Wie in der Einführung zum hier besprochenen Werk angeführt, hat die Globalisierung Auswirkungen auf viele Lebensbereiche, und es ist fast unmöglich, die Geschichte eines Teils der Welt zu betrachten, ohne Entwicklungen in anderen Regionen und Kontinenten zu berücksichtigen.
Der Atlas der Weltgeschichte geht auf diese Anforderung ein. Im ersten Teil, "Epochen der Weltgeschichte", wird die Entwicklung der Menschheit von den Ursprüngen der Hominiden bis zur Gegenwart stets global betrachtet, das heißt, auch wenn es primär um Entwicklungen in einem Teil der Welt geht, bleibt der Status quo andernorts nicht außen vor. Dieser erste Teil ist in thematisch übersichtliche Kapitel vom Umfang je einer Doppelseite eingeteilt und serviert die Weltgeschichte in sinnvollen "Häppchen". Er endet mit aktuellen Tendenzen, die sich zu Beginn des neuen Jahrtausends abzeichnen.
Der zweite Teil, "Einzelne Geschichtsräume", untersucht die Geschichte einzelner, relativ weit gefasster Regionen: Nordamerika, Südamerika, Afrika, Europa, Westasien, Süd- und Südostasien, Nord- und Ostasien, Australien und Ozeanien. Auch hier findet man die Einteilung in Kapitel von je einer Doppelseite.

Im Zentrum des Atlas stehen selbstverständlich die Karten. Sie schildern die Lage von Reichen, Staaten und Kulturen, Völkerwanderungen und sonstige Bewegungen, etwa bei der Ausbreitung bestimmter domestizierter Pflanzen und Tiere oder den "Export" von Religionen, Armeebewegungen und so weiter. Oft findet man mehrere Karten auf einer Doppelseite, wenn es um komplexere Themen und Geschichtsabschnitte geht oder größere Zeiträume in einem Kapitel zusammengefasst werden. Zu allen Karten erhält der Leser eine detaillierte Legende.
Texte, zu denen häufig Abbildungen von Personen, charakteristischen Gegenständen, Landschaften oder Kunstwerken als Aufhänger dienen, erläutern die dargestellten Epochen oder Gegebenheiten und natürlich auch die Karten selbst, sofern erforderlich.
Das große Format und der beträchtliche Umfang ermöglichen eine ausführliche Abhandlung auch jener Regionen und Zeiten, die in Geschichtsbüchern oft vernachlässigt werden, in einer globalisierten Welt mit ihren oft auf lange schwelenden, historischen Konflikten beruhenden Problemen jedoch nicht nur ganz einfach interessant, sondern auch wichtig sind.
Trotz der Fülle an Material lässt es sich mit dem Atlas gut arbeiten. Zeitleisten erlauben die Einordnung der Kapitel- und Karteninhalte in einen größeren zeitlichen und geographischen oder politischen Kontext, und bereits das Inhaltsverzeichnis, das eine Übersicht über sämtliche Karten enthält, bietet viele Anhaltspunkte, wenn man etwas nachschlagen möchte. Das Personen- und Sachregister und der Karten-Index im Anhang ermöglichen eine detaillierte Suche.
Die Aufmachung ist gefällig und dabei zweckmäßig. Je nach Erfordernis blickt man auch einmal aus ungewohntem Winkel auf bestimmte Regionen der Erdkugel, gewöhnt sich aber rasch an die scheinbar verzerrte Darstellung. Auf den ersten Blick wirken manche Doppelseiten etwas überfrachtet, doch der Leser findet sich rasch in das Konzept ein.
Manchmal mag man historisches Kartenmaterial vermissen, das nur selten in Erscheinung tritt: Wie sahen die Menschen "früher" ihre eigene Region und die Fremde?
Wie viele andere Sachbücher aus dem Verlag Dorling Kindersley präsentiert sich auch dieses als ein interessanter Band für die familieninterne Bibliothek. Erwachsene wie Jugendliche und ältere Kinder können darin gezielt Informationen nachschlagen - und kaum eine Frage dürfte nicht oder unbefriedigend beantwortet werden - oder auch regelrecht darin schmökern, denn die ansprechend aufbereiteten Informationen und die zahlreichen Illustrationen laden dazu ein, das Buch systematisch zu lesen, womit man freilich angesichts des erwähnten beachtlichen Umfangs eine Weile beschäftigt ist. Aber das dürfte ja kein Manko sein.
Ausstattung und Inhalt rechtfertigen den Preis von knapp fünfzig Euro völlig, sodass der Atlas eine wirklich empfehlenswerte Investition darstellt.