Pikante und süße Kuchen vom Blech haben mehrere Nationen "erfunden"; in der Schweiz und Teilen Süddeutschlands nennt man sie Wähen, und es gibt eine Fülle an Rezepten hierzu. Nicht einmal der Teig ist immer derselbe. Es gibt Wähen auf der Basis eines klassischen Mürbeteigs, andere Wähenbäckerinnen bevorzugen Quarkteige, und es kann auch mal ein Blätterteig sein.
Im hier besprochenen Buch finden zahlreiche Varianten Eingang. Als Einführung dient ein Produkte-ABC, in dem auch einige typische Tätigkeiten wie Auskühlen oder Probleme (etwa zu feuchter Teig) und deren Lösung erläutert werden.
Es folgen die Grundrezepte für die erwähnten unterschiedlichen Teigsorten in den Varianten Salzig und Süß, denen sich, etwas ungewohnt, zunächst die süßen Wähen anschließen. Manche davon, wie später auch die deftigen Rezepte, mögen an französische Tartes oder Quiches erinnern, haben jedoch immer, und sei es durch eine individuelle Zutat, einen eigenen Charakter: so etwa der Apfelkuchen, "gewürzt" nicht nur mit Zimt, sondern auch einem Schuss Kirsch, oder der Aprikosenkuchen mit Haselnüssen als ergänzendem Geschmacksfaktor. Phantastisch für die Beerensaison sind beispielsweise Erdbeer-Rhabarber-Pie, Beeren-Quarkkuchen oder der wunderbar kräftig-frische, freilich nicht für eine Diät geeignete Ricotta-Erdbeer-Kuchen. Exotisch präsentieren sich unter anderem Kürbispie mit Ingwerstreuseln oder Limettenpie.
Unter den deftigen Kuchen findet man zunächst eine ganze Reihe von vegetarischen Wähen. Für jede Saison, jeden Geschmack wird etwas angeboten: Brüsseler-Endivie-Nuss-Kuchen, Kartoffel-Kürbis-Kuchen, Rosenkohl-Wirz-Kuchen (Wirz ist ein anderes Wort für Wirsing), Spargel-Gemüse-Kuchen, mediterrane Kürbis-Ziegenkäse-Quiche, Lauch-Kartoffel-Kuchen, Käse-Dörrbirnen-Kuchen und viele mehr.
Es schließen sich Kuchen mit Fleisch und Fisch an, etwa Forellen-Marroni-Kuchen, Lauch-Fisch-Kuchen, Blumenkohlpie mit Sardellen, Gemüse-Hackfleisch-Kuchen oder Tomatenkuchen mit Chorizo.

Liebhaber von Fisch und Fleisch erhalten in diesem Buch nicht die ganz große Auswahl, doch wenn man erst einmal die vegetarischen und süßen Rezepte zu probieren begonnen hat, wird man dies nicht als Mangel empfinden: Gerade Obst in feinen, cremigen Füllungen, kombiniert mit Nüssen und anderen Leckereien, oder Gemüse in allen Variationen, oft auch mit pikantem Käse, kommen in Wähen wunderbar zur Geltung.
Wiewohl überwiegend traditionell - nicht umsonst finden sich die Landfrauen im Titel wieder -, können die Rezepte doch mit Pfiff und manch kleiner Überraschung aufwarten. Keinesfalls handelt es sich um langweilige Variationen zum immer selben Thema, zumal sich, wie erwähnt, bereits die Teige unterscheiden und deren Auswahl immer gut dem Belag angepasst wurde; wer möchte, kann natürlich beliebig kombinieren. Überliefertes und Modernes ergänzen sich in manchem Rezept sehr apart, zum Beispiel in der Brennnesselquiche mit Sesamsamen.
Die Herstellung der meisten Wähen dauert nicht übermäßig lange. Auch das macht dieses Kochbuch zu einem wahrscheinlichen Favoriten im Regal.
Das Buch selbst ist sehr ansprechend und hochwertig aufgemacht. Festes Papier garantiert eine lange Lebensdauer auch bei häufigem Zurate ziehen. Manchmal teilen sich zwei Rezepte eine Doppelseite, die meisten jedoch werden auf einer Doppelseite präsentiert mit einem sehr schönen Foto rechts und dem eigentlichen Rezept links. Am Rand findet man Angaben zur Auslegung (Formgröße) und, nach Verwendung im Teig, Belag und gegebenenfalls Guss gegliedert, die Zutatenliste. Eine einfache, präzise Schritt-für-Schritt-Anleitung ermöglicht auch ungeübten Köchen und Bäckern sicheres Gelingen.
Ein sehr empfehlenswertes Backbuch, das ein traditionelles Gericht aus dem südlichen deutschsprachigen Raum aufgreift und auf abwechslungsreiche, verführerische Weise variiert!