Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
"Gandalf ist ein Arschloch." Diese Redensart der Orks lässt sich auf der Rückseite des Fantasyromans "Gefährten des Zwielichts" lesen und deutet bereits an, dass das bei Lübbe erschienene Werk von Alexander Lohmann, dessen Covergestaltung sich nicht vor der Konkurrenz zu verstecken braucht, mitnichten von strahlenden Helden in schimmernden Rüstungen handelt.
Der Herrscher der Grauen Lande will endlich seinen Besitz zurück: Leuchmadans Herz wurde vor langer Zeit von den Menschen, Elfen und Zwergen geraubt und versteckt. Um es zurückzuerobern, wird eine Gruppe von Untertanen ausgesandt: Die elegante Nachtalbe Daugrula, der mächtige Wardu Baskon, die Gnome Wito, Darnamur und Skerna, der jähzornige Goblinkrieger Werzaz, sowie der tumbe Troll Gibrax sollen das Herz, ein mächtiges Artefakt, das die Lebenskraft Leuchmadans und seines Landes birgt, wieder in die Grauen Lande zurückbringen. Dazu müssen sie durch Bitan, das Land der Menschen, reisen und ins Elfenreich eindringen. Dort, in der Stadt Keladis, wird Leuchmadans Schatz aufbewahrt.
Streitigkeiten und Uneinigkeit begleiten die bunt zusammengewürfelte Truppe auf ihrer gefährlichen Mission, und mehr als einmal steht ihr Auftrag auf Messers Schneide, denn jeder hat eine andere Vorstellung davon, wie die gemeinsame Aufgabe am besten zu bewältigen ist.
Doch ist das längst nicht die größte Herausforderung, der sich die Untertanen Leuchmadans stellen müssen: Der Plan, Leuchmadans Herz aus der Elfenstadt zu rauben, geht schief, und so beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, denn eine Gruppe von Menschen, Zwergen, Elfen und Wichteln macht sich mit dem Herz als Waffe daran, in die Grauen Lande einzumarschieren
Die Idee, die ewige Geschichte Gut gegen Böse einmal von der anderen Seite aus zu betrachten und die Schurken zu den Protagonisten zu machen, die der Leser begleitet, ist nicht neu, aber auch noch nicht ausgeschöpft und eröffnet eine Vielzahl an neuen Möglichkeiten. Allerdings macht Lohmann zu wenig aus den vielversprechenden Ansätzen. Nur selten wird es mal richtig fies, etwa wenn Goblin Werzaz und Troll Gibrax eine Menschenfeier stören, die Kühe der Bauern fressen und ein Mädchen als Sklavin piesacken, oder wenn der starke Baskon mit seinem Reittier im Luftkampf gegen ein paar Zwerge auf Riesenadlern antreten muss und das Ganze blutig und gnadenlos endet. Vor allem die Gnome aber nehmen den finsteren Gesellen viel Glaubwürdigkeit, sind sie doch insgesamt recht sympathische kleine Zeitgenossen, denen man nicht so recht zutraut, für den finsteren Leuchmadan zu arbeiten.
Dass hier und da bei Klassikern der Fantasy geklaut wurde, wäre noch absolut okay, wenn die bekannten Versatzstücke humorvoller oder innovativer dargestellt worden wären. Riesenadler, eine Gruppe von Menschen, Zwergen und Elfen - samt einiger Wichtel -, die versuchen, einen mächtigen magischen Gegenstand ins Feindesland zu bringen, ein mächtiger Recke, der an einen Nazgûl erinnert - Tolkien lässt an allen Ecken und Enden grüßen. Hier hätte dem Werk ein ordentlicher Schuss Ironie gut getan; da hilft der bisweilen recht einfach gestrickte Humor, der sich aus der Figurenkonstellation ergibt, nicht wirklich weiter. Zugute halten muss man dem Roman allerdings, dass er stilistisch zu den besseren seiner Zunft gehört. Lohmann hat ein sicheres Gespür für gute Beschreibungen, die nicht zu langatmig ausfallen, und lässt seine Welt vor den Augen des Lesers lebendig werden.
Klassische Fantasy mit nicht ganz so klassischer Personalbesetzung - Alexander Lohmanns Idee, aus den Bösewichten mal die (Anti-)Helden der Geschichte zu machen, geht leider nicht ganz auf. Zwar ist genug Potenzial für richtig fiese Action da, wird aber nur selten ausgeschöpft und kann deshalb nur teilweise überzeugen.