Gesamt |
|
Anspruch | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
"In der DDR ist alles grau, nur die Flüsse sind bunt." Dieser sarkastische Witz, der auf die desolaten Zustände der DDR Bezug nimmt, wird im Klappentext des Bandes "Endspiel" Ilko-Sascha Kowalczuk zitiert. Was waren das für Zustände, die in der DDR herrschten? Wie war es möglich, dass sich im Jahr 1989 eine Situation entwickeln konnte, die schließlich in dem wohl bedeutendsten Ereignis der deutschen Nachkriegsgeschichte mündete? Wie reagierte das Regime auf diese Bedrohung? Ilko-Sascha Kowalczuk, Projektleiter in der Forschungsabteilung der Birthler-Behörde, welche für die Sicherung der Stasi-Unterlagen zuständig ist, nimmt sich in seinem Buch "Endspiel" dieser Fragen an.
In drei Kapiteln skizziert Kowalczuk auf etwa 550 Seiten Krise und Untergang der DDR. Kapitel I, "Bilder einer Gesellschaftskrise", ist mit knapp dreihundert Seiten dabei der umfangreichste Teil des Buches. Kowalczuk zeichnet ein breit gefächertes Gemälde aus Rahmenbedingungen der Krise, Krisensymptomen, Jugendkulturen und Gegenbewegungen wie Kirchen und Opposition. Eine detaillierte Darstellung der Ossietzky-Affäre und deren Nachwirkungen runden das Bild ab.
Kapitel II, "Von der Gesellschafts- zur Diktaturkrise", geht einen Schritt weiter und setzt sich mit den Ereignissen auseinander, die direkt zur Revolution führten. Prominent vertreten ist dabei natürlich ein Kapitel über den Zusammenbruch des Ostblocks, aber auch die Ereignisse rund um den vierzigsten Jahrestag der DDR.
Kapitel III, "Untergang einer Diktatur", schließlich widmet sich der Revolution an sich, beginnend bei den Reaktionen auf Revolution und Konterrevolution bis hin zu den Demonstrationen und dem Mauerfall.
Ilko-Sascha Kowalczuk zeichnet in seinem Buch "Endspiel" eine präzise und detailgetreue Skizze des Untergangs der DDR. Natürlich ist Literatur zum Mauerfall kein Novum. Doch auch zwanzig Jahre nach dem Zusammenbruch ist vieles nicht aufgearbeitet. Kowalczuk will mit seinem Buch kein Neuland betreten, sondern präsentiert die Ereignisse und die Zustände, die zur Revolution führten, gut aufgearbeitet und verständlich geschrieben.
Der Band selbst ist ein Hardcover mit in einem etwas unschönen Orange gehaltenen Buchdeckeln. Hier hätte man sich vielleicht eher an dem satten Rot des Schutzumschlags orientieren sollen. Dieser kleine kosmetische Einwand bleibt jedoch der einzige Kritikpunkt. Der Band umfasst 608 Seiten. Leider ist keine Bebilderung vorhanden, was die im Text dargestellten Zustände der DDR noch gut untermalt hätte.
Ilko-Sascha Kowalczuk ist mit seinem Buch "Endspiel" ein hervorragender Beitrag zum Thema "Revolution von 1989" gelungen. Mit großer Genauigkeit und Sachlichkeit wird hierin eine Nation beschrieben, die unweigerlich auf den Zusammenbruch zusteuert. Da sich auch nach zwanzig Jahren Wiedervereinigung vieles Wissen über die DDR nur schemenartig in das Gedächtnis des Westens eingebrannt hat, ist dieses Buch eine gute Chance, sich näher über die Hintergründe des Zusammenbruchs zu informieren.