturen, so die amerikanischen indigenen Völker, die Geschichte Koreas, die indischen Moguln, Auszüge aus der afrikanischen Geschichte und so fort werden ebenfalls intensiv beleuchtet. Nicht zuletzt für Schüler dürfte die Geschichte der einzelnen Staaten am Ende des Buchs höchst interessant sein.
Die Enzyklopädie eignet sich als Werk zum Schmökern ebenso wie als Nachschlagewerk, wozu auch das vortreffliche Register beiträgt. Beginnt man erst einmal zu blättern, so liest man sich rasch fest, denn dank der packenden Texte und der zahlreichen Illustrationen sowie der ansprechenden Aufmachung macht es sehr viel Spaß, dieses Buch zu lesen, das jede "Familienbibliothek" bereichert.