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Nach ihren anderweltlichen Erlebnissen in Paris fliegen die Journalistin Nadja und der Fotograf Robert nach York, um über das jährlich stattfindende Guy-Fawkes-Festival zu berichten. Es ist eine Reise, die vor allem Robert schwer zu schaffen macht, weckt sie doch schmerzliche Erinnerungen an ein äußerst tragisches Kapitel in seinem Leben.
Während sich die beiden im bunten Treiben der altertümlichen Stadt auf die Jagd nach aufsehenerregenden Interviewpartnern machen, bemerken sie gar nicht, wie sich ihre Geschicke erneut mit denen nichtmenschlicher Wesen verstricken. Sowohl Nadja als auch Robert verfallen dem Charme zweier geheimnisvoller Fremde, die sie mehr und mehr in ihren Bann ziehen.
"Königin des Schattenlandes" ist der zweite Teil der unter der Regie von Fantasy-Autorin Uschi Zietsch stehenden, zwanzigteiligen Reihe "Elfenzeit", die im Bertelsmann Verlag in Buchform aufgelegt wird, nicht Club-Mitgliedern jedoch in der Hörbuchversion des Eins A Medien Verlages zugänglich gemacht wird. Anders als der Auftaktroman, der von Zietsch unter ihrem Pseudonym Susan Schwartz verfasst wurde, stammt der vorliegende Teil von Michael Marcus Thurner. Schön daran ist, dass sich rein stilistisch im Vergleich zum ersten Band keine großartigen Unterschiede bemerkbar machen. Das liegt sicher auch daran, dass auch der zweite Teil der Hörbuchreihe von Katharina Brenner eingelesen wurde. Wie bereits bei "Der Hauch der Anderswelt" erweist sich ihre Lesung als harmonisch und angenehm. Sie findet den richtigen Ton, sowohl was die Ereignisse um Robert und Nadja angeht als auch die des zweiten Erzählstrangs, der in der elfischen Anderswelt angesiedelt ist.
Wer jetzt allerdings an ein Wiedersehen mit den königlichen Elfenzwillingen Davydd und Rhiannon denkt, die im ersten Band die heimatlichen Gefilde verlassen haben, um in der Welt der Menschen ein Heilmittel gegen den unnatürlichen Verfall zu finden, dem ihr Volk plötzlich unterworfen ist, liegt falsch. Thurner nimmt uns vielmehr mit auf einen Ausflug weit in die Vergangenheit der Elfenrassen, als die erbitterte Feindschaft der Elfengeschlechter ihren vorläufigen Höhepunkt gefunden hat. Die titelgebende "Königin des Schattenlandes" ist nämlich keine andere als die schöne Gwynbaen, die Weiße Frau, die vom Elfenkönig Fanmór samt ihrer Anhänger in die Schattenwelt verbannt wurde, um sie für ihre Rebellion zu strafen. Dort, in jener trostlosen, gefährlichen Welt, wird der Hörer durch die Augen eines Gefolgsmannes der Königin Zeuge, wie Gwynbaen sich wandelt und zu Bandorchu, der Dunklen Frau, die auf fürchterliche Rache sinnt.
Gerade dieser Fantasy-Teil mit seinen sehr innovativen Geschöpfen (ob es sich nun um Albion-Elfen oder anderem Gelichter handelt) gelingt Michael Thurner sehr gut. Die Fabelwesen, die hier auftauchen, wirken frisch und alles andere als abgegriffen: Eine Seltenheit in diesem Genre! Da die Glitzerwelt der Pariser Modewelt außerdem der geschichtsträchtigen Stadt York gewichen ist, dürfte "Königin des Schattenlandes" auch jene Hörer ansprechen, denen es im ersten Teil der Reihe etwas zu mondän zuging. Und obwohl es sicher sinnvoll ist, den "Hauch der Anderswelt" zu kennen, sollte es auch möglich sein, mit diesem zweiten Teil in die Reihe einzusteigen.
Wie bereits sein Vorgänger liegt auch "Königin des Schattenlandes" ungekürzt als Hörbuch vor. Das bedeutet einerseits eine erfreuliche Laufzeit von beinahe elf Stunden, andererseits zieht sich so die Geschichte mitunter etwas. Ebenfalls wie bereits bei "Der Hauch der Anderswelt" kommt zwar kaum Langeweile auf, da zwischen den verschiedenen Erzählsträngen oft gewechselt wird, man muss aber einiges an Zeit einplanen, wenn man das Hörbuch ohne größere Unterbrechungen genießen will. Die positive Kehrseite der Medaille ist freilich dafür, dass man für verhältnismäßig wenig Geld relativ viel Hörbuch bekommt - zumal dieses für nicht einmal zwanzig Euro auch als Online-Download erworben werden kann.
Wer deshalb für eine ganz andere, wesentlich sagenhaftere Art der Urban Fantasy als man sie sonst kennt Interesse aufbringt, der sollte sowohl der "Königin des Schattenlandes" als auch der Reihe an sich eine Chance geben - die könnte sich nämlich als wahrer Glückstreffer für ihn erweisen.