Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Ton | |
Jack London ist vor allem durch seine Romane "Der Ruf der Wildnis", "Der Seewolf" und "Wolfsblut" bekannt geworden. Seine Kurzgeschichten über die Arbeit der Fischpatrouille sind hingegen weitgehend unbekannt. London schildert darin, wie unerschrockene "Patrolmen" Fischern, insbesondere Lachs- und Austernfischern, die die Fischereigesetze missachten, das Handwerk legen.
Jack London war in seiner Jugend selbst ein Austernpirat, der später zur Fischpatrouille wechselte, und kannte die Welt, von der er erzählt. In diesen Geschichten spielen meist der jugendliche Ich-Erzähler und sein unerschrockener, erfahrener Kollege Charley die Hauptrollen - sowie, auf der Gegenseite, die illegal agierenden Fischer, die meist aus dem armen Immigrantenmilieu stammen: Chinesen, Italiener, Griechen. Sie respektieren weder das Sonntagsfangverbot für Lachse, das eine nachhaltige Nutzung des Bestandes ermöglichen soll, noch den Umstand, dass die reichen Austernbänke Besitzer haben, denen die Ausbeutung vorbehalten ist.
Auch wenn die Patrolmen die Motivation der Piraten manchmal nachvollziehen können, steht für sie die Pflichterfüllung an erster Stelle. Jack London schildert die regelrechten Kriege samt Belagerung und Seeschlachten, die sich in kleinem Maßstab ergeben, er berichtet von Bestechlichkeit, vom gegenseitigen Belauern und dem Kampf auf Leben und Tod gegen die Elemente. Hier sticht die Geschichte "Demetrios Contos" hervor, in der ein waghalsiger, arroganter Pirat während der Jagd dem jungen Protagonisten das Leben rettet und dennoch zur Empörung des Jungen und des Delinquenten selbst von Charley verhaftet wird - der dann jedoch einen klugen und zugleich rechtskonformen Kompromiss findet.
Die Titel der Geschichten lauten:
"White and Yellow" - "The King of the Greeks" - "A Raid on the Oyster Pirates" - "The Siege of the Lancashire Queen" - "Charleys Coup" - "Demetrios Contos" - "Yellow Handkerchief".
Dieses Hörbuch liegt auf einer CD im Format mp3 vor, sodass man zum Abhören ein geeignetes Gerät benötigt. Als Bonusmaterial enthält die CD den gesamten Text im PDF-Format, in den Track-Verweise eingebettet sind. Eine Übersicht über die den einzelnen Geschichten zuzuordnenden Tracks findet man in einer weiteren PDF-Datei auf der CD.
Wer Jack Londons "Schreibe" mag, wird an diesem Hörbuch viel Freude haben, denn die Geschichten aus der männlich-rauen Welt der Fischpatrouille sind spannend und stimmungsvoll verfasst und bieten wesentlich mehr als schlichte Abenteuergeschichten. Die Sprache, wiewohl geschliffen, passt sich an Handlung und Umgebung an, die Charaktere wirken authentisch und offenbaren sich in packenden Dialogen.
Wie auch in seinen großen Romanen bezieht Jack London immer die Natur mit ein, die mit ihren Launen in mehreren Geschichten die Wende zugunsten der Fischpatrouille herbeiführt, in "Demetrios Contos" jedoch scheinbar den Untergang des Protagonisten besiegelt. Zudem geht es um Witz und Pfiff des erfahrenen Patrolman Charley, dem es immer wieder gelingt, seine Gegner mit ausgebufften Coups zu überlisten. Und in das von London vermittelte Bild der eigenartigen Welt von armen, auf Kriminalität angewiesenen Immigranten und ihren Verfolgern werden auch ungeschriebene Gesetze integriert, die den Kampf und die Jagd zwischen diesen Gruppen mit ihren unvereinbaren Zielen ein Stück weit in der Art des Rittertums ritualisieren.
An die amerikanische Aussprache, den "Drawl" des Sprechers werden sich Hörer erst einmal gewöhnen müssen, die an das Hörbuch mit dem üblichen "englischen" Schulenglisch herangehen. Man findet jedoch schnell hinein. Da die Tracks relativ kurz sind, bereitet es kaum Aufwand, bei Verständnisschwierigkeiten einfach zurückzuspringen. Zudem kann man den Text dank der PDF-Datei mitlesen.
Die Hörbuchfassung "Tales of the Fish Patrol" bietet somit gut verständlich spannende Literatur in der Originalsprache. Geliefert wird die CD in einer üblichen, robusten Plexiglashülle.