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 Lupin III: Das Schloss des Cagliostro


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Wer kennt ihn nicht: Arsène Lupin, Meisterdieb, Verwandlungskünstler und Gentleman aus der Feder Maurice Leblancs. In Japan weitaus populärer ist hingegen sein Enkel Lupin III. aus den Mangas von Monkey Punch. Ganz anders hierzulande, wo eine Fangemeinde überhaupt erst im Entstehen begriffen ist. Anime Virtual fasste sich ein Herz und brachte 2006 mit "Das Schloss des Cagliostro" nicht nur das bekannteste Abenteuer des Meisterdiebes auf DVD heraus, sondern auch gleichzeitig ein frühes Meisterwerk von Anime-Zauberer Hayao Miyazaki. Im April 2007 legte der Anime-Vertrieb nochmals nach - mit einer schmucken Collector’s Box.

Lupin III., seines Zeichens meistgesuchter Dieb der Welt, und sein Begleiter Jigen räumen in einem spektakulären Coup ein Casino bis auf den letzten Geldschein aus. Die Ernüchterung folgt auf dem Fuß: Bei der gesamten Beute handelt es sich um Falschgeld von meisterlichster Handwerkskunst - so genannte "Bocksblüten", die ihren Ursprung in Cagliostro, dem kleinsten Land der Welt, haben sollen. Niemand, der dieser allseits bekannten Unterwelt-Legende auf den Grund gehen wollte, ist je aus Cagliostro zurückgekehrt. Lupin und Jigen beschließen, das Geheimnis um den Zwergstaat zu lüften. Doch kaum angekommen, haben sie auch schon alle Hände voll zu tun: Sie retten die blutjunge Prinzessin Clarissa vor den finsteren Schergen des Grafen von Cagliostro und finden sich plötzlich selbst im Fadenkreuz wieder. Der schurkische Graf will Clarissa zur Ehe zwingen, um an den sagenhaften Schatz der Regentenfamilie Cagliostros zu gelangen. Doch nicht nur die Schergen des Grafen wollen dem Meisterdieb ans Leder, auch sein ewiger Lieblingsfeind Inspektor Zenigata von Interpol ist ihm auf den Fersen …

Schon in den Achtziger Jahren wurde dieses Frühwerk von Miyazaki hierzulande auf VHS veröffentlicht - unter Bedingungen, die jeder Beschreibung spotten: Der Titel wurde unverständlicherweise auf "Hardyman räumt auf" umgeändert, die Handlung wurde deformiert, der gesamte Film radikal zusammengeschnitten. Anime Virtual wollte mit diesem Vandalenakt der Verstümmelung, der auch heute noch von manchem TV-Sender fälschlicherweise als Kavaliersdelikt gesehen wird, nichts zu tun haben und präsentiert "Das Schloss des Cagliostro" ungeschnitten und in voller Pracht.

Mit diesem Film begann 1979 der Stern von Hayao Miyazaki seinen Aufstieg. Obwohl eines seiner ersten Werke als Regisseur, besticht "Das Schloss des Cagliostro" bereits durch alles, was die späteren Filme Miyazakis so sehenswert macht. Ganz vorne steht hierbei eine Story, die weder verworren oder undurchdringlich verschachtelt ist, noch mit Eindimensionalität und Phantasiearmut zu kämpfen hat. Die Geschichte um den chaotisch wirkenden Meisterdieb, der das Herz der jungen Prinzessin stiehlt, ist nahe am Wasser des Märchens gebaut und weiß den Zuschauer dennoch mit viel Witz und Action von der ersten Minute an zu fesseln. Einen nicht unwesentlichen Beitrag hierzu leistet Miyazakis Talent als großer Geschichtenerzähler, der mit dem vorliegenden Film beweist, auch humorige Abenteuer fernab von Wolfsprinzessinnen, wandelnden Schlössern und schweinsgesichtigen Piloten spannend erzählen zu können. Als wesentliches Erzählmittel dienen wunderschöne und mit Hingabe gezeichnete Bilder, welche angesichts des Produktionsjahres von wahrlich bemerkenswerter Qualität sind, untermalt von einem stimmungsvollen Soundtrack.

