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Die fünfunddreißigjährige Mma Ramotswe betreibt die einzige Detektivagentur Botswanas. Die Menschen, die zu ihr kommen, haben alltägliche Probleme: verschwundene Ehemänner, Identitätsüberprüfungen, gelegentlich sogar eine Schuldeneintreibung - Mma Ramotswe nimmt, was kommt, denn die Geschäfte laufen schlecht.
Eines Tages bittet der Lehrer Ernest Pakotati sie um Hilfe. Sein elfjähriger Sohn Thobiso ist spurlos verschwunden. Mma Ramotswe glaubt nicht, dass sie ihm helfen kann. Doch als ihr Freund J.L.B. Matekoni, Inhaber einer florierenden Autowerkstatt, mutmaßt, dass der Junge zu rituellen Zwecken von einem Medizinmann getötet wurde, ändert sie ihre Meinung. Kann es wirklich sein, dass solche Dinge mitten im modernen Botswana passieren?
Während Mma Ramotswe sich mit überbesorgten Vätern, gestohlenen Autos und untreuen Ehemännern herumschlägt, macht J.L.B. Matekoni eine schockierende Entdeckung: Im Handschuhfach eines Wagens, der in seine Reparaturwerkstatt gebracht wird, findet er einen Zauberbeutel, der etwas enthält, das wie ein Knochen aussieht. Eine Laboruntersuchung ergibt, dass es sich um den Mittelhandknochen eines Kindes handelt. Und der Wagen gehört einer der einflussreichsten und skrupellosesten Personen Botswanas ...
Alexander McCall Smith, der in Simbabwe geboren wurde und lange Zeit in Botswana lebte, erzählt seine Geschichten mit großer Sympathie für seine Figuren und einer unübersehbaren Liebe zu Afrika. Precious Ramotswe ("Mma" ist die in Botswana landestypische Anrede für erwachsene Frauen), seine resolute Heldin, löst ihre Fälle mit Lebensklugheit und Herzensgüte. Dabei werden eine Menge afrikanischer Geschichten erzählt: Die des Bergarbeiters Obed Ramotswe, Mma Ramotswes Vater, der seinen in den Minen Südafrikas erschufteten Wohlstand mit einer Staublunge bezahlte, die ihrer Klienten, ihre eigene. Diese Geschichten gehen unter die Haut, nicht zuletzt deshalb, weil Smith sehr nah bei seinen Figuren bleibt und es meisterhaft versteht, ihre oft niederschmetternden Lebensereignisse, kleinen und großen Katastrophen mit einer großzügigen Portion lebensbejahenden Humors zu präsentieren, wobei die Hoffnung, auch schlimme Dinge zum Besseren wenden zu können, stets eine große Rolle spielt. Smiths Heldin geht es nicht darum, Verbrecher der Justiz auszuliefern, um einem abstrakten Gerechtigkeitsideal zu dienen, sondern darum, die Dinge, die durcheinander geraten sind, wieder ins richtige Verhältnis zu bringen. Die "alte Botswana-Moral", eine von Pragmatismus und Solidarität geprägte Haltung gegenüber ihren Mitmenschen und deren Problemen, dient dafür als Richtschnur - und erweist sich als höchst brauchbar.
Smiths warmherziger Humor und seine sympathischen Figuren machen "Ein Krokodil für Mma Ramotswe" zu einem Lesevergnügen erster Güte. Dieses Buch ist zugleich eine Liebeserklärung an Afrika, das der Autor mit seinen Traditionen einerseits, mit seinen Brüchen, Umbrüchen, Aufbrüchen andererseits einfühlsam und lebendig zeichnet. Ein Buch, das Spaß macht, ohne den Ernst des Erzählten aus den Augen zu verlieren. Empfehlung!