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"Wenn Gutes mehr wird, kann ich daran nichts Schlechtes finden!", so reagiert Jochen Malmsheimer auf Fragen nach seiner leicht erhöhten Stattlichkeit, die er durch den Verzicht auf Zigaretten erreicht hat. Nur einer der vielen wunderbaren Momente aus seinem neuen Programm "Flieg Fisch, lies und gesunde". Das kommt bei Roof Music in Form von zwei CDs zum Konsumenten - und der darf sich auf Wortkunst und teilweise sogar bitterbösen Humor freuen.
Jochen Malmsheimer beginnt mit seinem Monolog bei der Frage, was der Mensch is(s)t - "also außer Pommes noch so" - und kommt schnell auf einen Zoobesuch mit seinen Söhnen und auf die Frage, warum man zum Verstecken neigende Meerschweinchen überhaupt hat, wenn man sie ja nie sieht. Dass man bei einem unschuldigen Zoobesuch auch einen Abstecher zu NPD-Funktionären in ostdeutschen Parlamenten und verscharrten Kinder unter Begonien machen kann, weiß man auch nicht, wenn man Jochen Malmsheimer noch nicht gehört hat - hier ist er ungewöhnlich politisch und sehr böse, tolle Nummer.
Früher war, so sagt Malmsheimer, natürlich nichts besser, aber es gab Sachen, die waren gut - und die wären es auch noch, hätte man sie nicht verändert. Urkomisch und sehr streng behauptet er das vom Salamibrot - kein poetischer Moment, wie er selbst zu gibt - und geradezu nostalgisch verklärend beim Thema Radio. Da gibt es dann noch ein kleines Livehörspiel zu - und wer weiß, dass Jochen Malmsheimer nicht nur Kabarettist ist, sondern auch einer der begnadetsten Hörbuchsprecher speziell im komischen Bereich, der freut sich auf solche Einlagen, in denen Malmsheimer alle Rollen mit einer eigenen Stimme beschenkt und wirklich herrlichen Blödsinn macht.
Im gesamten Programm gibt es kaum Momente der Ruhe, allenfalls die Geschichte der Maske des Tutenchamun bleibt ein bisschen seichter. Aber die vielen kleinen Szenen, die Wortspielereien, die unglaublich gebildeten Kniffligkeiten, das alles ist Malmsheimer at his best. Und wenn dann das Livehörspiel mit sprechenden Büchern, fränkelnden Lothar-Matthäus-Tagebüchern und gefährlichen Atlanten kommt, gibt es eh kein Halten mehr.
Malmsheimer, der sich selbst in die Kategorie des epischen Kabaretts eingeordnet sehen will - hauptsächlich wegen der Länge -, wird von Programm zu Programm abwechslungsreicher und teilweise auch schärfer. Dabei bleibt sein Niveau gewohnt hoch, der Wortwitz, die Bildungsanforderung fürs Publikum, die vielen kleinen Gags, die man erst beim zweiten oder dritten Hören wirklich mitbekommt - das ist alles außergewöhnlich und außergewöhnlich gut. Wer Malmsheimer kennt, lässt Comedy-Stars in Reihen stehen, wenn er Malmsheimer auch versteht - hier darf man ein bisschen elitär sein.