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 Mut zur Unabhängigkeit

Autoren: Melody Beattie
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Melody Beattie hat einige Klassiker der Selbsthilfe-Literatur verfasst. Ihr Erstlingswerk Die Sucht gebraucht zu werden hatte einen großen Einfluss auf die Leserschaft. Viele Menschen verbinden die schriftliche Verarbeitung des Problems Co-Abhängigkeit mit dieser Autorin und ihren Büchern. Diese war selbst abhängig und hatte später den Tod ihres Sohnen zu verwinden, sie schreibt also über Dinge, die sie selber kennt.

Bei Mut zur Unabhängigkeit handelt es sich um eine Neu-Auflage, dass Original erschien 1992. Das Softcover umfasst knapp 350 Seiten, das Schriftbild ist etwas klein geraten, so erscheint das Buch auf den ersten Blick als eine leicht abschreckende Bleiwüste. Die Sprache ist aber lobenswert einfach zu lesen.

Melody Beattie möchte auf der Grundlage des bekannten Zwölf-Schritte-Programms einen Weg zur Heilung von Suchtkrankheiten und zur Überwindung selbstzerstörerischer Abhängigkeiten aufzeigen. Schritt für Schritt geht es voran, Übungen sollen helfen, das Leben wieder in den Griff zu bekommen und es endlich wieder zu genießen. Dazu kommen Erfahrungsberichte von Betroffenen.

Das Zwölf-Schritte-Programm sieht man des Öfteren in Filmen, meist bei Sitzungen der Anonymen Alkoholiker. Eventuell wird das Programm deshalb zumeist mit diesen in Verbindung gebracht. Und bei genau so einem Treffen kam auch Beattie das erste Mal mit ihm in Kontakt. Sie war abhängig und musste von Staats wegen eine Entziehungskur machen. Anfänglich begriff sie nichts, erst später setzte ein Lernprozess ein. So wird es auch dem Leser des Buches gehen. Das Programm ist kein 10-Minuten-Instant-Heilungs-Kurs, sondern ein Hilfsmittel. Wer den Hollywood-Film Spurwechsel , beziehungsweise dessen bemerkenswertes Ende gesehen hat weiß, dass der Mann nicht nur vom Alkohol abhängig war, sondern seine Abhängigkeit viel tiefer ging. Das Lesen eines Beattie-Buches kann auch dazu führen, dass man erst erkennt, dass man abhängig oder co-abhängig ist. Das Programm wird nämlich nicht nur bei den AA eingesetzt, sondern auch bei anderen Selbsthilfegruppen, zum Beispiel eben bei denen der Co-Abhängigen (CoDA) oder anderen Gruppen.

Es wäre nicht sinnvoll, hier einfach die zwölf Schritte aufzuzählen und zu sagen, das ist es, was im Buch steht. Der Leser sollte Beattie selber durch die zwölf Schritte folgen, die Erzählungen von Betroffen lesen und nach und nach eigene Denkprozesse starten. Positiv ist die Erklärung einiger Fachbegriffe aus dem Heilungsprogramm. Den Abschluss bilden dann die zwölf Schritte der AA und dann die der CoDA, der Anonymen Co-Abhängigen.

Eines noch: Der Gottesbezug im Programm mag manche Menschen abschrecken, aber es heißt "Gott, wie wir ihn verstehen". Der Begriff Gott wird also nicht dogmatisch verstanden. Und ob man nun Meditation oder Gebet sagt, wen kümmert das, geschadet hat es ja noch keinem. Sogar manche Atheisten drücken in diesem wichtigen Fall ein Auge zu.

Sicher, es ist keine leichte Lektüre, dafür gibt es andere Lebenshilfebücher, die bequemer zu verarbeiten sind. Aber Betroffenen kann das Buch ein wichtiges Werkzeug sein. Und auch wer glaubt, er wäre frei von (Co-)Abhängigkeiten, sollte ruhig mal ein Blick in dieses Buch werfen, er könnte Dinge an sich selber bemerken, die er vorher nie beachtet hat ...

Bernd Wachsmann



Taschenbuch | Erschienen: 1. Oktober 2004 | ISBN: 3453700252 | Preis: 9,95 Euro | 341 Seiten

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