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 Ceville


Cover
Gesamt +++--
Action
Anspruch
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Reich, zufrieden und böse hockt der kleinwüchsige Tyrann Ceville auf seinem Thron und geht mit diebischer Freude den anfallenden Staatsgeschäften nach. Sein Leben könnte perfekt sein - würde da nicht das Volk urplötzlich den Aufstand planen und den Despoten kurzerhand entmachten. Dahinter steckt Cevilles nicht ganz so treuer Untergebener Basilius, der plant, eine noch viel schlimmere Schreckensherrschaft über das Königreich Faeryanis zu errichten.
Das kann Ceville natürlich nicht auf sich sitzen lassen - zu blöd nur, dass er sich schon bald im örtlichen Gefängnis wiederfindet. Doch zum Glück kommt das herzensgute Mädchen Lily vorbei, die den gemeinen, kleinen Kerl aus seiner Misere befreit. Zusammen versuchen die beiden die finsteren Pläne von Basilius zu vereiteln - ein ungleiches Team.

[imgleft]images/UploadGrafiken/Ceville1.jpg[/imgleft]Mit Ceville, den man in diesem Point-and-Click-Adventure steuert, kontrolliert man endlich mal wieder einen richtigen Fiesling - oder? Na ja, eigentlich ist der kleine Tyrann ja doch nichts weiter als heiße Luft, schließlich macht er reihenweise böse Kommentare, aber dabei belässt er es auch. Die Adventure-Kollegen Simon the Sorceror oder Sam & Max haben da schon deutlich schlimmeren Schabernack angestellt. Nichtsdestotrotz wächst einem dieser Ceville mit seinem drolligen Gang und seinem manischen Gekicher sehr schnell ans Herz, ebenso wie die liebe Lily, die ihn immer wieder in Zaum halten muss.

Der fiese Hauptcharakter ist aber auch schon die einzige Neuerung, die man von diesem Adventure erwarten darf, denn ansonsten hält sich "Ceville" ausschließlich an Bewährtes. Dabei macht das Programm nichts falsch, aber andererseits auch leider nichts überragend gut. Wie in den seligen Tagen von "Monkey Island" und Co. klickt man sich durch bunte Kulissen, trifft auf bekloppte Charaktere, sammelt Gegenstände und kombiniert diese, um Rätsel zu lösen und mit der Geschichte fortzufahren. Dabei ist es stolze Tradition des Genres, Anspielungen auf bekannte Film- und Spieleklassiker sowie auf aktuelle Themen aus der Gesellschaft zu bringen. An der Stelle geht "Ceville" jedoch in die Vollen - kein Bildschirm, kein Charakter und nahezu keine Dialogzeile kommt ohne irgendeine Popkultur-Referenz aus. Da das Königreich Faeryanis ein Märchenland voller Feen, Dämonen und Zwerge ist, sind beispielsweise Anspielungen auf "Der Herr der Ringe" und "Dungeons & Dragons" vorprogrammiert. Das geht vom Offensichtliche bis hin ins äußerst Obskure ("Warum liegt hier eigentlich Stroh?" - "Chuck Norris weiß, warum da Stroh liegt."). Wer alle Anspielungen verstehen will, muss mit seinem Popkulturwissen schon ziemlich auf Zack sein.

[imgright]images/UploadGrafiken/Ceville2.jpg[/imgright]Das hat nur einen Haken: "Ceville" steht damit aktuell nicht alleine da. Bei der Flut aktueller Adventures scheinen ein phantastisches Szenario und tonnenweise Veralberungen mittlerweile der Standard zu sein, ob nun bei "Simon the Sorceror", "Ankh", "The Book of Unwritten Tales" oder "Sam & Max". In der Fülle der Anspielungen, wie sie "Ceville" nun mal hat, wirken diese außerdem häufig sehr bemüht, so als könne man nur im Verweis auf bereits Bekanntes dem Spieler einen Lacher entlocken. Das ist häufig recht biederer, deutscher Humor, dafür kommt das Programm aber auch immer wieder mit wirklich amüsanten Ideen daher. Etwa, wenn man auf eine Selbsthilfegruppe aus Monstern trifft, die sich von einer widerlich guten Fee zu Modellbürgern umschulen lassen. Oder wenn ein paar Zwerge im Business-Meeting mit Wirtschaftsenglisch nur so um sich schmeißen. Oder wenn man einen streng neutralen Druiden mit Schweizer Akzent davon überzeugen muss, eine bestimmte Position einzunehmen. Über die x-te Anspielung auf "Deutschland sucht den Superstar" lacht dagegen keiner mehr. Und die Lösung des Druidenproblems ist zwar absurd, hat aber mit der Ausgangssituation rein gar nichts zu tun.

Dafür sind die Rätsel des Programms gut gelungen. Die Übersicht geht kaum flöten, da man sich immer nur über wenige Schauplätze bewegt und das Inventar nur selten mehr als zehn Gegenstände umfasst. Außerdem ist immer klar, was es als nächstes zu tun gibt - "Ceville" hat zwar kein integriertes Hilfesystem, ist aber durchgängig recht einfach. In einigen Rätseln muss man mit verschiedenen Charakteren unter Zeitdruck agieren, das Zeitlimit wird vom Programm jedoch rasch erhöht. Adventure-Profis werden sich durch das Programm daher im Halbschlaf durchklicken, für jüngere Spieler, denen das uralte Problem mit verschlossenen Tür, in der innen der Schlüssel steckt, noch neu ist, dürfte "Ceville" jedoch eine gute Herausforderung darstellen - allerdings werden an ihnen viele der Anspielungen verloren gehen.

[imgleft]images/UploadGrafiken/Ceville3.jpg[/imgleft]Die Grafik von "Ceville" ist sehr bunt und freundlich gehalten, auch wenn sie es arg mit Weichzeichner-Effekten übertreibt und ein großes Problem mit Clipping-Fehlern hat, in denen Charaktere einfach durcheinander durchlaufen. Besonders schön sind dagegen die Übergänge von Schauplatz zu Schauplatz im zweiten der fünf Akte geraten - so hat man wirklich das Gefühl, sich durch eine zusammenhängende Stadt zu bewegen und nicht nur durch voneinander unabhängige Bildschirme. Längere Sequenzen kann man jedoch immer durch nur einen Mausklick überspringen, was leider immer wieder dazu führt, dass man auch Dialogzeilen der exzellent vertonten Sprachausgabe versehentlich wegklickt.

Die größte Enttäuschung ist nach zehn bis fünfzehn Stunden Spielzeit leider die Story des Spiels. Entwicklungen bei den Charakteren oder eine Handlung gibt es gar keine, nur mehrere große Hürden in den fünf teilweise sehr kurzen Akten, die es zu überwinden gilt. So bleibt einem einerseits die olle Kamelle der Läuterung des Bösewichts zum Gutmenschen erspart, andererseits ist "Ceville" dadurch auch nichts anderes als an einer Perlenschnur aufgereihte Parodien ohne großen Zusammenhang. Wie schön dagegen die Geschichten, die moderne Adventures wie "Ankh" oder "Jack Keane" zu erzählen wussten ?

Nichtsdestotrotz macht "Ceville" Spaß. Die Bedienung des Programms ist komfortabel, die Rätsel sind stimmig, die Motivationskurve hoch, die Charaktere sind drollig und immer mal wieder bringt einen der Humor des Spiels zum Schmunzeln. Alles andere entspricht den Standards. Bis auf die böse Hauptfigur vielleicht ? aber so böse ist die ja gar nicht.

Julius Kündiger



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. Februar 2009 | FSK: 6 | PC | Preis: 40 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch

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