Kenner der Anime-Serie um Lupin III. werden sich einen Freudensprung nicht verkneifen können, kommt es in "Das Schloss des Cagliostro" doch zu einem Wiedersehen mit allen bekannten Figuren aus den Werken von Monkey Punch. Von Meisterschütze Jigen und dem trotteligen Inspektor Zenigata war schon die Rede, daneben verdreht die blonde Amazone Fujiko dem Meisterdieb wieder einmal den Kopf und auch Samurai Goemon, der in "Hardyman räumt auf" der Schere zum Opfer gefallen ist, führt sein alles zerschneidendes Schwert erneut an der Seite Lupins. Die Figuren sind liebevoll gezeichnet und laden den Zuschauer ohne Hindernisse zu einem aufregenden Abenteuer ein. Und sogar auf Lupins betagten Fiat 500 hat Miyazaki nicht verzichtet.

Einen wahren Genuss stellt die mit Sorgfalt getroffene deutsche Synchronisation dar: Peter Flechtner, die deutsche Stimme von Ben Affleck, fängt den charmanten wie chaotisch wirkenden Charakter Lupins gut ein und Tilo Schmitz, der etwa Ron Perlman seine markante Stimme leiht, bereichert in der Rolle des Jigen die deutsche Synchro beträchtlich. Lobenswert ist auch, dass die deutsche Übersetzung nicht wesentlich von den japanischen Dialogen abweicht - ein Fehler, der leider allzu oft begangen wird.

Für die Ausstattung der Collector’s Box gibt sich Anime Virtual keine Blöße: Auf der technischen Seite brilliert "Das Schloss des Cagliostro" mit hervorragender Bild- und Tonqualität - vor allem, wenn man sich das Alter des Films vor Augen führt - und die Box ist ein echter Blickfang im Regal. Auch hinsichtlich des Bonusmaterials zeigt sich der Anime-Vertrieb nicht knauserig: Neben dem kompletten Storyboard mit deutscher Fassung und zwei Originaltrailern zum Film ist vor allem das 60-seitige Booklet mit Skizzen, Studien und Szenen aus dem Film zu empfehlen; abgerundet wird das Ganze durch einen Screensaver für den PC sowie Trailern zu anderen Anime-Filmen und -Reihen. Wer auf all diese Extras verzichten und sich mit dem Film allein begnügen kann, sollte sich dennoch überlegen, ob der Kauf der Single-Disc-Version wirklich lohnt angesichts der Tatsache, dass man für diese schon 19,95 Euro berappen darf …

Mit "Das Schloss des Cagliostro" präsentiert Anime Virtual ein wunderschönes Frühwerk von Anime-Magier Hayao Miyazaki, welches sein beneidenswertes Talent zum Geschichtenerzählen unter Beweis stellt. Ein mitreißendes Vergnügen für Jung wie Alt, mit viel Witz und Feingefühl fabuliert. Dem Film fehlen die epische Tiefe einer "Prinzessin Mononoke" wie auch der eindrucksvolle Phantasiereichtum von "Chihiros Reise ins Zauberland" und auch eine Moral wie den Appell gegen die fortschreitende Umweltzerstörung sucht man in Lupins Abenteuer vergeblich. Doch gerade hierin liegt der große Gewinn des Films: Unverfälscht und witzig, liebevoll und frei von jeglichem unnötigen Ballast gibt sich dieses Schmuckstück des frühen japanischen Zeichentrickfilms, das den Vergleich mit heutigen Werken nicht zu scheuen braucht - eher das Gegenteil ist der Fall - und das Steven Spielberg nicht ohne Grund zu den größten Abenteuerfilmen aller Zeiten zählt.

Michael Höfel



DVD | Disc-Anzahl: 2 | Erschienen: 01. April 2007 | FSK: 6 | Laufzeit: 110 Minuten | Originaltitel: Rupan Sansei: Kariosutoro no Shiro | Preis: 29,95 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Japanisch

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