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Frederic ist mit seiner neuen Schule nicht besonders zufrieden. Er hatte sich an seine alte Schule gewöhnt und seinetwegen hätte er nicht wechseln müssen. Doch sein Vater hat sich in den Kopf gesetzt, dass Frederic durch den Besuch einer Privatschule wesentlich mehr Chancen im Leben hat als er. Und so ist Frederic also in St. Isaac gelandet.
Die Schule hat wirklich einen besonders guten Ruf und ihre Absolventen haben die Möglichkeit, im Berufsleben aufzusteigen und richtig viel Geld zu verdienen. Allerdings hat Frederic noch nicht mitbekommen, dass irgendeiner seiner Mitschüler wirklich Spaß im Unterricht hat. Vielmehr wirken sie wie ideenlose Maschinen, die lediglich das tun, was man ihnen aufträgt. Fantasie und die Fähigkeit, ihre Träume auszuleben, sind ihnen dabei scheinbar vollkommen abgegangen.
Doch bald kommt Frederic hinter den Grund, weshalb seine Mitschüler so seltsam sind. Mit den besonderen Augentropfen, die ihm seine Nachbarin, eine alte Dame, gibt, kann er auf einmal die Dinge so sehen, wie sie wirklich sind. Damit erkennt er die große Wunde der Sorge in der Brust seines Vaters, die der frühe Tod von Frederics Mutter hinterlassen hat, die Eisenkugel an Ännas Bein, die sie daran hindert, Selbstvertrauen zu bekommen und die nichts sagenden Luftblasen, die sein Lehrer ausstößt. Gleichzeitig erfährt er so auch, dass der Direktor den Schülern ihre Träume mit einer seltsamen Maschine stiehlt, um sie zu Musterschülern zu machen. Und genau diese plant Frederic zu befreien.
Mit ihrem Jugendroman "Die Nacht der gefangenen Träume" zeigt Antonia Michaelis, dass ihr es gelingt, die Realität dem Leser in märchenhafter Gestalt zu überbringen, ohne ihre Botschaft dabei zu verschleiern. Denn die Geschichte um die gestohlenen Träume und ihre Befreiung ist unter anderem natürlich auch eine Kritik an einem Schulsystem, das lediglich Erfolg und Bestleistung fordert, ohne Menschlichkeit zuzulassen. Gleichzeitig aber ist der Roman auch eine packende und bewegende Abenteuergeschichte, bei der der Leser gespannt mitfiebert und darauf hofft, dass sich alles zum besten wendet.
Märchenhaft und dennoch klar zu lesen sind die verschiedenen Charaktere der Geschichte, die hier auch äußerlich zeigen, wie es innen in ihrer Seele aussieht. Diese symbolhafte Sprache bringt das Gelesene wesentlich näher an den Leser heran und spricht besonders Kinder und Jugendliche an, da Bilder manchmal wesentlich deutlicher als Worte sprechen können. Auch wenn an manchen Stellen der Ernst der Geschichte deutlich hervortritt, liest sie sich dennoch locker und flüssig und schneller als gedacht ist man am Ende.
Ein Jugendbuch, das mit magischen Worten eine Geschichte erzählt, deren Bedeutung sich hinter ihren Bildern versteckt.