Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Achtung, wer den ersten Band der Serie "Seide und Schwert - Das Wolkenvolk" noch nicht gelesen hat, sollte die folgende Inhaltsangabe überspringen, denn sie knüpft unmittelbar an das dramatische Ende von "Whisperwind" an.
Niccolo, Nugua und Feiqing sind gemeinsam auf der Flucht vor den Soldaten der Mandschu. Sie wollen zum Drachenfriedhof, um dort herauszufinden, wohin die Drachen verschwunden sind.
Unvermittelt werden sie Zeuge eines dramatischen Kampfes. Guo Lao, einer der Unsterblichen Acht, versucht Mondkind zu töten. Nur durch einen Teil des Chi von Niccolo gelingt es der verletzten Mondkind, den angreifenden Kämpfer zurückzuschlagen.
Niccolo ahnt nicht, dass Mondkind damit eine Verbindung mit ihm eingegangen ist, die ewig währt. Bevor sie den jungen Mann verlässt, offenbart sie ihm ihre Pläne. Sie sucht Whisperwind. Denn die junge Frau hat Mondkinds Schwerter, ohne die sie nicht genug Kraft hat, gegen die Unsterblichen Acht zu bestehen, gestohlen. Sie bittet Niccolo, zu den Lavatürmen zu gehen. Dort würde er erfahren, wo der Drachenfriedhof liegt und vielleicht auch klären können, wo die Schwerter sind.
Nugua bemerkt sofort, dass Niccolo Mondkind liebt und sich in tiefster Seele nach ihr sehnt. Die drei beschließen, dem Rat der Kämpferin zu folgen und die Lavatürme zu suchen. Zu ihrem Glück treffen sie auf den umherziehenden Mönch Li. Er rettet sie nicht nur vor einer Räubertruppe, er führt sie auch auf den beschwerlichen Pfad zu den sagenumwobenen Lavatürmen.
Nach dem atemberaubend schönen Band "Whisperwind" schien eine Steigerung kaum möglich. Wunderschöne Bilder, eine äußerst geschickt von Yann Krehl zusammengefasste und dem Comic-Genre angepasste Geschichte, ein perfekter Druck, eine grandiose Ausstattung aus dem Hause Splitter, ein wunderschöner Druck einer Schlüter-Zeichnung als Zugabe am Ende des Bandes, ein angemessener Preis - schlicht ein Meisterwerk.
Doch "Mondkind" kann in verschiedenster Hinsicht den ersten Band noch übertreffen. So ist die Story dramatischer, spannender und macht mehr Sinn. Dank Yann Krehl bekommt man das eine oder andere Häppchen Hintergrund und kann sich ein wenig mehr von der Geschichte vorstellen. Zwar liegt immer noch vieles im Dunkeln und manches wird wohl kaum gelöst werden - zu viele Seiten umfasst die Buchvorlage, um in einem Comic jedes Detail ergründen zu können -, doch kann man nun immerhin einige der Beweggründe verstehen, die die verschiedenen Charaktere bewegen.
Des Weiteren überzeugen die Bilder auch die letzten Zweifler. War in "Whisperwind" die Kritik an den Gesichtern und Körpern der Protagonisten noch hörbar, scheint sie nach Vorlage von "Mondkind" zum Verstummen verurteilt. Ralf Schlüter liefert ein so beeindruckendes Artwork ab, dass es kleinlich wäre, das ein oder andere Gesicht und dessen Ausdruck zu bemängeln, zumal die Zeichnungen perfekt zum Stil des Albums passen. Berückend schön fallen Nugua und Mondkind auf, grandios der Kämpfer Li, tragisch der "alberne Drache" Feiqing.
Dank einiger Zusatzseiten kann man sich ein gutes Bild davon machen, inwieweit sich die detaillierten Zeichnungen von Ralf Schlüter und die daraus entstehenden Tuschebilder von Horst Gotta zu einem perfekten Gesamteindruck entwickeln.
Ebenfalls herausragend ist die Zeichnung von Mondkind und Niccolo. Die Tragik, Sehnsucht und Poesie dieser Szenen ist atemberaubend.
Der Splitter Verlag hat mit Ralf Schlüter, Horst Gotta, Yann Krehl und Dirk Schulz, der die Farbgebung übernahm und ebenfalls Herausragendes geleistet hat, die Vorlage von Kai Meyer geadelt. Zwar ist dieser Comic nicht zu vergleichen mit den Büchern des Bestsellerautors, doch ist er ein eigenständiges Kunstwerk geworden, das durchaus in gleichem Rang daneben bestehen kann. So sollte eine Comic-Umsetzung aussehen.
Bleibt nur die furchtbar lange Wartezeit auf den dritten Band. Mögen die Verantwortlichen Tag und Nacht nichts anderes mehr tun, als ihn zu vollenden.